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Chapter 37
by Hentaitales
Ob sich Amanda da mal nicht irrt?
2. Mai
Argh! Ich hätte fast den Besuch des Teppichhändlers verschlafen! Zum Glück war er mit seinen Leuten zwanzig Minuten zu früh da, und Imogen hatte die Geistesgegenwart, ihn vor der Tür stehen zu lassen, bis "der Lord bereit ist, Sie zu empfangen." Das verschaffte mir die Zeit, mich wenigstens kurz frisch zu machen und mich in meine Butleruniform zu werfen und dann um fünf nach acht erneut die Tür zu öffnen.
Mr. C, ein dynamischer Mann Anfang dreißig im Anzug stand zusammen mit zwei Handwerkern im Blaumann bereit, und ich ließ ihn ins Foyer ein, um ihm die Sachlage zu schildern. Nach meinen ersten Schilderungen hob er aber schon die Hand. "Verzeihen Sie, Amanda - wenn ich Sie jetzt richtig verstehe, wissen Sie schon recht gut, welche ihrer Teppiche und Läufer hier ersetzt werden sollten, aber hat Ihr Hauspersonal die Räume denn schon einmal ausgemessen, in denen Sie neue benötigen?"
"Bislang noch nicht", gab ich zurück. "Ich hatte aber vermutet, dass Sie das tun können."
"Und das ist auch vollkommen korrekt", nickte Mr. C. "Wenn Sie gestatten, würde ich Ihnen allerdings gerne zwei Angebote unterbreiten. Eins nur für die Stücke, die Sie wirklich für unbedingt zu ersetzen halten, und eins für sämtliche Auslegware hier auf Cothelstone Hall."
Ich hob eine Augenbraue. "Das wird wohl nicht nötig sein."
Mr. C. wog den Kopf hin und her. "Ganz offen gesprochen: möglicherweise doch. Ich habe zwar auch einen gewissen Zugriff auf historische Ware, aber die würde von ihrem Stil her wohl nicht besonders zu der Inneneinrichtung hier passen. Lieber hätte ich Ihnen Neuware angeboten, wie versprochen zu einem absoluten Vorteilspreis, aber wenn Sie hier Neuware und Ihre bereits vorhandenen Teppiche kombinieren, entsteht dabei möglicherweise ein sehr uneinheitlicher Gesamteindruck. Selbstverständlich ist es Lord Thomas überlassen, was er auszutauschen wünscht, aber ich würde meinem Beruf keine Ehre machen, wenn ich Ihnen nicht auch eine Alternative anbieten würde, die dann überall die gleiche Qualität vermittelt."
"Die Angebotserstellung an sich ist für uns kostenfrei?" wollte ich wissen.
"Natürlich!"
Ich nickte. "Dann wird das in Ordnung gehen. Also, lassen Sie mich sie einmal durchs Haus führen."
Mr. C. lächelte. "Gerne! Dann fangen meine Männer inzwischen einmal an, das Foyer auszumessen, wenn es Ihnen recht ist? Das dürfte wegen den Treppen am meisten Zeit in Anspruch nehmen."
"Natürlich." Ich winkte ihm. "Bitte folgen Sie mir."
Ich begann, ihn unten durch die Räume zu geleiten, wo er gewissenhaft mit seinem Handy Fotos von allen ausliegenden Teppichen machte und da, wo immer es leicht möglich war, auch gleich die benötigen Maße eintrug. Er war sehr aufmerksam, fragte bei allen Räumen nach, wozu diese genutzt werden sollten und wäre wohl auch durch die Küche spaziert, hätte ich ihm nicht versichert, dass wir dort keine Teppiche bräuchten. Schließlich waren wir unten fertig und wollten uns eben nach oben begeben, wo wir aber zu meiner Überraschung auf Thomas trafen, der vor den beiden Handwerkern stand. "Amanda", sprach er mich an. "Ich vermute, das sind die Leute für die Teppiche?"
Ich nickte. "Jawohl, Mylord. Sie konnten sehr schnell kommen."
