Die Jahre dazwischen

Selbstredend mochte ich danach weder Lisa noch Lea zu meiner festen Freundin machen, so sehr die beiden zweifelsohne bildhübschen Mädchen sich auch weiterhin um meine Gunst bemühten. Es gab noch eine ziemlich heikle Situation, als Leas Periode ausblieb und Hajo mit einem Mal wutentbrannt vor unserer Haustür auftauchte, weil er meinte, dass ich seine kleine Schwester absichtlich geschwängert hätte, um mich an ihm zu rächen, woraufhin ich freundlich aber bestimmt entgegnete, dass ich seine Schwester überhaupt nicht kennen würde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich tatsächlich nicht gewusst, dass Lea die kleine Schwester von meinem Erzfeind Hajo war. Erst im Nachhinein erinnerte ich mich wieder an das schüchterne Mädchen mit Pferdeschwanz, Brille und Zahnspange aus meiner Schulzeit.

Von Antje hatte ich überhaupt nichts mehr gehört, Gerüchten zufolge sollte sie zu ihrer Tante irgendwo nach Norddeutschland gezogen sein. Ich kümmerte mich daher die nächsten Jahre ausschließlich um meine Schwester und um mein Maschinenbaustudium, bis Carena ihre Schule und ich mein Studium erfolgreich beendet hatten. Anschließend hatte auch Carena ein Studium begonnen und war dazu mit ihrer besten Freundin Iwona in eine WG nach Frankfurt gezogen, während ich wieder in die USA zurückgekehrt war, in meiner alten Firma weiter gearbeitet hatte und rasch befördert worden war. Unser nun leer stehendes Elternhaus hatten Carena und ich schweren Herzens verkauft, wodurch leider auch mein Kontakt mit unseren Nachbarn und meinen ehemaligen Mitschülern komplett verloren gegangen war.

Als ich nun die unerwartete Nachricht von Antje in der Radiosendung hörte, überlegte ich, wie es ihr wohl in der Zwischenzeit ergangen sein mochte. Fast sieben Jahre waren nun bereits seit dem schicksalshaften Abiball, nach dem ich Antje mit dem Arschloch Hajo im Bett überrascht hatte, vergangen. In beruflicher Hinsicht hatte ich zwar alles erreicht, was ich mir nur erträumt hatte, in privater Hinsicht herrschte jedoch nach wie vor absolute Flaute in meinem Liebesleben, obwohl wahrlich kein Mangel an interessierten Frauen bestanden hatte. Erst in den letzten Tagen hatte ich jedoch öfters an meine frühere beste Freundin denken müssen und daran, wie anders unser Leben wohl verlaufen wäre, wenn wir nach dem Abitur zusammen geblieben wären. Ich überlege daher, ob ich mich nach all den Jahren nicht doch wieder bei Antje melden sollte …