Wieder allein

Schwer atmend lag sie auf Roberts Schreibtisch und registrierte nur schemenhaft, wie der Fremde sich zurückzog. Noch immer unfähig, das gerade Erlebte wirklich zu verarbeiten, rappelt sie sich langsam von der Tischplatte auf.

Was war das? Oh Gott, wie konnte sie sich nur so gehen lassen? Sie, eine verheiratete Frau, hatte sich einem völlig Fremden einfach hingeben und wie ein Flittchen die Beine breit gemacht für einen Mann, dessen Namen sie nicht einmal kannte. Die kleinen Rinnsale, in denen der Schweiß begann, sanft und kühl an ihr hinabzurinnen, ließen sie frösteln. War er weg? Beim Versuch aufzustehen merkte sie wie ihre Beine zitterten. Nur mühselig erlangte sie die Kontrolle über ihren gerade benutzten Körper zurück und schleppte sich langsam ins Bad. Der vorsichtige Blick in den Spiegel ließ sie erschaudern. Total erledigt, die Haare wild zerzaust, sah sie sich selbst tief in die Augen. Der erste Schreck wich einem leisen Lächeln. Scheiße, war das geil!

Wie hatte sie sich seit Jahren danach gesehnt! Schon kurz nach der Bekanntschaft und Beginn ihrer Beziehung zu Robert wurde es immer stiller in ihren Sexualleben. So sehr sie ihren Mann für seine Fürsorge und Zuverlässigkeit auch liebte, so vermisste sie doch die körperliche Aufmerksamkeit seit Jahren. Alsbald war der seltene Sex mit ihrem Mann nach der viel zu frühen Hochzeit auch nur noch von Einfallslosigkeit geprägt und ging seltenst über eine schnelle Pflichtnummer in der Missionarsstellung hinaus.

Sie riss sich los von ihrem Spiegelbild und stieg in die Dusche. Mit viel Schaum und warmen Wasser begann sie langsam die Spuren der Lust von ihrem Körper waschen. Immer wieder ertappte sie sich selbst, wie sie mit geschlossenen Augen das gerade geschehene Revue passieren ließ. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich auf dem Schreibtisch liegen, die Beine fest um ihn geschlungen und unter seinen harten Stößen hemmungslos stöhnen. Wieso hat sich der Sex mit diesem Fremden nur so geil angefühlt und warum war sie von seiner Dominanz ihr gegenüber so fasziniert? Ruckartig **** sie sich aus ihrem Tagtraum und stieg aus der Dusche.

Noch beim Abtrocknen versuchte sie permanent die Gedanken und Erinnerungen aus ihrem Kopf zu vertreiben. Das hätte niemals passieren dürfen, schließlich hatte sie gerade ihren Ehemann betrogen oder zumindest zugelassen, dass er betrogen wurde. Niemals dürfte Robert oder jemand anderes davon erfahren. Die Angst um ihre Ehe und ihre Stellung in der Gemeinde verbreitete ein gewisses Unwohlsein in ihrem Bauch. Immer wieder **** sie sich daher zu anderen Gedanken, weg von dem gerade erlebten.

In frischen Sachen und nach einem letzten strengen Kontrollblick in den Spiegel verließ sie das Obergeschoss und ging die Treppe hinab.

Sie war wieder zurück, die konservative Pastorin, die jederzeit allen irdischen Versuchungen widerstehen würde und für alle Gemeindemitgliedern ein leuchtendes Vorbild sein wollte. So stürzte sie sich in die Arbeit und der viele die letzten Monate liegengebliebene Papierkram ihres Vorgängers ließ den Rest des Tages wie im Flug vergehen. So war es bereits nach 16 Uhr als sie sich vom Schreibtisch löste, um im Wohnzimmer auf Robert zu warten. Der Signalton ihres Handys riss ihre Gedanken aus dem Artikel der Lokalzeitung. Im Posteingang war die Nachricht einer unbekannten Handynummer zu sehen. Der Anhang ließ ihr prompt das Blut in den Adern gefrieren. Das Bild zeigte sie beim Sex mit dem Fremden und war scheinbar durchs Fenster gemacht worden. Fassungslos starte sie auf das Display in ihren zitternden Händen. Wenige Augenblicke kam eine weitere Mitteilung „Ich finde, wir sollten uns mal unterhalten!"

Schlagartig war das ungute flaue Gefühl zurück in ihrem Bauch.

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