Überwachungs-Kameras

Ich werde mitten in der Nacht wach, als unten drei Polizeiwagen mit Martinshorn die Sraße entlang jagen. Nichts Ungewöhnliches in diesen Zeiten, normalerweise schlafe ich über solche Großstadt-Geräusche hinweg. Im Moment aber ist dieses Schrillen in meinen Ohren gar nicht gut. Ich liege auf dem Wohnzimmerteppich, neben mir der Aschenbecher. Drei Joints scheine ich geraucht zu haben. Gar nicht gut, ich fühle mich nach wie vor vollkommen bekifft und benebelt. Ich habe es nicht ganz geschafft, aus meinen Klamotten zu kommen, ich scheine mir meine Bluse zerrissen zu haben, jedenfalls hängt sie offen und ohne Knöpfe. Meine Titten schaukeln über meinem BH, von dem ich mich jetzt endlich befreie, und dann strampele ich mein Höschen weg, das um meine Knie hängt. Mein Gott, was ist nur in mich gefahren? Ich sehe von unten zu meinem Rechner hoch, auf dem ein Popup blinkt: "Aktivität! 03.27 Uhr" Nur langsam erinnere ich mich an die Überwachungs-App, mit der ich in die Wohnung meiner Töchter sehen kann. Nein, das werde ich jetzt garantiert NICHT tun, ich werde garantiert NICHT meinen eigenen Töchtern hinterher spionieren, das ist einfach widerlich.

Aber ich spüre, wie mich schon allein die Vorstellung geil macht, eventuell etwas beobachten zu können. Mühsam rappele ich mich hoch, ziehe mich auf den Sessel vor dem Rechner. Auf dem Stoffpolster ist ein großer, feuchter Fleck. Mein Gott, ich muss mich in den Wahnsinn gewichst haben, so, wie das aussieht, habe ich meinen Saft literweise verspritzt. Ein Segen, morgen ist Samstag. Ich ziehe die App auf, jetzt befindet sich ein roter, blinkender Rahmen um das Fenster, das das Schlafzimmer meiner ältesten Tochter Tina zeigt. Erst kann ich gar nichts sehen, doch neben dem Fenster befindet sich eine Schaltfläche, auf der "Nachtsicht" steht. Atemlos klicke ich.