Erst einmal noch gar nicht

Nach dem Frühstück suche ich die Utensilien zusammen, die ich für solche Zwecke bereithalte, schließlich ist es nicht das erste Mal, dass ich mich als angeblicher Arzt bei einem jungen Mädel einschleichen will. Blutdruckmessgerät, Stethoskop, Latexhandschuhe und dergleichen mehr habe ich in meinem "Arztkoffer", nicht zu vergessen ein Spekulum und eine mobile Leuchte, in der eine Mikrokamera verborgen ist. Um 10 Uhr rufe ich die Nummer an, vorsichtshalber.

"Ja? Michaela Hörtz hier."

"Hartreiter. Doktor Hartreiter. Ich hätte gern mal die Frau Mama gesprochen."

"Die ist doch auf Dienstreise, kommt erst übermorgen zurück. Rufen Sie im Auftrag von Herrn Doktor Weber an?"

"Ja, richtig. Kollege Weber musste kurzfristig zu einem Notfall und hat mich gebeten, den Hausbesuch zu übernehmen. Ich wollte nur fragen, ob das für Frau Hörtz in Ordnung ist. Aber vielleicht kann ja der Herr Papa sein Okay geben?"

"Kommen Sie nur, meiner Mutter ist das ganz gewiss recht, Hauptsache, ich habe die Sache endlich hinter mir. Mein Vater lebt doch getrennt von uns, den interessiert es nicht, welchen Doc wir nehmen."

"Ach so. Aber was darf ich unter 'der Sache' verstehen? Ich denke, es handelt sich nur um eine Vorsorgeuntersuchung?"

"Naja...", druckst das Mädel herum, "es ist doch nur wegen meiner Regel."

"Ach so. Eigentlich geht man ja wegen so etwas zur Gynäkologie, da stelle ich eine Überweisung aus. Aber wenn's nur ein Routinefall ist, kann ich auch selbst helfen."

"Ja, das wäre toll, ich möchte nämlich möglichst nicht zum Frauenarzt, deswegen..."

"Na gut, das besprechen wir dann in Ruhe, ich mache mich dann jetzt auf den Weg."

Ich beschließe in dem Moment, es gut zu finden, wenn die Leute sich erst einmal an den Hausarzt halten. Und wenn ein junges Mädchen ungern zum Frauenarzt möchte, das kann man doch verstehen. Da helfe ich gern aus. Eine Viertelstunde später klingele ich bei Hörtzens an der Türe.