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Chapter 2 by Prinz_Heinrich Prinz_Heinrich

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Cornelia von Hausen

Ich heiße Cornelia von Hausen und bin der letzte Spross eines alten süddeutschen Adelsgeschlechts. Mein Vater, Freiherr Ottfried von Hausen war Offizier, er fiel 1866 im Feldzug gegen Preußen. Kurz darauf starb meine Mutter, Freifrau Wilhelmine im Kindbett, als sie meinen jüngsten Bruder zur Welt gebracht hatte. Sie hatte bereits in den Jahren zuvor mehrere Fehlgeburten erlitten und war in deren Folge immer kränklich gewesen. Auch der kleine Junge überlebte nur wenige Tage und so war ich, Freiin Cornelia mit knapp zwanzig Jahren plötzlich und unvorbereitet Herrin über unser kleines Familiengut.

Wie ich zu meinem großen Missvergnügen feststellen musste, reichten die Erträge aus unserem Besitz nicht aus, um mein Erbe zu erhalten. Mein Vater hatte die umliegenden Besitzungen des Landesherrn verwaltet und daraus ein erkleckliches Einkommen erzielt. Mit seinem Tode fiel diese Einnahmequelle fort und wir lebten fortan von der Substanz.

Glücklicherweise hatten wir zwei alte erfahrene Knechte, die schon graue Haare hatten, so lange ich denken konnte. Die beiden wussten selbst, was zu tun war, und bewirtschafteten das Gut in meinem Namen, treu und nach bestem Wissen und Können. Alle anderen Bediensteten musste ich leider entlassen. Meinen Haushalt besorgte ich selbst.

So war ich zwar mit dem Nötigsten versorgt, hatte aber doch nicht die Mittel, ein standesgemäßes Leben zu führen. Dies zeigte sich unter anderem darin, dass ich mich nicht nach der neuesten Mode kleidete, sondern die alten Kleider meiner Mutter selbst mit Schere, Nadel und Faden an meine Statur anpasste und auftrug. Nicht, dass ich überhaupt gewusst hätte oder mich dafür interessierte, welche Mode in den Metropolen modern und angesagt war.

Mein Zeitvertreib beschränkte sich seit meinem vierzehnten Lebensjahr im Wesentlichen auf das kostenlose Vergnügen, die zahlreichen Märchen, Spukgeschichten und okkulten Bücher zu lesen, die mir eine Großtante hinterlassen hatte. Sie nahmen einen eigenen Bücherschrank in der kleinen Bibliothek unseres Hauses ein. Mit dieser Lektüre entfloh ich der tristen Realität und schuf mir eine eigene Welt, ohne das wahre Leben kennen zu lernen. So schwirrte es in meinem Kopf von Hexen, Zauberern, weißen Rittern, Elfen und höllischen Dämonen. Andernfalls wäre es vermutlich nicht zu den Ereignissen gekommen, über die ich erzählen will.

Alles nahm seinen Anfang, als schon bald nach dem **** meiner Mutter eine Gruppe fahrendes Volk auf unser Land zog und ihr Lager in der Nähe des Herrenhauses aufschlug. Ich erfuhr nie, ob es Zufall war oder ob sie erfahren hatten, dass hier nur eine junge unerfahrene Adlige und zwei alte Männer wohnten, und sie diese Gelegenheit ausnutzen wollten. Jedenfalls benahmen sie sich, als würden sie schon immer hier leben, als hätten sie ein unumstößliches Recht darauf, auf meinem Besitz zu wohnen und seine Ressourcen zu nutzen.

Meinerseits genoss ich ihren farbenprächtigen Anblick und die Lebensfreude, die die bunt gekleideten Leute ausstrahlten. Sie öffneten für mich ein Fenster in eine neue, bisher unbekannte Welt. Mit all den fantastischen Geschichten in meinem Kopf und in meinem Herzen vermengten sich Vorurteile und Annahmen über die Zigeuner und deren geheime Fähigkeiten. Ich maß ihnen Macht über die wilden Tiere und das Wetter zu. Und ich ging davon aus, dass sie fähig wären, Liebestränke zu brauen oder üble Flüche auf diejenigen zu legen, die ihnen Böses wollten.

Zwar warfen ihnen meine Knechte böse Blicke zu und runzelten oft die Stirn, wenn mal wieder ein Huhn verschwunden war oder die zuvor sorgsam verschlossene Tür zum Vorratskeller seltsamerweise offenstand. Aber sie wagten nicht, das Wort gegen die Fremden zu erheben, weil ich ihnen viel zu offensichtlich wohl gesonnen war. Ein paar wenige gestohlene Lebensmittel dünkten mich ein geringer Preis für die Abwechslung, die sie in mein bis dahin eintöniges Leben brachten. Deshalb verbat ich meinen Männern, wider deren ausdrücklichen Rat, gegen die Fremden vorzugehen oder sie zu vertreiben. Ihr tiefes Stirnrunzeln ignorierte ich.

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