Biologie ist angesagt

Dass niemand mehr Fragen hatte, war nicht verwunderlich, und kurz darauf ertönte auch schon der Schulgong, der die Stunde beendete. Ich verließ das Klassenzimmer und sah mich draußen auf dem Gang kurz um, wo ich als nächstes hinmusste.

"Suchst du was Bestimmtes?" ertönte neben mir eine sonore, männliche Stimme. Es war Jens.

"Äh, ja" Ich wandte mich ihm zu - es fiel mir etwas schwer, in seiner Gegenwart ruhig zu bleiben, nachdem ich ihm gerade eine halbe Stunde lang dabei hatte zusehen dürfen, wie er unsere Lehrerin gefickt hatte, aber ich riss mich zusammen. "Ich muss in Bio. Raum C04."

Jens nickte und deutete in eine Richtung. "Das ist da lang. Die C-Räume liegen nicht alle beisammen - 01 bis 08 sind im rechten Flügel, die 20 und höher im linken. C09 bis C19 gibt es nicht. Keine Ahnung, warum. Ist ein bisschen seltsam hier am EOF."

Ich schmunzelte. "Hier am EOF sind ein paar Sachen 'ein bisschen seltsam', denke ich."

"Aber sie funktionieren gut", meinte Jens mit einem Schulterzucken. "Wirst dich schon noch dran gewöhnen. Bio hast du jetzt, sagst du?"

"Richtig."

Jetzt war es an Jens, zu schmunzeln. "Dann wirst du dich schnell dran gewöhnen."

Mehr sagte er nicht, und ich musste jetzt auch los, wollte ich nicht zu spät kommen. Zu meiner Freude sah ich im Klassenzimmer kurz darauf Jimmy wieder, der offenbar auch den Bio-Grundkurs mit mir teilte, und der Platz neben ihm war noch frei; dementsprechend setzte ich mich zu ihm. Pünktlich mit dem zweiten Gong betrat unser Lehrer den Raum, ein kleiner, dicklicher Mann mit Bart und Halbglatze - ich schätzte ihn auf Mitte Dreißig - der die ganze Zeit auf sein Tablet starrte, während er zum Pult ging. Erst dann sah er uns an.

"Wir haben heute einen neuen Mitschüler", sagte er und blickte suchend in den Raum. "Leon Dreier, wo ist er?"

"Hier." Ich hob die Hand.

Der Lehrer nickte mir kurz zu. "Gut, du hast also schon einen Sitzplatz. Mein Name ist Stumpf, Dr. Tobias Stumpf, und ich hoffe, du kommst im Unterricht gut mit. Wenn nicht, lass dir von Bianca helfen, die ist hier unsere 15-Punkte-Kandidatin."

Von einer anderen Bank winkte mir Bianca strahlend zu - die knuddlige Rothaarige mit den herrlich vollen Titten. Ich nickte ihr zurück. "Danke schon mal."

"So, und jetzt fangen wir mal an", sagte Dr. Stumpf. "Dieses Schuljahr geht es endlich um den Teil der Biologie, auf den wir uns alle schon gefreut haben - die Genetik! Für mich war das schon immer der spannendste Teil des ganzen Fachs. Kann mir jemand sagen, worum es bei der Genetik geht? Ja, Iris?"

"Vererbungslehre?" sagte ein sehr hübsches, brünettes Mädchen, das die Hand gehoben hatte.

Der Lehrer sah sie missbilligend an. "Danke für dieses Substantiv", gab er zurück. "Bekommt das jemand ausführlicher hin? Bianca vielleicht?"

Bianca nickte. "Also, in der Genetik geht es um die Weitergabe von Erbanlagen, aber auch darum, wie sich diese bilden und was sie jetzt genau machen. Quasi, welcher Teil von dem, was wir sind, in uns angelegt ist und nicht irgendwie durch Training erworben, und wenn wir **** haben, was davon die unter welchen Voraussetzungen auch kriegen."

"Sehr schön." Dr. Stumpf nickte zufrieden. "Es geht also um Erbanlagen - um das, was in uns biologisch angelegt ist und wie wir das weitergeben. Da kommt eine ganze Menge Theorie auf uns zu. Die werden wir zwar nicht sehr vertiefen, aber der Lernstoff ist nicht ganz ohne. Dafür haben wir aber auch in diesem Schuljahr wie angekündigt wieder einen Praxisteil - und nachdem der etwas zeitaufwendiger ist, fangen wir auch gleich heute damit an. Habt ihr über die Ferien schon Arbeitsgruppen gebildet? Hm?"

"Hatten wir das als Aufgabe über die Ferien bekommen?" meldete sich Yasin zu Wort, der große, kräftige Kerl, den ich aus dem Deutschunterricht kannte. "Ich glaube, das hat konkret keiner so kapiert."

Der Lehrer seufzte. "Dann machen wir das jetzt schnell. Wir haben elf Jungs und sechs Mädchen, macht sechs Arbeitsgruppen, und damit kein Streit ausbricht, wer mit unserer Klassenbesten in einer Gruppe ist - Leon, du bildest eine Gruppe mit Bianca."

Ein Stöhnen ging durch meine männlichen Mitschüler. "Ey unfair!" sagte Yasin. "Jeder weiß, dass Bianca und ich krass gut zusammen sind!"

"Na, so gut jetzt auch wieder nicht", lachte Bianca. "Und ich find's okay, wenn ich mich um den Neuen kümmere."

"Aber Herr Dr. Stumpf!" Ein anderer Schüler, ein streberhaft wirkender dunkelblonder Lockenkopf mit kreisrunder Brille, hob die Hand. "Wie soll das mit Bianca und Leon klappen? Der ganze Versuch braucht doch Dreiergruppen!"

Dr. Stumpf nickte. "Sehr richtig", sagte er. "Darum arbeite ich auch in der Gruppe von Bianca und Leon mit."

Zu meiner Überraschung schien das die Stimmung tatsächlich zu verbessern - meine Mitschüler stellten ihren Protest ein und nahmen die Entscheidung hin. Ich sah, wie sie sich kurz miteinander abstimmten und sich dann in Gruppen zu jeweils einem Mädchen und zwei Jungs organisierten. Jimmy war am Ende in einer Gruppe zusammen mit Iris und den lockigen bebrillten Streber, Yasin sah ich zusammen mit einem anderen kräftigen blonden Typen und einem sehr zierlichen Mädchen mit unverkennbar asiatischen Zügen. Die anderen kannte ich alle noch nicht.

"Alle Gruppen gebildet?" fragte der Lehrer und trat zu Bianca und mir. "Okay, dann könnt ihr jetzt anfangen!"

"Anfangen womit?" fragte ich - irgendwie hatte ich die Arbeitsanweisung verpasst. "Was sollen wir denn in den Gruppen machen?"

Da lachte Bianca hell auf. "Wir machen natürlich Babys" sagte sie und öffnete den Knoten ihres Bikinis.