"Vielleicht sollten Sie sie bei ihrer Tätigkeit begleiten", sagte er. "Einer der Herren kam eben unangemeldet in mein Schlafzimmer."
"Er-" Ich sah überrascht zu Mr. C. "Was bitte soll das?"
Mr. C. blickte verärgert zu dem Handwerker. "Ja, Dick, was soll das bitte? Ich sagte doch, das Foyer ausmessen!"
Der Handwerker zog leicht den Kopf ein. "Mit dem Foyer waren wir fertig, und ich dachte, es geht schneller, wenn wir schon mal weitermachen-"
"Ihr sollt aber nicht denken!" Mr. C. gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. "Das hier ist kein leeres Haus, hier wohnen Leute! Klopft gefälligst an, ehe ihr wo reinplatzt!"
"Ich würde sogar sagen, Sie platzen nirgendwo mehr herein", sagte ich ernst, "sondern bleiben alle drei bei mir. Ich möchte nicht nach Ihrem Besuch feststellen müssen, dass wir vielleicht noch andere Dinge außer den Teppichen zu ersetzen haben."
Mr. C nickte zustimmend. "Natürlich. Ihr habt's gehört - zusammenbleiben!"
Der andere Handwerker räusperte sich. "Äh, Chef?"
"Was denn, Bruce?"
"Darf ich vorher noch mal aufs Klo?"
Ich seufzte. "Die zweite Tür dort hinten links. Wir warten auf Sie."
Der Mann huschte eilig los. In dem Moment, in dem er die Tür zum Gästebad öffnete, hörte ich aber plötzlich in meinem Hinterkopf Colleens Stimme: "Amanda, da ist ein Fremder mit mir im selben Raum!"
"Was?" Ich erstarrte. "Sieht er dich?"
"Ich bin in der Badewanne", kam die Antwort. "Ich hoffe, er erkennt mich nicht. Er sieht sich hier drinnen um und-"
Mr. C sagte etwas, was ich wegen meiner Konzentration auf Colleen nur halb mitbekam. Eilig wechselte ich meine Aufmerksamkeit zu ihm. "Bitte, was sagten Sie?"
Er lächelte. "Ob Sie noch andere Renovierungsarbeiten in Planung haben. Cothelstone Hall hat sicherlich eine hervorragende Bausubstanz, aber bei einem so alten Gebäude müssen möglicherweise doch einmal Schönheitsreparaturen durchgeführt werden. Ich kenne befreundete Unternehmen, die-"
"Wenn Lord Thomas dergleichen bedarf", schnitt ich ihm das Wort ab, "wird er sich aktiv danach umsehen. Aber danke für das Angebot."
"Vielleicht-" begann Mr. C. erneut, aber ein strenger Blick vor mir ließ ihn verstummen. Gut so. Lieber peinliches Schweigen, damit ich nichts überhörte, was von Colleen kam.
Allerdings kam in den nächsten zwei Minuten nichts, und dann öffnete sich die Tür des Badezimmers wieder und der Handwerker trat heraus. Ich wollte schon mit unserer Tour fortfahren, als sich Colleen doch noch meldete: "Der Fremde hat eben etwas innen in der Toilette befestigt. Ein kleiner Gegenstand, der elektromagnetische Wellen ausstrahlt."
Das klang nicht gut. Möglicherweise waren diese Handwerker nicht das, was sie vorgaben zu sein - ich musste sie loswerden. "Mr. C.?"
"Ja?"
"Ich erinnere mich gerade, dass wir heute früh noch Gäste erwarten." Ich seufzte. "Eine Terminkollision, die mir eben erst auffällt. Ich fürchte, wir müssen Sie zu einem anderen Zeitpunkt erneut einladen."
Mr. C. sah mich überrascht an. "Aber wir waren doch schon halb fertig. Wollen wir nicht noch schnell-"
Ich schüttelte den Kopf. "Das wird nicht möglich sein. Danke, dass Sie so kurzfristig Zeit hatten. Wir melden uns wegen einem neuen Termin."
"Wenn das wegen dem Zwischenfall mit Lord Thomas eben sein sollte-" begann er noch einmal.
