Chapter 13
by Reyhani
Was erreicht Silke mit ihrem Einsatz?
Eine Entschuldigung
Der Rest der Stunde verlief ohne weitere Vorkommnisse. Silke musste noch zwei Mal das Modell korrigieren, den Rest der Zeit ging sie durch den Klassenraum und schaute dem jetzt konzentriert arbeitenden Kurs über die Schulter. Die Schüler begegneten ihr mit großem Respekt und zeigten ihr bereitwillig ihre Arbeiten. Sie musste neidlos anerkennen, dass Yaras zweiter Versuch einer anatomischen Detailstudie noch besser als der erste war. Selbst den feuchten Schimmer auf Sandros Eichel hatte sie gut eingefangen. Silke war zufrieden, ihr Einsatz für die Kunst hatte sich gelohnt.
"Das hast du super gemach", fand auch Sandro, nachdem alle gegangen waren. "Aktzeichnen ist immer eine aufregende Angelegenheit, aber diese Stunde werden die Schüler nie vergessen."
"Danke! Ich fand es auch ziemlich aufregend. Und wie geht es dir mit diesem andauernden hoch und runter? Wenn ich noch was für dich tun kann ...", geriet Silke ins Stottern und wurde rot.
"Das ist lieb, aber ich muss jetzt sofort los, der Chef hat mich vorgeladen. Ich glaube, Stahlmüller will mich zu deinen Fortschritten im Förderprogramm ausfragen. Ich werde dich natürlich in höchsten Tönen loben. So wie ich das sehe, schlägst du dich hervorragend. Ich freue mich echt, dass wir auf diese Weise enger zusammenarbeiten können. Wie geht es dir denn damit? Du bleibst doch dabei, oder?!"
"Klar, wenn alle denken, dass ich geeignet bin. Es ist nur ..."
Silke sah das Programm mittlerweile vorwiegend positiv. Bei der Aussicht auf eine Festanstellung konnte sie sich kaum beklagen. Der Verlauf der ersten Tage hatte ihr die Angst genommen, die Bedingungen nicht erfüllen zu können. Sie hatte sich immer für 'vernünftig' gehalten – das war ihre Übersetzung von 'prüde', wie es ihre Freunde an der Uni genannt hatten. Aber das Programm hatte ihr gezeigt, dass wohl doch mehr Schlampe in ihr steckte, als sie gedacht hatte. Nur hatte sie das Gefühl, dass sie selbst bis jetzt zu kurz gekommen war. Sei's drum, was nicht ist, kann ja noch werden.
Viel schlimmer war, dass sie bei Sandro nicht weiter kam. Die Enttäuschung darüber brach förmlich aus ihr hinaus:
"Ich habe mich auch sehr über unsere Zusammenarbeit heute gefreut. Aber ich will ehrlich sein, ich habe mir irgendwie mehr erwartet nach unserem ersten Mal hier im Atelier. Weißt du, ich kann jederzeit wieder Modell für dich stehen. Auch außerhalb des Unterrichts, wenn du mich brauchst ... jederzeit."
Das war dramatischer rausgekommen, als Silke beabsichtigt hatte. Aber es verfehlte seine Wirkung nicht. Sandro guckte Silke betroffen an, so als würde er sich an etwas erinnern, das er bis jetzt erfolgreich verdrängt hatte. Silke war total überrascht, als er sie in seine Arme schloss und fest drückte, bevor er sich erklärte.
"Du hast recht, ich habe mich in der letzten Woche wie ein Arsch benommen. Dabei will ich unseren magischen Moment gar nicht verleugnen. Ich habe es genauso empfunden wie du. Es ist nur so, hier in der Schule kommt immer was dazwischen, hier bin ich zu sehr Lehrer. Und außerdem habe ich eine Riesendummheit begangen. Ich dachte, wenn ich den Kontakt mit dir runterfahre, kann ich verhindern, dass das unangenehme Konsequenzen für dich hat. Aber ich glaube, das ist jetzt eh alles egal. Das klingt jetzt wirr, ich weiß ... ich kann die ganze Geschichte besser erklären, wenn ich dir etwas zeige. Komm mich doch am Samstag zu Hause besuchen, da ist es entspannter und wir können uns ganz der Kunst hingeben."
