Orgiastis erwacht!

[Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass sich der Kalender, bzw. die Tagesherrscher der Namenlosen Tage in diesem Erzählstrang von dem, wie es bei Vicky in Sibur dargestellt wurde, unterscheiden. Diesen Fehler versuche ich nun auszubessern, indem ich alles, was bei Thea am zweiten Tag geschah, auf den dritten Tag verlege. Somit sind wir zeitlich nun am Morgen des 4. Namenlosen, dem Tag der dunklen Verführerin!]

Er war richtig erfrischt nach diesem traumlosen Schlaf, normalerweise träumte er immer, außer er trank zu viel. Die Sonne war noch nicht über dem Horizont, aber es würde nicht mehr lange dauern. Thea musste vorm Schlafengehen die Fenster geöffnet haben, er wusste ja nicht einmal, dass sie hierher zurückgegangen waren. Er spürte ihren gleichmäßigen Atem im Nacken, ihr nackter Körper in seinem Rücken und eine Hand um ihn gelegt, schlief Thea hinter ihm. Es hätte ein wundervolles Erwachen sein können, wenn nicht seine Blase der Grund dafür gewesen wäre, dass er aufgewacht war. Erschwerend kam noch seine Morgenlatte hinzu, die es ihm noch minutenlang unmöglich machen würde, sich zu erleichtern. Außerdem musste er schnell von Thea weg, denn allein ihre Nippel reichten aus, um noch mehr Blut in seine Lenden fließen zu lassen.

Vorsichtig löste er sich von ihr und deckte sie mit dem dünnen Leinen zu, das sie nur in der heißesten Jahreszeit benutzten. Er musste wirklich dringend pinkeln, darum wagte er es nicht einmal, sie anzusehen, als er sich leise aus dem Zimmer schlich.

Am Donnerbalken sitzend, versuchte er an ganz bestimmte Dinge zu denken, um seine Latte loszuwerden und endlich pinkeln zu können. Der Erfolg wollte sie sich nicht so recht einstellen, darum disponierte er um.

Er vollzog dasselbe Morgenritual wie James. Das kühle Wasser des Teiches wirkte Wunder und als er aus dem Schwimmteich stieg, fühlte er sich wie neugeboren.

Er düngte eine Hecke und hüpfte nochmals ins Wasser, um sich ordentlich zu waschen.

Er hatte nicht daran gedacht ein Handtuch mitzunehmen, darum stellte er sich zum Trocknen einfach für ein paar Minuten in die aufgehende Sonne. Seine Gedanken waren gleich wieder bei Thea. Es war weit mehr als nur die Anziehung ihres wundervollen jungen Körpers, er hatte sich Hals über Kopf in Thea verliebt und nochmals Hoffnung geschöpft, seinem Fluch zu entkommen. Das meiste, was er von der Prophezeiung zu verstehen glaubte, deutete auf Thea hin, aber dieser eine Vers ließ ihn immer noch zweifeln.
Im Geiste ging er seine Übersetzung der Worte der Priesterin durch:

Einer jungen Frau, unerfahren und beinahe noch jungfräulich, ein Lamm unter Löwen großgezogen. Das war eine treffende Beschreibung von Theas Jugend im Haushalt der Gräfin.

Sie wird in dein Leben treten, wenn du es am wenigsten erwartest. Bei einem Verhör im Gefängnis der Inquisition in Kuslik passte auch perfekt auf Thea

Ihr Herz steht dir offen, doch nimm es nur, wenn du gelernt hast freigibig zu sein. Es sah das mittlerweile als Hinweis auf seine Eifersucht, der nächste Absatz machte klar, weshalb.

Die Göttin hat große Pläne für sie, dabei wäre deine Unterstützung hilfreich, weshalb du dich mit den Lehren der jüngsten Prophetin vertraut machen sollst. Jahrzehntelang hatte er sich mit den Lehren der heiligen Florina beschäftigt, die dafür plädierte, dass die Kirche Bier dem Wein gleichsetzen sollte, bis überraschend Alma heiliggesprochen wurde. Bei seinen Recherchen über ihren Kult hatte er Vicky und den Orden kennengelernt. So sehr der Orden ihm das Leben auch mit dem Fluch erleichtert hatte, war er sich nun doch der Schattenseite bewusst: Es bedeutete, dass er sich darauf einstellen musste, damit klarzukommen, dass sie als Teil ihrer Berufung täglich unzählige Schwänze abmelken würde. Dazu kam noch, dass er Thea belogen hatte, als er sagte, dass es ihm egal sei, ob sie ihnen Orden eintreten würde oder nicht, aber der Fluch hatte ihm keine andere Wahl gelassen.

In einer blutigen Phase, zur denkbar unpassendsten Zeit, wird sie dich um etwas Einmaliges/Geächtetes bitten, wofür dir der **** droht. Das wiederum war der Punkt, der Orgiastis an allem, was er mittlerweile zu wissen glaubte, zweifeln ließ. Zum einen ließ die Übersetzung hier besonders viel Interpretationsspielraum offen und zum anderen konnte er sich nicht vorstellen, dass ein so gutmütiges Wesen wie Thea etwas so Verwerfliches von ihm verlangen könnte, dass mit dem Todes bestraft werden konnte.

Aber nimm das Geschenk der jungen Frau nur an, wenn du bereit bist, deine verbleibenden Tage mit ihr zu verbringen und ihr den Rückhalt/Liebe zu geben, die sie für ihre Mission braucht. Der letzte Vers schien nur das zu bekräftigen, was schon vorher betont worden war. Er musste seine Eifersucht unter Kontrolle bringen, um ihr für den Rest seiner Tage zur Seite stehen zu können.