"Ich versichere Ihnen, in diesem Haus wird niemand wegen eines bloßen Versehens schlecht beurteilt", lächelte ich. "Wenn wir Ihre Dienste erneut benötigen, kommen wir sicherlich wieder auf Sie zu."
Mit diesen Worten wies ich ihn freundlich aber nachdrücklich die Treppe herunter, und er verabschiedete sich zusammen mit seinen Leuten. Ich wartete noch an der Tür, bis sie in ihren Wagen gestiegen und fortgefahren waren, dann drehte ich auf dem Absatz um und rannte die Treppe hoch ins Gästebad, so schnell ich konnte.
Als ich eintrat, stand Colleen vor mir. "Ein seltsames Verhalten", meinte sie. "Üblicherweise hinterlässt deine Spezies doch ihre Ausscheidungen in Toiletten und keine-"
"Wo ist es?" wollte ich wissen. "Das Ding, das der Mann in die Toilette getan hat?"
"Innen. Er ist mit der Hand durch das Wasser und hat es hinter der Biegung dort befestigt."
Ich sah in die Schüssel und empfand leichten Ekel - offenbar hatte der Mann außerdem noch wirklich sein Geschäft dort verrichtet, den Bremsspuren nach zu urteilen. "Kriegst du es da raus?" bat ich Colleen.
Sie nickte, ging auf die Knie und ließ ihren Arm wie einen Tentakel in den Siphon der Toilette gleiten. Kurz darauf hatte sie ein vielleicht münzgroßes schwarzes Etwas herausgezogen und reichte es mir. "An der Unterseite ist es recht klebrig", sagte sie, "ich musste ziemlich ziehen, um es abzubekommen."
"Danke." Ich ging als erstes ans Waschbecken und spülte sowohl das schwarze Ding als auch meine Hände gründlich ab. "Und es strahlt elektromagnetische Wellen aus, sagst du?"
"Ja, sehr ähnlich zu den anderen, die hier im Haus produziert werden", nickte Colleen.
Ich blinzelte. "Wo produzieren wir denn elektromagnetische Wellen?"
Colleen deutete auf die Innentasche meines Sakkos, wo mein Handy war. "Da zum Beispiel", sagte sie. "Dein Handy kommuniziert über diese Wellen mit anderen Geräten in diesem Haus."
"Unser Funknetzwerk-" begriff ich. "Das Ding hier soll irgendwie unser Netzwerk hacken! Colleen - du kannst es sehen, wenn irgendwo solche Wellen ausgestrahlt werden?"
"Im Prinzip ja", nickte sie, "aber es ist nicht ganz einfach. Elektromagnetische Wellen sind in eurer Dimension überall, auch in dem Wellenbereich, den dieses Gerät ausstrahlt. Das hier habe ich überhaupt nur bemerkt, weil es direkt neben mir plötzlich angefangen hat, und ich war ohnehin schon auf den Fremden konzentriert."
Ich biss mir nervös auf die Lippe. "Hat er dich bemerkt?"
Colleen hob die Schultern. "Er hat zumindest einmal einen längeren Blick auf mich geworfen. Aber er hat nicht erstaunt oder erschrocken reagiert. Ich vermute also, er hat mich nicht als ein Lebewesen registriert. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine humanoide Gestalt."
"Was hast du überhaupt da im Bad gemacht?"
"Zoe meinte, ich sollte mich da drinnen verstecken, dass mich niemand sieht."
Ich lächelte - da war sie angesichts unseres Besuchs geistesgegenwärtiger als ich gewesen. "Okay, also auch wenn es nicht leicht ist: sieh dich bitte im Haus um, ob du noch weitere Geräte so wie das hier findest. Und wenn ja, bring sie mir bitte."
Die selbe Aufgabe verteilte ich danach noch an alle anderen. Mal sehen, wie sehr unsere Besucher uns in der kurzen Zeit, in der sie hier waren, schon verwanzen konnten.
Ich bin so ein Idiot! Warum war ich nicht vorsichtiger?
