Ankunft im Schloss

Nach einer S-Bahn Fahrt und einer anschließenden Busfahrt in die Dunkelheit war ich schon fast da. Die Location der Fete lag etwas abgelegen, was sie wohl sehr geeignet für eine Silvesterfeier machte aber gleichzeitig etwas schwer erreichbar für Studenten ohne Automobil. Aber nach 15 Minuten Spaziergang durch einen dunklen verschneiten Wald öffnete sich vor mir auch schon eine Lichtung und ich war da.

Maria hatte nicht gelogen. Ich stand plötzlich vor einem urigen Schloss mitten im Wald! Nagut, vielleicht war es eher ein Schlösschen, aber ich war trotzdem beeindruckt. In der Dunkelheit vor mir erkannte ich ein in den Hang gebautes Gebäude, bestehend aus einem zweistöckigen Hauptteil und einen anschließenden Turm - Türmchen? - der dreistöckig in den dunklen Himmel ragte.

Ich war schon gespannt, wer sich auf dieser Party einfinden würde. Außer Maria kannte ich nur ihre Freundin Ana sehr flüchtig, die gemeinsam mit ihrem Partner Andreas den Abend veranstaltete. Ana war ein frecher Wirbelwind, einen Kopf kleiner als Maria aber mit ihren langen schwarzen Haaren ein geladenes Energiebündel. Obwohl Ana schon Anfang 30 war verstanden sie und Maria sich seit Ewigkeiten blendend. Über Andi wusste ich nur, dass er mit 40 ein paar Jahre älter als Ana und erfolgreicher Künstler war. Das erklärte wohl das Schloss, auch wenn Maria andeutete, das dabei auch ein großzügiges Erbe eine Rolle gespielt haben könnte.

Die meisten Fenster des Gebäudes waren hell erleuchtet, man konnte jedoch durch die Vorhänge sonst nichts erkennen. Während aus dem Erdgeschoß gemütlich wirkendes warmweißes Licht strahlte, erkannte ich im oberen Stockwerk sowohl gedimmteres Licht als auch ein paar Rottöne. Nur die oberen Fenster des Turmes lagen im Dunkeln.

Am angrenzenden Parkplatz standen schon einige Fahrzeuge. Ich war also wohl doch nicht so rechtzeitig eingetroffen wie geplant. Hastig eilte ich also auf die Haustür zu, in der Hoffnung, noch ein halbwegs passables Outfit zu ergattern.