Während Sandro Abbitte leistete, schmolz Silke in seinem Arm. Sie musste sich die Tränen verkneifen, so gerührt war sie. Das machte alles verständlich, sie hatte es ja gewusst, dass zwischen ihnen mehr als nur kollegiales Wohlwollen herrschte. Seine Einladung konnte nur bedeuten, dass er ihr als Muse eine echte Chance gab.
"Ach das mit dem Bild weiß ich doch längst und ich verzeihe dir", strahlte Silke Sandro an. "Und auch, dass du mich an Stahlmüller ausgeliehen hast. Es war am Anfang unangenehm, du kennst ja seine autoritäre Art, aber letzten Endes hat sich doch etwas Gutes draus entwickelt."
"Ausgeliehen? Keine Ahnung wovon du sprichst. Aber ich freue mich auf Samstag. Und wo du Stahlmüller erwähnst, ich sollte ihn wirklich nicht warten lassen."
Sandro drückte Silke noch einmal an sich und gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. Doch noch ehe Silke reagieren und den Kuss erwidern konnte, machte er einen Schritt zurück und öffnete die Tür des Klassenraums. Sie gingen zusammen die Treppe hinunter, bis er in den Direktionstrakt abbog. Silke war viel zu glücklich, um sich über Stahlmüllers Tricks aufzuregen. Von wegen, "Herr Steffen hat nichts dagegen, wenn Sie für mich Modell stehen." Sie hatte es ja immer gewusst, dass Sandro damit nichts zu tun haben konnte.
Den restlichen Nachmittag schwebte Silke auf Wolke sieben ... oder war es schon acht? Erst einmal belohnte sie sich selbst mit einem Stück Kuchen in ihrem Lieblingskaffee an der Ecke. Dann bummelte sie noch durch die Fußgängerzone, bevor sie nach Hause fuhr. Erst am Abend, als sie schon im Bett lag, merkte sie wie eine Unzufriedenheit an den Ecken ihrer Hochstimmung nagte. Silke schob dieses Gefühl beiseite, damit wollte sie sich jetzt nicht beschäftigen. Lieber träumte sie vom Samstag wenn sie endlich wieder Modell und Sandro ihr Künstler sein würde.
Doch in der Nacht machte Silkes Unterbewusstsein ihr einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Sie hatte einen merkwürdigen Traum, so wie früher manchmal vor wichtigen Prüfungen:
Sie suchte ****. Ihr Hamster war weg. Aus dem Käfig ausgebrochen und flüchtig in ihrem Kinderzimmer. Zuletzt erspähte sie ihn unter ihrem Bett hinten an der Wand. Als sie ihn greifen wollte, fauchte er sie wütend an. Er hatte sich in ein kleines Kätzchen verwandelt. Als sie wieder von unter dem Bett hervorkam, saß da Stahlmüller auf der Bettkante. Er hielt ihr einen Vortrag über die Verantwortung, die Haustiere bedeuteten, dass man sie nicht vernachlässigen dürfe blablabla. Er hörte sich schon an, wie ihre Mutter. Silke war aufgeregt, denn sie wusste, was ihr blühte. Sie legte sich über Stahlmüllers Oberschenkel und er hob langsam ihren Rock hoch ...
... dann wachte Silke verwirrt und verschwitzt auf. Zum Glück musste sie heute ins Seminar und nicht in die Schule.
Was würde Freud dazu sagen?
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Referendarin mit besonderen Aufgaben
Vom Aktmodell zur Schuldirne
Silke ist als neue Referendarin am Sacher-Gymnasium nicht besonders glücklich. Durch einen Zufall lernt sie eine andere Seite des Schulbetriebs kennen. Bald werden ihr neue Aufgaben übertragen, die ihr einiges abverlangen.
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- Aktmodell, Schule, Gymnasium, Erpressung
Updated on Jun 21, 2025
by Reyhani
Created on May 24, 2025
by Reyhani
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