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Chapter 3

What's next?

Hänsel und Gretel Teil 2

„Bringen sie mich sofort zu meinem Bruder und lassen sie uns gehen!", begehrte Gretel noch einmal auf.

Das scharfe Zischen der Rute, die auf die Sessellehne klatschte, ließ Gretel zusammenzucken. Das Lächeln der Frau hatte nichts Warmes oder Freundliches an sich und erreichte ihre harten Augen nicht, die die Jüngere kritisch musterten.

„Wenn du wirklich deinen Bruder gesund und wohlbehalten wiedersehen willst, dann hörst du auf, Fragen oder Forderungen zu stellen, und tust nur noch genau das, was ich von dir verlange. Ist das klar?"

Eingeschüchtert nickte Gretel.

„Gut. Dann komm her!"

Mit hängendem Kopf trippelte Gretel näher. So wie es aussah, hatte sie ****.

„Dreh dich im Kreis."

Gretel folgte der Bewegung, die die Hand der anderen vorgegeben hatte. Sie zuckte zusammen, als die Gerte sie leicht an den Beinen berührte und den Saum ihres ohnehin viel zu kurzen Röckchens anhob.

„Wie ich mir's dachte", die Lippen der Frau verzogen sich abschätzig, „das sieht nicht gut aus, wenn die Haare unter dem String herausschauen. Die musst du umgehend gründlich entfernen. Geh in dein Zimmer, dort findest du alles Notwendige. Und auch mit deinem Kopf musst du dringend etwas tun. Kämme dich gründlich und binde dir links und rechts mit Haargummis zwei abstehende Zöpfchen, wie bei einem Schulmädchen. Ich will, dass dein Look dich deutlich jünger aussehen lässt, als du bist. Los! Spute dich. In dreißig Minuten will ich dich fix und fertig wieder hier sehen."

Gretel floh in Ihre Kammer und tat eilig, was ihr die Hexe aufgetragen hatte. Eine andere Bezeichnung konnte sie sich für die böse Frau, die sie gefangen hielt, beim besten Willen nicht ausdenken.

Pünktlich war sie wieder zurück. Sie hatte keine Ahnung, wozu die Hexe fähig war, wollte sie aber auf keinen Fall provozieren, ehe sie nicht wusste, wie es Hänsel ging.

Wieder musste sich Gretel wie auf dem Präsentierteller drehen und dabei ihren Rocksaum selbst hochhalten, was sie mit knallrotem Kopf tat. Die empfindliche Haut zwischen ihren Beinen juckte noch immer von der ungewohnten, allerersten Rasur ihres Lebens. Das war aber noch nichts gegen die Peinlichkeit, die sie empfand, als sie sich anschließend weit vornüber beugen sollte, damit die andere ihre Kehrseite in ihrer ganzen Pracht ansehen konnte, und abschließend musste sie sich auch noch auf den Rücken auf den Boden legen und ihre Beine in einem weiten V gespreizt nach oben strecken.

Wenigstens wurde sie nicht mehr getadelt. Zufrieden nahm ihre Gefängniswärterin die Brille ab und führte sie eine steile Treppe hinab in den Keller. Erschrocken schlug Gretel die Hände vor den Mund, als sie sah, wie ihr Bruder dort eingesperrt war.

Hänsel wiederum erkannte seine Schwester kaum wieder in dem aufreizenden Zofenkostüm und mit der Kleine-Mädchen-Frisur. Eine Ewigkeit hatte er seinem schwindenden Zeitgefühl nach hier gewartet, bis sich endlich jemand zeigte. Aber dass seine Schwester in einem solchen Aufzug gemeinsam mit der Frau, die sie gestern hereingelegt hatte, auftauchen würde, das hätte er sich nie vorstellen können. Er sprang auf und rüttelte an den Gitterstäben.

„Holen sie mich sofort hier heraus! Und lassen sie uns gehen!"

Anstelle einer Antwort klatschte die Gerte lautstark in eine Handfläche und Gretel zuckte zusammen. Hänsel wich einige Schritte zurück. Was hatte diese Bestie seiner Schwester angetan?

Die Stimme der Frau troff vor Sarkasmus. „Nein, aber auch, dieses Ungestüm der Jugend. Immer nur Forderungen und Fragen. Weshalb könnt ihr nicht einfach mit den Entscheidungen zufrieden sein, die ich für euch getroffen habe? Es ist warm hier. Ihr werdet gut und ausreichend verpflegt werden. Und ich verspreche euch, dass ihr eine durchweg erfüllende und befriedigende Beschäftigung haben werdet. Das waren doch eure Wünsche. Nicht wahr?"

