Chapter 6
by Daemony
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Sabina führt die Novizinnen in den Garten
Der folgende Tag verging für Schwester Sabina wie in dämmriger Traum. Immer und immer wieder überlegte sie, wie sie Angelos Begehren am besten erfüllen konnte. Die ganze Zeit über beobachtete sie heimlich die vier Novizinnen, die in den letzten Monaten ins Kloster eingetreten waren. Da war zum einen Clara: Schlank und groß gewachsen, mit langen, glatten, dunkelbraunen Haaren und sanften blauen Augen. Als Person war sie ruhig und zurückhaltend, wirkte oft nachdenklich und besaß eine tiefe spirituelle Neugier, die sie zum Kloster geführt hatte. Elisabeth: Klein und zierlich, mit rotblonden Locken und Sommersprossen auf ihrer blassen Haut. Sie hatte ein lebensfrohes und optimistisches Gemüt, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, doch wer hinter die Fassade zu sehen verstand, erkannte, dass sie mit Unsicherheiten über ihren Platz in der Gemeinschaft kämpfte. Maria trug ihr schwarzes Haar unter der Haube straff zu einem Zopf geflochten. Sie war ernsthaft und diszipliniert, streng zu sich selbst und anderen, und suchte im Kloster vor allem nach Struktur und Ordnung. Zuletzt Agnes: Groß und schlank, mit haselnussbraunen Augen und kurzem, dunklem Haar. Sie schien lebhaft, direkt und humorvoll, was sie bei ihren Mitschwestern beliebt machte, doch wirkte ihr Verhalten bisweilen übertrieben und aufgesetzt, als wolle sie damit nur etwas überspielen, das tief in ihr nagte, was sie aber nicht offenbaren wollte.
Selbst bekam Sabina derweil überhaupt nichts zustande. Zu abgelenkt war sie von ihren Gedanken, die ständig nur darum kreisten, wie sie in dieser Nacht ihren Traummann wiedersehen würde und er ihr endlich das geben würde, wonach sie sich am meisten sehnte. Zäh vertickte die Zeit, die Stunden bis zur Vesper dehnten sich ins Unendliche. Sabina wurde zunehmend nervöser und unruhiger. Beständig, selbst während der stillen Gebete suchte sie nach irgendeiner Beschäftigung für ihre Hände, zupfte unablässig an ihrer Robe und ihrem Schleier herum, was ihr mehr als einen missbilligenden Blick ihrer Mitschwestern einbrachte. Noch sprach niemand sie darauf an oder tadelte sie gar. Aber lange konnte es nicht mehr dauern, bis sie sich für das ungewöhnliche Verhalten würde rechtfertigen müssen. Weiter in die Zukunft könnte sie das Treffen mit ihrem Geliebten nicht verschieben, selbst wenn sie es wollte. Es musste in dieser Nacht sein!
Endlich! Das Abendgebet im Reigen der Stundengebete klang mit dem letzten Psalm und dem Segen des Priesters aus. Sabina **** sich, nicht überhastet aufzuspringen, um keine Fragen zu provozieren, die ihre Mission hätten gefährden können. Stattdessen erhob sie sich bewusst langsam und schritt gemessen auf die vier Novizinnen zu, die sich in einer ordentlichen Reihe hintereinander aufmachten, in ihre Zellen zu gehen.
"Meine Schwestern, wartet bitte. Ich habe einen Auftrag für euch."
Alle vier wandten sich ihr zu. Elisabeth lächelte freundlich wie immer. Clara schaute aufmerksam und schien gespannt auf die Aufgabe. Maria legte hingegen ihre Stirn in Falten, irritiert über die Unterbrechung des gewohnten Tagesablaufs. Agnes ergriff das Wort für alle.
"Ja, Schwester, was gibt es zu tun?"
Ein heimlicher Seitenblick zeigte Sabina, dass ihr Auftreten keine ungewollte Aufmerksamkeit erregte, alle anderen Klosterschwestern waren mit sich selbst beschäftigt oder hatten die Kirche bereits verlassen. Also fuhr sie mit den Sätzen fort, die sie sich zurechtgelegt hatte.
"Ich weiß, dass ihr einen langen, anstrengenden Tag hinter euch habt. Doch ich bitte euch um Unterstützung bei der Pflege des Gartens. Ich weiß, es ist mühevoll und hält euch von der wohlverdienten Ruhe ab. Aber er wird uns dafür danken und uns reiche Früchte schenken. Es war heiß heute und die Pflanzen benötigen viel Wasser. Leider habe ich es nicht geschafft, alle Beete zu gießen. Besonders im hinteren Teil entlang der Mauer, wohin der Weg vom Brunnen besonders lang ist, muss noch ausgiebig bewässert werden. Das tun wir am besten in der Dunkelheit, damit die Feuchtigkeit tief ins Erdreich dringen kann, ehe die Sonne wieder alles verdunstet. Wenn wir alle anpacken, sollten wir damit schnell fertig werden. Ich hoffe, ich darf auf eure Unterstützung zählen?"
"Selbstverständlich, Schwester Sabina. Wir helfen gerne."
Alle nickten, selbst Maria rang sich ein kurzes Nach-unten-Zucken des Kopfes ab.
Als sie aus den kühlen Klostermauern hinaustraten, spürten sie sofort den Nachklang der Tageshitze, die noch in der Luft hing, schwer und unbeweglich, als wäre der Garten in einen warmen Schleier gehüllt. Leise Geräusche durchbrachen die Stille – das sanfte Rascheln der Blätter im kaum spürbaren Wind, das gelegentliche Zirpen einer Grille, weit entfernt. Der Boden knirschte leise unter den Füßen der Novizinnen, während sie hinter der älteren erfahrenen Schwester im Gänsemarsch gingen. Schwache Düfte von Lavendel und Rosmarin, die die Wärme des Tages gespeichert hatten, stiegen auf und vermischten sich mit dem erdigen Aroma der staubtrockenen Beete. Sabina atmete diese vertrauten Gerüche ein, doch ihre Gedanken schweiften ab, zurück zu der Begegnung, die alles verändert hatte.
Sie warf einen schnellen Blick zurück auf die Novizinnen. Sie folgten ihr gehorsam, nur Elisabeth und Agnes flüsterten leise miteinander, während Clara ernst vor sich hin starrte. Maria lief, wie immer, mit einem fast stoischen Ausdruck ganz hinten. Alle vier hatten sie keine Ahnung von der wachsenden Unsicherheit, die Sabina gerade plagte. Der Ort, an den sie die Novizinnen führte, war für sie nicht mehr derselbe wie früher. Dort, an der verborgenen Pforte, hatte sie Angelo empfangen. Sie erinnerte sich an seinen durchdringenden Blick, das Verlangen, das er in ihr weckte, und den Hauch von Schuld, der seitdem über ihr lag. Zweifel nagte an ihr, ob sie das Richtige tat. Was, wenn die Novizinnen etwas davon spürten?
„Hier,“ sagte sie schließlich, als sie vor der dichten Rosenhecke stehen blieben, hinter der die geheime Pforte versteckt lag. Ihre Stimme klang fester, als sie sich fühlte. „Dieser Garten ist verborgen vor den Blicken der meisten Menschen, doch benötigt er trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen besondere Pflege und Aufmerksamkeit. Ein geschickter Gärtner kann ihn wässern und fruchtbar machen."
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Kirche der Verderbtheit
Jetzt PUBLIC! Priester und Nonnen zutiefst verdorben.
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