Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Auch wenn die Eifersucht in ihr kochte, setzte sie ein Lächeln auf, als sie zu den beiden an den Tisch trat. Sanft umarmte sie ihren Mann und gab ihm einen Kuss. "Da bin ich wieder. Wie ich sehe, verschwendest Du keine Zeit, mein Lieber." Lächelnd machte sie gute Miene zu bösem Spiel. Ohne Umschweife stellte Patrick ihr daraufhin Heike vor, als wäre sie eine alte Bekannt von ihm. Es fühlte sich irgendwie fremd für sie an, ihren Mann hier so mit einer anderen zu sehen. Unter anderen Umständen wäre sie zur Diva geworden, wenn sie ihn dabei erwischt hätte, wie er seinen Arm um eine andere gelegt hätte. Eine, die locker 10 Jahre jünger war als sie und deren Rundungen unübersehbar weiblicher waren als ihre. Immer wieder erwischte sie ihn dabei, wie sein Blick, wenn auch nur kurz, sich in das tiefe Dekolleté ihres BHs verirrte. Sie schien das nicht im Geringsten zu stören und hatte ihre Hand mittlerweile auf seinen Oberschenkel gelegt, während sie mit ihm schäkerte. Diese verdammte Bitch schien das überhaupt nicht zu interessieren, dass sie, seine Frau, hier mit am Tisch war.

Innerlich fragte sie sich, ob Patrick nur die Gunst der Stunde nutzen wollte, eine Eroberung zu machen oder ob er sie bewusst damit herausfordern wollte. Wollte er sie reizen? Wollte er sie provozieren? Vielleicht wäre es ja das Beste, den Club auf eigene Faust zu erkunden und sich ggf. auch auf ein Abenteuer einzulassen? Bei der Auswahl hier wäre es mit Sicherheit kein Problem, einen Verehrer zu finden. Warum eigentlich nur einen, fragte sie sich hinter ihrer lächelnden Fassade.

Die illustre Runde wurde erst unterbrochen, als eine der Bedienungen zu ihnen trat und sie fragte, ob sie sich eventuell als Kandidaten bei der heutigen Tombola beteiligen wollten. Sie ließen sich von ihr erklären, dass die Teilnahme natürlich freiwillig für alle war und die gezogenen Gewinner Aufgaben zugewiesen bekommen würden. Diese müssten sie dann mit den ihnen zugelosten Partnern auf einer der kleinen Bühnen im Hauptsaal erledigen und es dann auch keinen Rückzieher mehr geben würde. Ute konnte es in Patricks Augen sehen, dass ihm bei dem Gedanken daran nicht ganz wohl war und er sich eigentlich auch nicht darauf einlassen wollte. Andererseits war sie froh, dass Heike wenigstens für den Moment mal die Finger von ihrem Mann ließ. Als sie merkte, dass er auf dem besten Weg war, das Angebot dankend auszuschlagen, konnte sie nicht anders. So wie er sie in der letzten viertel Stunde hier provoziert hatte, ließ sie ihrem inneren Schweinehund einfach freien Lauf.

"Aber warum denn nicht, Schatz? Wir sind doch schließlich hier hergekommen, um mal etwas Neues zu erleben." Damit zwinkerte sie ihm aufmunternd zu und frohlockte, den Spieß endlich mal umdrehen zu können. Beherzt griff sie in den ihr angebotenen Topf für Damen und fischte sich ein Gummiarmband heraus. Während die Bedienung es ihr anlegte und verschloss, konnte sie die 85 darauf lesen. Lächelnd präsentierte sie ihm die Nummer. "Trau Dich. Du weißt doch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt." Sie wusste genau, was er jetzt dachte, wie es ihn ankotzte, weil er solche Spiele abgrundtief hasste. Sanft kniff sie die Augen etwas zusammen und wartete gespannt auf seine Reaktion. Würde er kneifen? Hier vor seiner Flamme?

"Also gut. Warum nicht?", meinte er und griff in den Topf für die Herren. Ute sah in seinem Blick, dass gar nichts gut war. Aber jetzt im Moment wollte sie nur ihren kleinen Triumph genießen. Wobei sie sich schon fragte, was auf sie zukommen würde, falls ihre Nummer gezogen würde. Andererseits, was sollte schon passieren? Immerhin hat Patrick sie heute Abend ja schon anderen überlassen. Zum ersten Mal im Leben war sie im Sandwich durchgefickt worden. Von ihrem Mann und einem anderen, ihr völlig unbekannten. Einfach mal so. Was sollte also jetzt noch passieren?

Währenddessen sah Heike amüsiert zu, wie die Bedienung nun auch ihm das Armband umlegte. "Na dann hoffe ich mal, ihr bereut das nicht!", sagte sie in einem leicht unterschwelligen Ton, als wüsste sie schon mehr über die Dinge, die da kommen würden.