Eben habe ich mir noch mal die Firma angesehen, die vorhin angeblich zu Besuch war. Auf der Homepage gibt es Fotos von allen wichtigen Mitarbeitern. Die beiden Handwerker sind dort aber nicht zu finden, und dieser Mr. C. ist zwar dort mit Foto, aber sein Bild wurde ganz eindeutig nicht mit der gleichen Kamera aufgenommen wie das von allen anderen Mitarbeitern. Wenn man etwas genauer hinschaut, erkennt man das sofort - warum zum Teufel habe ich nicht noch mal etwas genauer hingeschaut? Ich wusste doch, dass früher oder später jemand kommen und Nachforschungen nach unserem "Einbrecher" anstellen würde!
Die anderen sind immer noch auf der Suche nach weiteren Wanzen. Bisher haben sie aber noch nichts gefunden. Ich gehe runter und helfe ihnen.
Vier. Wir haben noch vier weitere von den Wanzen entdeckt, für drei davon dürfen wir uns bei Colleen bedanken. Eine davon klebte nahe dem Eingang der Küche an der hinteren Seite eines Dunstabzugs. Wann zum Teufel hat dieser Mr. C. sie da angebracht? Ich war mit ihm zusammen in der Küche gewesen!
Was machen wir jetzt damit? Und vor allen Dingen: was können die? Haben die auch Mikrofone? Ich vermute mal nicht, sonst wäre das Teil im Klo vielleicht... etwas fehlplatziert gewesen. Aber können wir uns in deren Nähe trotzdem gefahrlos unterhalten? Die einzige Kommunikation, von der ich mir sicher bin, dass niemand sie mitbekommt, ist das Senden mit Zoe und Colleen.
Zoe ist natürlich stinksauer und ärgert sich, dass sie bereits aus dem Haus gegangen war, als die "Handwerker" zugange waren. "Ich hätt die durchs geschlossene Fenster geschmissen, wenn ich das mitbekommen hätte", grollte sie.
"Du kannst aber was anderes für mich tun", bat ich. "Sag Veronica, Daphne und Natalie Bescheid, was passiert ist. Am besten über irgend ein öffentliches Telefon - keine Ahnung, wie nahe die schon an uns dran sind, aber ehe die sich hier bei mir melden und wir doch eine Wanze übersehen haben, sollten die besser Bescheid wissen."
"Mach ich", versprach mir Zoe. "Ich bin etwa in zwei Stunden wieder zuhause, und dann helf ich auch noch mal beim Suchen. Diese Dreckschweine - bespitzeln die uns einfach so!"
Ich lächelte. "Fahr vorsichtig", bat ich sie.
Danach setzte ich mich wieder an den Rechner und fuhr mit den "offiziellen" E-Mails fort. Wenn von einem Moment auf den anderen Funkstille von Cothelstone Hall herrscht, werden die, die uns die Wanzen verehren wollten, bestimmt misstrauisch.
Wer auch immer "die" sind.
Zu meiner Überraschung kam plötzlich Daphne hereingerauscht, etwa eine Stunde nachdem ich Zoe informiert hatte. Sie erklärte gar nichts, sondern flüsterte mir nur ein Wort zu: "Colleen?"
Ich rief unseren interdimensionalen Gast herbei, und Daphne pflückte sich sofort ein Stück ihres Haares ab und steckte es sich in den Mund. "So", sendete sie, "jetzt können wir reden. Zeig mir mal diese sogenannten Wanzen."
"Gerne." Ich zog sie aus meiner Tasche. "Das hier sind sie."
"Hm." Daphne betrachtete eine von ihnen sehr eingehend. "Sehen nicht nach Marke Eigenbau aus. Wahrscheinlich nicht vom MI5, der hätte selbst gebastelt. Allerdings auch kein Markenaufdruck. Wahrscheinlich von einem Zulieferer der Regierung. Damit ist ziemlich klar, woher diese Arschlöcher kamen."
Ich sah auf. "Echt?"
Sie nickte ernst. "GCHQ. Passt auch zu ihrem üblichen Vorgehen - Kommunikation abhören, analysieren, dann die schweren Jungs von der Z-Squad oder die leisen Jungs vom MI5 informieren."
"GCHQ..." Das hatte ich noch nie gehört.
