Personenkontrolle

Die beiden Zöllner standen nun dicht beieinander und tuschelten, so leise, dass ich kaum ein Wort verstand. Nur einzelne Fetzen drangen zu mir durch: „… so eine Gelegenheit …“ oder „… kann man doch eigentlich nicht machen …“ – es war klar, dass sie hin- und hergerissen waren zwischen Pflichtgefühl und der Versuchung, die Sonja ihnen geradezu präsentierte.

Ich sah, wie einer der beiden schließlich einen Entschluss fasste. Er griff zum Funkgerät an seiner Schulter und sprach leise hinein. Es war nicht schwer zu erraten, was er da durchgab: Sie wollten ihre Kollegen holen, um sich selbst den Raum für mehr zu verschaffen. Ich hörte etwas von „Pause beenden“ und „Kontrolle verstärken“.

Wenig später kamen tatsächlich zwei weitere Zöllner gemächlich auf uns zu. Sie wirkten zunächst überrascht, dass hier eine Kontrolle so ernst genommen wurde, doch ein Blick auf Sonja genügte – sie verstanden sofort, warum man sie dazugeholt hatte.

Einer der Beamten deutete mit der Hand: „Wenn Sie bitte mitkommen würden. Wir möchten die Kontrolle an einem diskreteren Ort fortsetzen.“

Wir folgten den Anweisungen, ohne uns auf Diskussionen einzulassen. Einer ging vor uns her, einer hinter uns, die anderen beiden blieben bei den Fahrzeugen zurück, um weiter ein Alibi der Kontrolle aufrechtzuerhalten.

Sie führten uns zu einem schlichten, fensterlosen Container, den sie wohl für solche Anlässe nutzten. Drinnen war es karg: ein Schreibtisch, ein paar Monitore mit dem Blick nach draußen, und einige Stühle. Zwei der Beamten lehnten sich betont gelassen an den Schreibtisch, während wir in der Mitte des Raumes standen.

Der eine sagte mit gespielter Ernsthaftigkeit: „Tut uns leid, aber wir müssen die Kontrolle bei Ihnen beiden stichprobenartig etwas gründlicher durchführen. Zunächst beginnen wir mit dem Herrn.“

Er bat Sonja, auf einem Stuhl Platz zu nehmen, während ich angewiesen wurde, die Arme auszubreiten. Ich konnte spüren, dass ihre Blicke zwar auf mir ruhten, aber ihre Gedanken längst wieder bei Sonja waren – die mit einem kaum merklichen, aber sehr wirkungsvollen Spiel ihrer Haltung den Moment steuerte.