Ein Abend mit Folgen

„Also, Raimund“, fuhr Heinz fort, „wir müssen natürlich über die Konditionen sprechen. So ein Traditionshaus gibt man nicht leichtfertig aus der Hand.“

Michelle spürte, wie sich eine eigentümliche Spannung über den Tisch legte. Sie wusste nicht genau, was Heinz im Sinn hatte, doch sie spürte, dass ihre Anwesenheit eine Rolle in seinem Spiel spielte. Sie nahm einen Schluck Wein und wartete ab.

Der Abend zog sich, und die Gespräche wurden immer persönlicher. Heinz nutzte jede Gelegenheit, Michelle in die Unterhaltung einzubeziehen, lobte ihre Schönheit und machte ihr charmante, wenn auch leicht zweideutige Komplimente. Thomas wirkte zunehmend aufgeregt, während Raimund – wie erwartet – nichts zu bemerken schien.

Als die Gläser geleert waren, legte Heinz eine Hand auf Michelles Arm. „Es wäre mir eine Freude, dir morgen eine persönliche Führung durch das Gasthaus zu geben. Ich könnte dir ein paar besondere Ecken zeigen, die man als gewöhnlicher Gast nicht zu sehen bekommt.“

Michelle zögerte einen Moment. Sie wusste, dass sie an einer Grenze stand – doch an welcher genau? Der Gedanke, dass ihre Rolle in dieser Verhandlung nicht nur symbolisch war, ließ ihr Herz schneller schlagen. „Das klingt … interessant“, sagte sie schließlich mit einem kleinen Lächeln.

Heinz erwiderte ihren Blick und nahm einen letzten Schluck aus seinem Glas. „Dann treffen wir uns morgen Nachmittag. Ich werde dich erwarten.“

Als sie das Gasthaus verließen, war es Thomas, der ihre Hand drückte. „Du hast das sehr gut gemacht“, sagte er leise. Sie blickte ihn an, und in seinen Augen lag etwas, das sie nicht ganz deuten konnte. Sie wusste nur eins – morgen würde sich einiges entscheiden.