Lara wird zum Turm geführt

Chris hatte die Hütte kurz nach dem er gekommen war verlassen. Lara blieb alleine zurück und musste warten, was ihr fast mehr ausmachte, als von ihrem Feind abermals geschändet zu werden. Am wenigen Licht, das durch die Bretter fiel, konnte Lara erkennen, dass es langsam dunkler wurde. Sie machte sich Gedanken über eine Flucht und versuchte, sich aus ihren Fesseln zu winden, aber die Seile waren eng und stark, so dass die Archäologin ihr Vorhaben schon bald aufgab. Draußen vor der Hütte schien das Treiben geschäftiger zu werden. Die ganze Dorfbevölkerung versammelte sich wohl. Die Geräuche, die Lara hörte, konnte sie nicht richtig zuordnen. Sie versuchte, etwas herauszuhören, aber alles was sie erkannte, schien ein Mix aus fremdartiger Sprache, lautem Kröhlen und Schmerzenslauten zu sein.

Als etwa eine weiterer Stunde vergangen war und nur noch sehr wenig Licht in die Hütte fiel, wurde die Tür geöffnet. Drei Männer standen in der Öffnung: Chris, der eine Pistole in der Hand hielt, und zwei Mitglieder des Stammes, die Laras Body gierig musterten. Lara wurde losgebunden und ihre Arme dann hinter ihrem Rücken gefesselt. Angesichts von Chris´ Pistole wehrte sich Lara nicht und wurde von den beiden Afrikanern zur Hüttentür gezerrt. Draußen war es dämmrig. Überall wurden Fackeln entzündet und Lara sah sich hastig um. Was ihr sah, gefiel ihr ganz und gar nicht. Zum einen sah sie eine Gruppe von Stammeskriegern, die sich um eine andere Hütte versammelt hatten. Durch die offene Tür konnte Lara ein Lager aus Stroh und Matten erkennen, auf dem sich die Krieger mit einer kleinen, hellhäutigen Blondine zu vergnügen, die sichtlich nicht begeistert war. Drei Männer bearbeiteten sie zugleich. Einer lag unter ihr und bumste ihre Möse, der zweite fickte von hinten ihren Arsch und der dritte vergnügte sich von vorne mit dem Mund der Blondine. Lara schätzte, dass das das Mädchen sein mußte, von dem van Beeren gesprochen hatte, als er Lara betäuben und gefangen nehmen ließ. Das andere, was Lara sah, gefiel ihr noch weniger: Es war Albert. Er sah übel zugerichtet aus. Sein nackter, nur noch von einem Lendenschurz bekleideter Körper hing schlaff zwischen vier Seilen, mit denen seine Füße und Arme wie zu einem X zwischen zwei Stangen gebunden worden waren. Sein Körper war mit vielen blutigen Narben, die wahrscheinlich von Messern herrührten, übersät und wies überdies große Verbrennungsspuren auf. Wahrscheinlich hatte man ihm brennende Fackeln gegen die Seiten gedrückt, um ihn zu foltern. Sein Kopf hing nach unten, aber offensichtlich war er nur bewußtlos, da sein BRustkorb sich zur Atmung hob und senkte.

Chris und die beiden Stammeskrieger brachten Lara zur Grube hinüber, wo bereits der alte Häuptling, van Beeren und eingie Männer des Anzugträgers warteten. Als sich die kleine Gruppe der Grube näherte, wurde van Beeren auf sie aufmerksam und ging ihnen entgegen.

"Seien sie gegrüßt, Miss Croft, wie geht es ihnen ?" fragte er spöttisch.

"Mieses Dreckschwein," fauchte Lara und riß sich aus dem Griff ihrer Bewacher los. Sie sprang auf van Beeren zu und wollte ihm einen harten Tritt verpassen, doch kurz bevor sie ausholte, packte sie Chris von hinten an ihrem langen Zopf und zog sie zurück. Lara schrie durch die ruckartige Bewegung auf und stürzte zu Boden. Van Beeren machte einen Schritt auf sie zu und trat ihr in die Seite. Lara stöhnte schmerzhaft auf.

"Bitte, Miss Croft," sagte van Beeren dann wieder freundlich, "wir sind Gäste eines Stammes, der unsere europäischen Streitigkeiten nicht gut heißt. Man sollte sich angemessen benehmen, finden sie nicht ?"

"Du bist ja völlig bescheuert," schrie Lara, "diese perversen Einheimischen und ihre Sitten kümmern mich einen Dreck."

"So reden sie nur, weil sie erzürnt sind, Miss Croft," sagte van Beeren ruhig, "gewöhnlich würden sie sich garantiert für einen vergessenen Volksstamm interessieren. Ich habe die Kultur genau studiert und würde gerne mit ihnen, Miss Croft, eine anregende Debatte über kultursozilogische Themen führen, aber die Zeit erlaubt es mir leider nicht. Da sie ohnehin nicht den Eindruck erwecken, Miss Croft, als seien sie an einer Konversation interessiert, schlage ich vor, dass wir damit beginnen, weshalb wir alle hier sind." Damit nickte er Chris zu und wandte sich ab, bevor Lara etwas auf seine ungeheuerliche Aussage antworten konnte. Die Archäologin wurde hochgehoben und von Chris und den beiden Stammeskriegern in die Grube hinunter geführt. Der Häuptling und van Beeren folgten in kurzem Abstand und sprachen mit einander in einem seltsamen Dialekt, den Lara nicht verstand. Sie wurde zu einer kleinen Steinplatte in der Mitte der Grube geführt und ****, darauf nieder zu knien. Dann traten van Beeren und der Häuptling vor sie.

"Miss Croft," sagte van Beeren in seiner gewohnt höflichen Redeweise, "der Häuptling wird nun mit dem Ritual beginnen. Es war nennt, sie kennen gelernt zu haben. Eine so nette, junge Dame trifft man selten." Damit wandte sich van Beeren wieder ab und folgte dem Häuptling, der zum Turm hinüber ging und sich davor kniete.

"Willst du wissen, was passieren wird," fragte Chris, der sich neben Lara gehockt hatte und ihr die Pistole unter die rechte Brust hielt.

"Was ?" fragte Lara mit Neugier.

"Nun, der Graiili wird mit dir ein bißchen spielen. Und dadurch wird von Beeren gleichzeitig das Tor öffnen können. ISt das nicht schön ?"

Der Häuptling kniete sich vor den Turm und murmelte in einer Sprache, die noch unverständlicher war als der Dialekt, in dem er sich eben mit van Beeren unterhalten hatte. Es war ein seltsamer Singsang, in den alsbald auch die beiden Stammeskrieger, die noch hinter Lara standen, um sie zu bewachen, einstimmten. Das ganze dauerte nur wenige Minuten und nichts geschah, was Lara hätte eine Änderung der gegebenen Verhältnisse erkennen lassen. Gerade als sie eine spöttiche Bemerkung zu Chris über den Erfolg der Operation machen wollte, erhob sich der Häuptling und verstummte. Dann ging er mit van Beeren ruhig durch die Grube zurück. Auch die beiden Stammeskrieger entfernten sich, so dass nur noch Chris bei ihr war. "Jetzt geht es los, Süße, der Graiili kommt" sagte er und im selben Moment begann der Turm oder der Grund, auf dem er erbaut war, zu beben.