Der Förster

Da stand ein grünes Auto. Sein ein kleiner Möchtegern-Jeep von Suzuki. Die Tür stand offen. Auf dem Fahrersitz saß ein Typ, hatte eine Kladde auf dem Lenker liegen und kritzelte mit einem Kugelschreiber auf einem Formular herum. Als er gerade in sein Käsebrötchen in seiner anderen Hand beißen wollte, fiel ihm auf, dass da ein Motorrad stand. Mit einem nackten Mädchen.

Sein Mund blieb offen stehen, niemals hat man vorher so ein großes imaginäres Fragezeichen über jemandem stehen sehen.

Sabine sah sich um. Das Problem war garnicht so sehr dieser Typ, sondern dass er dort stand, wo eben noch die abgeholzten Bäume lagen. Besonders der mit dem ausgehöhlten Stamm in dem sie ihre Klamotten verstaut hatte.

"Was ist denn hier los?", fragte Sabine. "Warum bist Du nackt?", fragte der andere. "Wer bist Du?", fragte Sabine. Sie Duzte ihn nur, weil er es zuerst getan hatte und weil er noch nicht wirklich uralt aussah.

Er beschloss, die Fragerunde zu beenden und antwortete: "Thorsten Maier, ich bin der neue Förster hier." "Unmöglich. Förster sind alt, dick, haben einen Schnauzbart, Hut und eine Flinte", bedient Sabine gleich eine ganze Reihe Vorurteile und ergänzt gleich noch: "Außerdem sehe ich hier keinen Dackel."

Tatsächlich war Thorsten gerade mal 35, ein Naturbursche. Ganz leichter Bauchansatz aber muskulös von harter Arbeit im Wald. Er saß hier in einer kurzen Funktionshose und mit einem modischen T-Shirt. Kurze wuschelige blonde Haare. Und er hatte ein sympatisches Lachen, mit dem er Sabines Vorurteile mal eben pulverisiert: "Ich habe Forstwirtschaft studiert, abgeschlossen und bin Beamter im gehobenen Dienst. Diesen Bezirk habe ich von einem Förster übernommen, auf den Deine Beschreibung allerdings passen könnte."

"Na gut.", meinte Sabine überrumpelt. Sie fasste sich aber gleich wieder: "Wo sind die Baumstämme hin? Ich war doch nur eine halbe Stunde fort?"

"Die sind längst auf dem Weg zum Sägewerk. Das aufzuladen geht Ruckzuck nur den Termin auszumachen..."

"Welches Sägewerk? Wo ist der LKW mit den Stämmen?", fuhr Sabine dazwischen. Sie hatte es zu eilig, um sich noch irgendwelche Geschichten anzuhören.

"Drüben in äh Dingsdorf, vielleicht 10 km in diese Richtung. Roter LKW mit Baumstämmen, Firma Oktober..." "Wieviel Vorsprung?" "So 7-8 Minuten vielleicht. Wenn Du willst..." Aber Sabine war bereits auf dem Weg und hörte nicht mehr, dass der Förster den Fahrer hätte anrufen können.

Thorsten sah ihr verblüfft nach und bewunderte für einen kurzen Moment noch ihren knackigen Hintern. Dann lächelte er in sich hinein und biss in sein Käsebrötchen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er sie wiedersehen würde.