"Government Communications Headquarters", erklärte Daphne, "Spezialisten für elektronische Kommunikation. Geheimdienstler wie die Spione vom MI5 und MI6, und die Erzfeinde der freien Presse. Was die schon alles angestellt haben, um Veröffentlichungen zu verhindern, darüber könnte man ganze Bücher schreiben, beziehungsweise wurden die bestimmt schon geschrieben, aber das GCHQ hat die Veröffentlichung verhindert."
Ich schluckte. "Und was machen wir jetzt mit den Wanzen?"
Daphne sah sich noch mal das kleine runde Ding in der Hand an. "Erst mal alle finden."
"Ich denke, wir haben alle-"
"Wie habt ihr sie gesucht?" wollte Daphne wissen. "Nur mit dem bloßen Auge, oder habt ihr einen Wanzenscanner oder wie sonst?"
Ich grinste. "Wir haben Colleen. Die kann die Funkwellen sehen, die sie ausstrahlen."
Colleen hob eine Hand. "Mit Einschränkungen. Ich habe es Amanda schon mitgeteilt - es gibt hier so viele dieser 'Funkwellen', dass es mir schwer fällt, genau die zu finden, die von diesen Geräten ausgehen."
"Dann ist mir klar, welche ihr übersehen habt", meinte Colleen. "Diese Handwerker - hatten die Leitern mit dabei?"
"Nein."
Sie nickte. "Dann bring mir mal einen Kreuzschraubenzieher."
Ich brauchte Eds Hilfe, um den Werkzeugkasten zu finden, aber immerhin war er gut sortiert. Daphne griff sich gleich, was sie brauchte und begann, die Abdeckung der ersten Steckdose neben der Tür im Foyer aufzuschrauben. "Wenn so eine Wanze direkt neben einer Stromleitung sitzt", sagte sie, "hat auch ein Wanzenscanner Probleme damit. Also könnte zum Beispiel hier-" Sie nahm die Abdeckung ab. "Hm. Okay, hier also nicht. Wo ist die nächste?"
Daphnes Riecher sollte sich als richtig erweisen: Zwar waren die Steckdosen im Foyer sauber, aber hinter beiden Lichtschaltern fand sich je eine weitere Wanze. "Ich hätte auch noch die Aufhängung von eurem Leuchter überprüft", meinte sie, "aber ohne eine Leiter können die Leute da nicht rangekommen sein. Dementsprechend müsste es das gewesen sein. Oder waren sie noch woanders drin?"
"Eventuell oben in den Zimmern", antwortete ich, "aber wenn ja, dann nicht lange."
"Suchen wir trotzdem da weiter", gab Daphne entschieden zurück. "Wir dürfen keine übersehen!"
Bis wir oben mit der Suche fertig waren, war auch Zoe heimgekommen. Gefunden hatten wir allerdings nichts mehr. "Stellt sich nur noch die Frage", gab ich in die Runde, "was wir jetzt mit den Dingern machen."
"Kaputt", gab Zoe prosaisch zurück. "Keine Wanzen, keine Probleme."
"Absolut", stimmte Daphne zu. "Unten steht noch der Werkzeugkasten, da ist ein schöner großer Hammer-"
Ich wagte einen leisen Einwand. "Aber dann wird das GCHQ wissen, dass wir ihre Wanzen gefunden haben."
Daphne sah zu mir. "Die haben ohnehin damit gerechnet, dass wir mindestens eine von denen finden", gab sie zurück, "sonst hätten sie nicht gleich sechs versteckt. Die Dinger sollen das Netzwerk hier ausspähen, da stimme ich dir zu, und dafür langt eine. So viele versteckst du nur, damit bei einer Suche nicht alle erwischt werden."
"Aber dann kommen sie eventuell wieder", warf ich ein. "Und dann vielleicht direkt mit Verstärkung, weil wir uns verdächtig gemacht haben."
