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Chapter 29 by kleinehexe kleinehexe

Bleibt es bei der theoretischen Recherche?

Nachtarbeit

Müde schloss sie kurz nach 23 Uhr den Deckel ihres Laptops und lehnte sich nachdenklich an ihrem Schreibtisch zurück. Stundenlang hatte sie jetzt Berichte und Kommentare aus allen Bereichen des Milieus gelesen. Der Wirrwarr an Meinungen und Standpunkten hatte sie endgültig zermürbt. Es waren einfach zu viele Stimmen, zu viele Meinungen, zu viele Widersprüche – und doch schien eigentlich niemand wirklich etwas darüber zu erzählen. Wie es ist, auf der Bühne zu tanzen und dabei zu strippen oder sich im Licht der Laternen am Rande der Stadt zu verkaufen. Auch in den zahlreichen Artikeln, sowohl von Aussteigern als auch von aktiven Sexarbeitern, fand sie keine neuen, aufschlussreichen Informationen. Sie war hin- und hergerissen von den Dimensionen des Gewerbes in all seinen Facetten, welches sich ihr einerseits immer mehr offenbarte und sie zeitgleich auch erschreckte.

"Am Rande der Stadt" schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Lächelnd überdachte sie ihre plötzliche Idee. Schon mehr als einmal hatte sie davon gehört. Von dem, was sich Nacht für Nacht in der alten Industriebrache am Rande der Stadt abspielen sollte. Zwischen stillgelegten Lagerhallen und Fabriken in Wohnwagen, verfallenen Hauseingängen und Parkplätzen.

Illegal.

Geduldet.

Übersehen.

Das plötzlich aufkommende, aufregende Kribbeln im Bauch wischte ihre Müdigkeit einfach dahin. Sollte sie wirklich? Im Zwiespalt zwischen Neugier und Vernunft rangen Engel und Teufel auf ihren Schultern. War das nicht unvernünftig? Drei Wimpernschläge später war die Sache bereits für sie entschieden. Zu groß war einfach ihre Neugier und sie eilte ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. In ihren Schlumperhosen vom Abhängen daheim konnte sie ja schließlich nicht vor die Tür.

Noch im Gehen griff sie nach ihrer Jacke, als sie ihre Wohnung fast schon fluchtartig verließ. Das Industriegebiet lag nur eine knappe Viertelstunde mit dem Auto von ihrer Wohnung entfernt. Ungeduldig folgte sie mit ihrem alten Golf der langen Chaussee, welche sie durch ein kleines Waldstück hinaus aus der Stadt führte und an deren Ende die Industriebrache lag. Langsam tauchten die Umrisse der ersten Gebäude im Dunkel der warmen Sommernacht auf. Sie spürte, dass sie auf der richtigen Fährte war. Anders war der Gegenverkehr jetzt kurz vor Mitternacht hier am Stadtrand nicht zu erklären. Das musste einfach etwas sein.

Langsam tauchte sie in das Industriegebiet ein, welches schon seit Jahren dem Verfall preisgegeben war. Aufgegeben von ihren Betreibern und dann vergessen hier am Stadtrand. Aufgeregt wie ein kleines Kind, das es nicht erwarten konnte, rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her, bis endlich die ersten Wohnwagen am Straßenrand und zwischen den Ruinen auftauchten. Im spärlichen Licht der wenigen noch funktionierenden Laternen sah sie auch die Prostituierten, die sich hier anboten. Aufreizend in Röcken und Oberteilen, die nicht mehr kürzer und knapper sein konnten.

Langsam fuhr sie mit ihrem klapprigen Golf die Straße entlang und bog schließlich auf eine größere Freifläche ein, in der Hoffnung, von dort einen guten Blick auf die Straße und das Geschehen zu haben. Zufrieden stellte sie fest, dass sie tatsächlich Glück hatte mit ihrer Stelle und die Straße gut einsehen konnte. Sorgfältig überprüfte sie noch einmal die Verriegelung der Türen und der Fenster, als das Auto stand. Niemals würde sie hier aussteigen. Niemals!

Wirklich niemals?

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