Da es sich offensichtlich um eine rhetorische Frage handelte, verzichtete Hänsel auf eine Antwort.

„Dabei bist du doch so ein stattlicher junger Mann, wie ich gestern nicht umhin konnte zu bemerken, als ich dich hier unterbrachte", säuselte seine Kerkermeisterin, „Komm her und lass dich fühlen."

Sie streckte eine Hand auf Hüfthöhe zwischen den Gitterstäben hindurch und winkte ihn mit einem Finger heran. Nein, das war dann doch zu viel, dachte Hänsel. Auf keinen Fall würde er sich von der Alten an den Schwanz fassen lassen. Aus der Art, wie sie ihre Augen zusammenkniff, schloss er, dass sie stark kurzsichtig war, aber zu eitel, um in Gegenwart eines Mannes eine Brille zu tragen. Er entschied, es auf einen Versuch ankommen zu lassen.

Er schnappte sich ein verschrumpeltes Wiener Würstchen, das vermutlich ein unglückseliger Vorgänger in der Zelle nicht gegessen und in eine Ecke geworfen hatte, hielt es vor seine Körpermitte und näherte sich vorsichtig der wartenden Hand. Kaum berührte die Spitze des Würstchens die Finger, schnappten sie zu und tasteten es ab. Das Ergebnis schien der Hexe überhaupt nicht zu gefallen.

„Na, so etwas? Gestern hat das aber noch viel besser ausgesehen. Hm? Vermutlich hast du ein wenig Angst. Ganz sicher auch Hunger. Und vielleicht ist es hier drin doch ein wenig kühl, wenn man gar nichts an hat. Nun, all dem kann abgeholfen werden!"

Sie rauschte an Gretel vorbei zur Treppe.

„Komm schon!", herrschte sie das Mädchen an, als sie ihr nicht sofort folgte.

Gretel warf ihrem Bruder einen gequälten, entschuldigenden Blick zu, dann beeilte sie sich, der Aufforderung Folge zu leisten. Sie wollte nicht das geringste Risiko eingehen, dass Hänsel als Vergeltung etwas Schlimmes angetan wurde, weil sie ungehorsam wäre.

Die Frau führte Gretel direkt in die Küche, wo sie sofort anfing, eine Mahlzeit zuzubereiten. Gretel erledigte den Großteil der Arbeiten unter ihrer Anleitung. In die große Portion, die für Hänsel vorgesehen war, fügte die Hausherrin aber höchstpersönlich noch spezielle Gewürze hinzu.

„Weißt du, es ist nicht nur ein Sprichwort, dass Liebe durch den Magen geht", erklärte sie ihrem Lehrling dabei, „mit den richtigen Gewürzen in der richtigen Dosierung kann man ganz wunderbare Dinge erreichen. Nun geh und bringe deinem Bruder sein Essen. Er wird schon halb verhungert sein."

Als Gretel mit dem Tablett an Hänsels Zelle ankam, flüsterte sie ihm zu: „Vorsicht. Es ist vielleicht besser, du isst nichts davon. Sie hat seltsame Dinge unter das Essen gemischt. Ich weiß nicht, was es mit dir machen wird."

„Ach, komm schon", sprach der Bruder ihr Mut zu, „wenn sie mich umbringen wollte, hätte sie ganz andere Möglichkeiten, als mir Gift unters Essen zu mischen. Gib her! Ich habe einen Bärenhunger."

Während er mit sichtlichem Appetit aß, saß Gretel vor dem Gitter und erzählte ihm, was sie erlebt und herausgefunden hatte, so wenig es bisher auch gewesen war. Dann besprachen sie leise, was sie tun konnten, um der Gefangenschaft zu entkommen. Das Gitter war massiv und das Schloss ohne den passenden Schlüssel nicht zu öffnen. Hänsel beschwor seine Schwester, ohne ihn zu fliehen, da sie nicht eingesperrt war. Das aber wollte sie auf keinen Fall tun, da sie befürchtete, dass sich die Hexe dann an ihm rächen würde. Letztlich kamen sie überein, dass es das Beste wäre, abzuwarten, ob sich eine Gelegenheit zur gemeinsamen Flucht ergeben würde.

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