Lena

Freitagnachmittag. Endlich Schulschluss. Und Wochenende. Für das er noch nichts konkret vorhat. Als er zu seinem Wagen geht, wartet dort die Schülerin Lena auf ihn. Wozu?, fragt er sich, er hat sie doch gar nicht im Unterricht. Sein bester Freund regt sich, denn die Blondine, die Selbstbewusstsein und sexuelle Erfahrung ausstrahlt, ist den Temperaturen angemessen recht luftig – um nicht zu sagen: erregend – gekleidet.

„Können Sie mich mitnehmen?“, fragt sie ihn.

„Wohin denn?“

„An einen Platz, den Sie für geeignet halten.“

„Wofür geeignet?“

Als Antwort hält sie ihm ihr Handgelenk hin, an dem sich auch ein schwarzes Bändchen befindet.

„Was meinen Sie, können wir das als von Ihnen zerrissen betrachten?“, sagt sie darauf.

Benno Oberländer registriert das „Ja! Ja! Ja!“, das aus seiner Hose zu dröhnen scheint.

Er sagt aber nichts, sondern schaut Lena in Ruhe an, die darauf grinsend sagt:

„Ich weiß, dass ich gut aussehe. Aber gucken Sie sich in Ruhe an, womit Sie sich das ganze Wochenende über beschäftigen können. Oder sind Sie schon anderweitig verplant?“

„Nein, bin ich nicht“, antwortet er lächelnd, „aber es stellt sich doch im Moment die Frage der geeigneten Location.“

Lena grinst angesichts seiner – bewusst – gestelzten Ausdrucksweise. Sie scheint einen Moment nachzudenken, ehe sie sagt: „Kennen Sie den Landgasthof Erlenmeyer?“

Klar kennt er den. Jeder kennt den, zumindest dem Namen nach. Nicht gerade die Topadresse der Unterkunftsmöglichkeiten, um es mal so auszudrücken, aber bekannt für Unkompliziertheit. Seit dem Skandal vor ein paar Jahren, als rauskam, dass sich gelegentlich minderjährige Schülerinnen dort von Erwachsenen vernaschen ließen, musste man beim Einchecken seinen Ausweis zeigen, um die Volljährigkeit zu belegen, aber es war überhaupt kein Problem, sich zum Beispiel als Mr. und Mrs. Tom & Ann Smith aus Wyoming ist Gästebuch einzutragen, auch wenn die vorgezeigten Ausweise auf Benno Oberländer und Lena Petersen lauteten.

„Guter Vorschlag“, lautet somit seine Antwort.

„Fahren wir?“

„Haben Sie alles dabei?“

„Ja“, antwortet sie und öffnet ihre Umhängetasche, lässt ihn sehen, dass sich neben dem üblichen Schulkram Unterwäsche und ein Bikini nebst Badehose darin befinden, aber anscheinend keine Kondome.

„Sie verlassen sich darauf, dass ich Gummis mithabe?“, fragt er sie.

„Nö, ich verlasse mich darauf, dass Sie keine sexuell übertragbare Krankheit haben. Falls doch, werden Sie schon Kondome dabeihaben und von sich aus benutzen. Sie sind kein Arsch, der eine bumswillige Schülerin verseucht. Schwängern können Sie mich eh nicht, dafür brauche ich also keine Präservative“, entgegnet die Blondine grinsend.

Er grinst erfüllt von Vorfreude zurück, und dann fragt sie ihn:

„Und wie es das bei Ihnen, müssen Sie noch nach Hause, was holen?“

„Nein“, lautet seine Antwort, denn er hat immer eine kleine Reisetasche im Auto, um spontan Ausflüge machen zu können.

„Dann können wir also direkt dahin?“

„Ja. Dann steigen Sie mal ein, Lena.“