"Nicht, wenn wir ihnen zuvorkommen", meinte Daphne. "Und zwar mit Schmackes: Wir beschweren uns offiziell über die Ausspitzelung altehrwürdiger britischer Familien durch unseren Inlandsgeheimdienst, und was denen den einfällt, hier ihre Nasen in vollkommen legale und noch dazu gemeinnützige Angelegenheiten zu stecken."
Ich sah sie zweifelnd an. "Beschweren? Über einen Geheimdienst?"
Daphne nickte. "Es gibt nichts, was diese Geheimdienstler so wenig mögen wie das Licht der Öffentlichkeit."
"Und wo beschwert man sich über so was?"
"Es gibt doch bestimmt einen Interessenvertreter dafür im House of Lords", gab sie zurück. "Frag doch mal bei deinem Lord nach."
Tatsächlich wusste Thomas sofort, an wen wir uns wenden mussten: "Der Obmann für solche Angelegenheiten ist Lord Percy P.", sagte er, "der hat die Aufgabe, den Adelsstand vor den Konsequenzen nachrichtendienstlicher Arbeit zu bewahren. Üblicherweise wird er bei internationalen Zwischenfällen hinzugezogen, beispielsweise, wenn ein ausländischer Adliger auf Besuch bei einem Verwandten in Großbritannien unter Überwachung durch einen britischen Geheimdienst stand und das danach an die Öffentlichkeit gerät. Seine Aufgabe ist es, Schaden von den alteingesessenen Familien abzuwenden, beispielsweise, wenn neben dem eigentlichen Ziel auch noch sein Gastgeber abgehört wurde."
Ich nickte. "Das passt doch sehr gut. Dann schreib dem mal einen gepfefferten Brief, warum jemand unser Gästeklo mit einem Abhörgerät verstopft hat und dass die das unterlassen sollen, wer auch immer das war."
"Natürlich, Mylady", nickte Thomas, "ich mache mich unverzüglich an die Arbeit."
Hoffentlich reicht das.
Immerhin gibt's ansonsten gute Nachrichten. Die Demenzorganisationen hatten sich bis heute Abend alle zurückgemeldet, und das frühestmögliche Datum, zu dem alle kommen können, ist der 13. Mai. Das ist zeitgleich mit dem Muttertag und passt dementsprechend um so besser, da deutlich mehr Frauen als Männer in Pflegeheimen sitzen, wegen der höheren Lebenserwartung. Außerdem ist es in nicht mal zwei Wochen, und je schneller, desto besser. Dementsprechend muss ich morgen nur noch schauen, ob ich für diesen Tag wirklich alles organisiert bekomme. Auch Veronica hab ich eine E-Mail geschrieben, aber ganz offiziell formuliert, in der sie "Miss Grey" heißt, und wie sich ihre Mitadligen bezüglich der von Lord Thomas geplanten Feier zur Ehrung der hilfsbedürftigen Ältesten geäußert haben. Zoe hat sie ja über die Sache mit den Wanzen informiert, dementsprechend wird sie es verstehen.
Von den Gestüten hat nur eins geantwortet, und auch nur ganz kurz, mit einer Preisliste. Hätte eigentlich eine bessere Reaktion erwartet. Vielleicht schau ich mal morgen nach, was da Sache ist und ob die nur ein bisschen verschlafen sind oder irgendwelche unerwarteten Vorbehalte haben.
Jetzt ist erst mal Zoe-Zeit. Wir müssen uns alle ein bisschen entspannen, nach diesem stressigen Tag.
Welche Reaktion kommt wohl auf ihre Beschwerde?
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Die Akte Zarathustra
Der Übermensch existiert - und er will ficken!
In einer nahen Zukunft lebt die nächste Weiterentwicklung der Menschheit unerkannt unter der normalen Bevölkerung - Menschen mit übernatürlich entwickelter Sexualität. Sie werden vom Staat gehasst und verfolgt, doch eigentlich wollen die meisten von ihnen nur ein normales Leben. Einige von ihnen versuchen insgeheim, aus dem Untergrund heraus den Ihren zu helfen. Doch das ist gar nicht so leicht, vor allem, wenn manche andere Ziele verfolgen...
Updated on Nov 11, 2024
by Hentaitales
Created on Sep 18, 2023
by Hentaitales
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