Ein schüchterner Junge

Em trat in das halberleuchtete Klassenzimmer und musste unwillkürlich lächeln, nur ein Tisch war besetzt und der Junge dort schaute vertieft in sein Physikbuch und kaute auf seiner Unterlippe. Wäre nicht der leicht gestutzte Oberlippenbart gewesen, hätte Em ihn auf 8te Klasse geschätzt, so klein und schmal war er.

Sie räusperte sich, so dass er aufblickte, kurz zog sich seine Stirn kraus „Du bist die Aufsicht“, stellte er mit leiser Stimme fest, die Überraschung schwang mit im Tonfall. Em nickte lächelnd „Ja, die bin ich“ und trat zu ihm rüber an den Tisch.

Mit schräggelegtem Kopf musterte er sie von oben bis unten und zog dann wieder die Stirn kraus „Das ist merkwürdig“. Em stützte eine Hand in ihre Hüfte und sah ihn von oben her an „Wieso? Wirke ich dir zu , Kleiner?“ Er schüttelte den Kopf „Nein, aber mir wurde gesagt eine Verbrecherin passt auf mich auf! Da dachte ich schon an was Anderes. Und ich heiße Jens!“ fast schon klang er etwas maulig. Em machte erstmal große Augen.

„Das Jens, solltest du gar nicht wissen, und es sind nur Sozialstunden. Ich bin übrigens Emily!“ meinte sie erklärend, er nicke als würde er die Information abspeichern. „Angenehm! Was haste angestellt?“. Em musste tief durchatmen, wie neugierig! „War ein Missverständnis, jemand hat eine Flasche an den Kopf bekommen, meine Fingerabdrücke waren drauf, viel Blabla, nun passe ich auf Schüler auf! Biste in der 10?“. Jens nickte wieder „Klingt als wärst du ziemlich dämlich gewesen. In der 13 bin ich!“ meinte er wieder etwas verstimmt.

Fuck, dachte sich Emily, so sieht der nicht aus, der hat bestimmt kein leichtes Leben auf einer Schule, sei nachsichtig mit ihm. Also atme sie tief durch: „Ja, war nicht mein schlauester Moment, hast Recht! Aber was hast du eig. angestellt, dass du hier bist?“. Dabei zeigte sie schelmisch grinsend mit dem Finger auf ihn.

Jens schaute sie das erste Mal direkt an und lächelte: „Magst das wirklich wissen?“. Emily nickte nur.