Der Brief

Liebe Anna,

sicherlich bist Du etwas verwirrt, was die Sache gestern angeht, wirst Dich Fragen, ob ich tatsächlich etwas mitbekommen habe und wen ja, was genau. Darüber würde ich mich gerne heute noch mit Dir unterhalten, daher erwarte ich Dich pünktlich um 11 Uhr in unserem Zimmer.

Deine Claudia

PS: Keine Sorge, ich werde Dir schon nicht den Kopf abreissen...

Wenn das keine klare Ansage war. Auf der anderen Seite war ich froh, dass wir das auf diese Weise klären würden und der letzte Satz verhieß ja auch nichts Böses. Trotzdem wusste ich, dass das kein einfaches Gespräch werden würde.

Pünktlich um 11 Uhr stand ich unsicher vor der Tür, atmete nochmal tief durch und klopfte zaghaft an. Fast sofort ertönte ein "Herein" von innen.

Tom lag genau wie gestern auf dem Bett: Nackt, gefesselt, auch die Augenbinde war angelegt. Unwillkürlich stellte ich fest, dass er nicht erregt zu sein schien. Im hinteren Teil des Zimmers saß Claudia auf einem der Sessel. Sie hatte etwas schwarzes hautenges an, Leder oder Latex. Mit Schnallen, Knöpfen, Nieten und sehr aufwändig. Sie saß breitbeinig da, die Arme auf der Lehne, sah unglaublich cool aus und sah mich nur an. Ein bisschen wie dieses Lincoln-Denkmal fiel mir auf.

Ich sah nochmal auf Toms Schwanz, wieder zu Claudia und weil sie immer noch nichts sagte fühlte ich mich unwohl und **** mich, locker zu klingen:

"Hallo Claudia"

"Wie Du siehst ist alles wie gestern. Du bist ja richtig zur Sache gegangen."

"Hast Du... äh ich meine... warst Du wirklich hier?"

"Und wie" lächelte sie "Ich kam zur Tür herein, als Du Dich gerade auf Tom zum Höhepunkt geritten hast, hatte vorsichtig die Zimmertür geöffnet und eine gute Aussicht. Als es bei Euch soweit war, bin ich wieder runter gegangen."

Das hatte ich befürchtet und so klang es ja auch gestern. Ich wollte mich am liebsten hinsetzen, aber Claudia sagte, befahl eher, dass ich wohl besser stehen bliebe. Sie selbst blieb aber sitzen. Kein Zweifel, wer hier das sagen hatte.