Über alles mögliche

"Ach, über Gott und die Welt. Dieses Jahr kommen sie jeden Monat für zwei oder drei Wochenenden hierher in die Stadt und da haben wir einen günstigeren Preis ausgemacht. Und ich habe Ihr versprochen, dass Du Ihnen ein wenig die Stadt zeigen könntest. Das tust Du doch, oder? Sie wohnt mit Ihrem Mann in Berlin, ist das nicht toll? Da wolltest Du doch auch schon immer mal hin. Sie ist wirklich sehr nett und übrigens auch sehr beeindruckt von Dir, vielleicht nimmt Sie dich ja in den Ferien mal für eine Woche mit? Sie meinte jedenfalls, das sei kein Problem, sie hätten ein großes Haus und Du könntest auch ein eigenes Zimmer bekommen. Und angefreundet habt Ihr Euch ja auch schon, wie ich hörte? Also Claudia macht einen sehr seriösen Eindruck, was man ja nicht allen unseren Gästen nachsagen kann. Und ..."

"Was ist denn jetzt mit dem Brief?" unterbrach ich Ihren Redeschwall bevor sie mich zur Adoption freigeben konnte. Claudia muss ja einen tollen Eindruck hinterlassen haben. Vielleicht war sie ja gestern doch nicht im Zimmer und ich hab mir umsonst Sorgen gemacht. Aber dass meine Mutter mich denen gleich anbietet, hätte wirklich nicht sein müssen.

"Ach ja, hier." Sie gab mir einen Umschlag, auf dem mein Name stand. "Sie hat ihn wohl dem Hans heute Nacht gegeben. Hat er Dir das nicht erzählt? Du hast ihn doch beim Frühstück gesehen, oder? So langsam mache ich mir wirklich Sorgen..."

"Ich bin dann im Frühstückssaal!" Ich war nicht in der Stimmung, mich zutexten zu lassen, daher nahm ich schnell den Umschlag, steckte ihn ein und war verschwunden. Eine Kaffeekanne nahm ich gleich mit, die sich dem Ende neigte.