im Schloss

Sie gingen zurück in die Villa und James sprach jeweils kurz mit den anderen Vieren, sowie dem Grafen von Strotzingen und dem Baron von Schroffenstein. Aber er tat dies so, dass Vicky nicht hören konnte, was er ihnen sagte. Kurz vor Beginn des Abendessens brachte James sie zu ihrem Zimmer, damit sie sich umziehen konnte. Vicky fand das übertrieben, aber als sie dort vor ihrem Zimmer Juan, den persönlichen Hausdiener der Baronin antrafen, war sie froh um seine Begleitung.

„Die Baronin wünscht dich auf der Stelle in ihrem Zimmer zu sprechen!“ richtete sich Juan direkt an Vicky.

Aus dem Nichts gab ihm James einen Faustschlag in die Magengrube. Vicky und der Hausdiener waren total überrascht, der Hausdiener ging in die Knie und James schrie ihn an:
„Du wagst es, meine Begleitung anzusprechen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen? Hat dir die Baronin keinen Manieren beigebracht?“

„Verzeiht Herr, ich...“
Aber James fiel ihm ins Wort:
„Ich erwarte von der Baronin einen Vorschlag, wie sie dich für deine Missachtung meiner Würde bestrafen will. Außerdem kannst du der Baronin mitteilen, dass der Graf von Strotzingen, der Baron von Schroffenstein, sowie Dagobert, Miranda und wir beide nicht an dieser Party mit dem Grafen von Oberfels teilnehmen werden. Das wäre übrigens auch mein ärztlicher Rat an die Baronin! Und jetzt geht mir aus den Augen!“

Kaum war die Zimmertüre hinter ihnen geschlossen, schon klebte Vicky an seinen Lippen. Sie wollte jetzt sofort mit ihm schlafen, ihn tief in sich spüren und seinen Samen kosten. Doch der Kuss dauerte nur kurz, denn James drückte sie von sich weg und blickte sie ernst an:
„Mit wem hattest du Sex, seit ich hier bin?“
„Vorgestern in der Früh musste ich drei Wachen mit dem Mund befriedigen und der Leutnant hat mich in den Arsch gefickt.“ antwortete sie ihm kleinlaut, ohne ihm dabei in die Augen sehen zu können.
„Hat dir das die Baronin befohlen?“
„Nicht direkt, aber es gehört zu den täglichen Aufgaben von uns Hofdamen, morgen bin ich wieder dran.“ sagte sie traurig, sah ihm aber wieder in die Augen.
„Wenn du wirklich meine Vögtin werden willst, wird folgendes geschehen: Wir werden heute unsere eigene Party feiern. Du wirst ab heute bei mir in meinem Bett schlafen, aber wir werden keinen Sex haben. Du wirst es nicht darauf anlegen, mich zu verführen, denn von meiner Vögtin erwarte ich, dass sie sich beherrschen kann. Wenn du das schaffst, werden wir dafür später noch genug Gelegenheiten haben. Das versichere ich dir ebenso, wie dich dann zur Vögtin zu machen. Solange du gute Arbeit leistest, wirst du das auch bleiben, unabhängig davon wie es mit uns beiden weiter geht.“

Ist James komplett verrückt? Aber nach den letzten Ereignissen und diesem Angebot konnte sie nicht nein sagen und je länger sie darüber nachdachte, umso mehr verstand sie, dass er ein besonderer Typ Mann war. James dachte nicht nur bis zum nächsten Orgasmus und er wollte sie nicht primär wegen ihres Körpers. Sie begann zu lächeln, schritt auf ihn zu und sagte:
„Ich bin einverstanden, aber küssen ist doch ok. Oder?“
Seine Lippen gaben ihr eine eindeutige Antwort.
"Und wie lange soll das gelten?"
"Sagen wir mal 48 Stunden."

James wandte sich gentlemanlike ab, als Vicky sich umzog. Er entdeckte das zweite unbenutzte Bett in ihrem Zimmer und Vicky erklärte ihm, dass hier normalerweise Thea schlief, sie aber derzeit nicht da wäre.

V&J betraten gemeinsam den Speisesaal und nahmen ihre Plätze ein. Auf einen Wink der Gräfin stand James auf und verließ mit ihr kurz den Raum, beide kamen aber Momente später wieder zurück. James wich Vickys Frage nach dem Inhalt des Gespräches mit der Baronin aus und meinte nur, dass sich alles in “unserem“ Sinn entwickeln würde. Wie er das Wort “unserem“ aussprach, ließ ihr Herz höherschlagen, aber sie hatte auch Angst vor dem, was die beiden ausgemacht haben könnten. Zu oft war sie schon Opfer der Intrigen der Baronin geworden, als dass sie sich auf James in dieser Hinsicht schon vollkommen verlassen wollte. Noch vor Beginn des Abendmahls erreichte Graf Alef el Faqid die Villa el Draco, sehr zur Freude von Rondriane. Alef el Faqid war ein junger, gutaussehender Krieger, der einem alten Adelsgeschlecht aus dem Süden des Reiches entstammte, er und Rondriane kannten sich bereits aus mehreren Schlachten. Mit seiner Ankunft wandelte sich Rondriane von einer geschlechtslosen Kämpferin zu einer jungen Frau, deren Werben, um den Grafen weniger leicht zu übersehen war, als Vickys Bemühungen um James.

Gleich nach dem Essen verließen die Baronin, der Graf von Oberfels, Helena und Lisa den Saal. Unsere Helden hatten ihre eigene Party im Salon organisiert, wo sie nur mit ein paar Musikern im kleineren Rahmen feierten. An diesem Abend wurde getanzt, gesungen und getrunken, alle hatten ihr Vergnügen auf dieser ausgelassenen, aber auch intimeren Feier unter Freunden. Selbst Baron von Schroffenstein verhielt sich vorbildlich, als er dann einmal mit Vicky tanzte, befürchtete sie schon das Schlimmste, da er sie bat, ihn kurz nach draußen zu begleiten. Dort kniete er allerdings vor ihr nieder und bat Vicky vielmals um Verzeihung für sein ungebührliches Verhalten und schenkte ihr zur Wiedergutmachung einen goldenen Armreif.