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Chapter 12
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Herrin im eigenen Haus
Eines ihrer Worte hatte mich hellhörig gemacht und ließ mich erschauern. Ich beugte mich so nah wie möglich zu Nanescha und flüsterte ängstlich: „Ist er ein -- Geist?"
Besorgnis wallte bei diesem Gedanken in mir auf. Verunsichert und furchtsam beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln, darauf gefasst, dass er sein wunderschönes Äußeres aufgeben und unvermittelt zu einer schrecklichen Spukgestalt mutieren würde.
Er aber saß nur stumm da und blickte angestrengt von ihr zu mir und zurück, während er vergeblich versuchte, unserer Unterhaltung einen Sinn zu entnehmen.
„Nein, nicht in der Weise, die du meinst,", Nanescha lachte hell auf, „es gibt unzählige verschiedene Arten von Naturwesen, die wir nur der Einfachheit halber als das unsichtbare Volk zusammenfassen. Keines von ihnen ist auch nur im Entferntesten den Figuren deiner Gespenster- und Schauergeschichten ähnlich. Unser Gast hier gehört einer Art an, die uns Menschen besonders gleicht. Ich nenne sie am liebsten Elfen. In anderen Gegenden sagt man auch Elben, Sidhe, Dschinns oder Dämonen zu ihnen. Wobei letzterer Name einzig davon zeugt, dass die Menschen dazu neigen, das Böse, das in ihnen selbst wohnt, gedanklich auf das Fremde und Unbekannte zu übertragen."
Ihren Tonfall, belehrend und von oben herab wie zu einem kleinen Kind, empfand ich als unangemessen. Andererseits musste ich zugeben, dass ich, verglichen mit ihr, tatsächlich nur ein Kind war, was die Kenntnisse über unseren Besucher und seine Heimat anging.
Sie wusste sicher, wie man am besten mit ihm umgehen müsste. Diese Gewissheit gab mir spürbare Sicherheit und ich entspannte mich. Ich wagte es nun, den Elfen offen und ohne Vorbehalte anzusehen. Abgesehen von seinen Augen hätte man ihn wirklich für einen Menschen halten können. Einen besonders wohlgestalteten und attraktiven Menschen noch dazu. Bei diesem Gedanken fiel mir stärker als zuvor auf, dass er noch immer nackt war. Wenn er länger bei uns bleiben würde, was wohl notgedrungen der Fall war, mussten wir etwas dagegen unternehmen. Ich stand auf. Nanescha sah mich fragend an.
„Ich hole etwas für ihn zum Anziehen. Wartet hier bitte."
Ich war froh, etwas zur Verbesserung unserer Lage beitragen zu können. Etwas praktisches zu tun zu haben, half mir zudem, meine Beklemmung zu überwinden.
Ich betrat das Zimmer meiner Eltern und öffnete zum ersten Mal seit ihrem **** ihren Kleiderschrank. Mein Stolz, eine eigenständige Entscheidung getroffen zu haben, die uns in unserer misslichen Lage helfen würde, verflog und eine leichte Beklemmung überkam mich, als ich die Kleidungsstücke erkannte, die Vater und Mutter zu ihren Lebzeiten getragen hatten.
Doch ich versuchte, die sachliche Seite meines Vorhabens zu sehen, und verdrängte die aufkommende Trauer. Ich war, de jure und de facto, Herrin in diesem Haus und musste lernen, eigenverantwortlich zu handeln und zu tun, was notwendig war. Mit einigen Hemden und Hosen aus dem Fundus eines verblichenen Vaters, die mir auf den ersten Blick für unseren Gast passend erschienen, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück. Aber sobald ich Nanescha sah, verließ mich der Anflug von Mut. Würde sie meine Absicht gutheißen?
Ich war erleichtert, dass Nanescha meine Initiative anerkannte, indem sie sofort die Initiative ergriff und dem Fremden ein paar Stücke aus dem Bündel entgegen hielt. Mit ausführlichen Gesten und gutem Zureden versuchten wir, ihm klar zu machen, was er mit den ihm unbekannten Dingen tun sollte. Als er endlich verstand, dass er seinen Körper mit den ihm unvertrauten Kleidungsstücken bedecken sollte, war er verblüfft. Doch sobald er das Prinzip begriffen hatte, hielt ihn nichts mehr zurück. Ich gewann dabei den Eindruck, dass er sich wie ein kleines Kind benahm, das ein neues Spielzeug bekam und es zum ersten Mal ausprobiert, so sprühte er vor Enthusiasmus und schlichter Freude.
Die Hemden passten ihm leidlich, um den Bauch herum waren sie zu weit, an den Schultern dagegen zu eng. Das Konzept von Hosen wollte er aber anscheinend gar nicht begreifen, zumal sie für seine Statur zu weit und zu kurz waren. Ich konnte mich beim besten Willen nicht dazu überwinden, ihm die Beinkleider selbst anzuziehen oder ihm durch Vormachen zu demonstrieren, wozu die Stoffröhren dienten. Meine Freundin war mir dabei auch keine große Hilfe. Sie sah ihm nur grinsend zu, wie er an dem ungewohnten Hemd, das sich über seinen Oberkörper spannte, herum zupfte. Hosen schienen ihr im Gegensatz zu meinem Anstandsgefühl nicht wichtig zu sein.
„Es passt nicht", stellte ich entmutigt fest.
„Ich kann es anpassen", schlug Nanescha vor, „bringe die Sachen in meine Kammer. Ich habe mein Nähzeug dort."
Sie nahm den Elfen bei der Hand und führte ihn durch den Flur zu dem Zimmer, das ich ihr überlassen hatte. Ganz offensichtlich machte es ihr eine diebische Freude, dabei auf den Saum seines kurzen Hemdes zu schielen, unter dem beim Gehen seine hin und her schwingende Männlichkeit hervor lugte. Ich folgte ihnen mit den Armen voller Kleidungsstücke.
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Freiin Cornelia
Märchen, Spukgeschichten und okkulte Bücher, die mir eine Großtante hinterlassen hat
Freiin Cornelia wird mit achtzehn Jahren plötzlich und unvorbereitet Herrin über ein kleines Familiengut. Ihr Zeitvertreib beschränkt sich im Wesentlichen auf das Vergnügen, Märchen, Spukgeschichten und okkulte Bücher zu lesen, ohne das wahre Leben kennen zu lernen. So schwirrt es in ihrem Kopf von Hexen, Zauberern, weißen Rittern, Elfen und höllischen Dämonen. Andernfalls wäre es vermutlich nicht zu dieser Geschichte gekommen.
Updated on Aug 19, 2023
Created on Aug 3, 2023
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