Mariana sucht nach einem Platz zum Schlafen

Das Herz klopft Mariana vor lauter Aufregung und vor Erleichterung bis in den Hals. Sie hat es geschafft! Sie ist frei! Aber wohin soll sie jetzt gehen? Ohne Geld und ohne Papiere kann sie weder eine Pension noch ein Hotel aufsuchen. Außerdem will sie ja auch nicht gefunden werden. Sie ist sich sicher, dass die Zuhälter ihre Abwesenheit mittlerweile bemerkt haben und bereits nach ihr suchen. Glücklicherweise ist Sommer. Notfalls gehe ich einfach in einen Park und krieche in ein Gebüsch, überlegt Mariana, dort kann ich dann ein wenig schlafen.

„Na, Kleine, gehst du mit?“ Ein dicker, hässlicher Mann hat sie angesprochen. Mariana starrt ihm ins feiste Gesicht. „Was?“ stammelt sie überrascht. „Mitgehen! Du gefällst mir, Kleine.“ Er macht unmissverständliche Bewegungen mit den Fingern. Mariana versteht endlich, dass der dicke Kerl sie ficken will. Aber sie hat sich ihre lang ersehnte Freiheit nicht erkämpft, nur um sich jetzt vom nächsten Freier weiterficken zu lassen. Deshalb dreht sie sich auf der Stelle um und rennt einfach, so schnell es auf ihren hochhackigen Schuhen nur geht, davon.

Eine halbe Stunde später findet die erschöpfte Mariana sich im Wartesaal des Bahnhofs wieder. Der Wartesaal ist bis auf ein paar schnarchende Obdachlose leer. Niemand nimmt Notiz von ihr, als sie sich auf eine leere Holzbank legt. Sie legt sich auf die Seite, zieht die Beine an und schläft beinahe auf der Stelle ein. „Ich habe ein Mädchen“, flüstert ein in einiger Entfernung sitzendes Mädchen leise in ihr Telefon. „Toll, sage ich dir! Du kannst sie haben! Wir sind am Bahnhof. Nein, nein, die ist keine Stricherin, die ist ganz in Ordnung. Ehrlich!“