Julia soll in der Queen-Bar tanzen

Zwanzig Minuten später halten sie vor der Queen-Bar. Dort werden sie bereits von einem großen, dunkelhäutigen Mann erwartet, der Julias Begleiter mit einem Handschlag begrüßt. Die drei Männer unterhalten sich ein paar Minuten in einer fremden Sprache, dann dreht sich ihr piekfeiner Freund zu ihr um und sagt: „Es sieht so aus, als würdest du den Job bekommen. Mergim hat gesagt, dass du sehr hübsch bist, und er ist einverstanden, dass du hier arbeitest.“ Für Julia scheint das eine sehr seltsame Art zu sein, ein Vorstellungsgespräch zu führen; aber da sie noch nie zuvor eins mitgemacht hat, hat sie auch keine Erfahrung, um es zu beurteilen.

Sie gehen an die Bar und bestellen **** – Whisky für die Männer und eine Cola mit Schuss für Julia. Es ist noch recht früh am Abend und die einzigen anderen Leute in der Bar sind vier Männer und zwei halbnackte Mädchen, die auf einer kleinen Holzbühne in der Mitte des Raumes Pole Dance machen. Keiner von ihnen scheint viel Notiz voneinander zu nehmen. Sie müssen ungefähr zehn Minuten an der Bar gesessen haben, als ein weiterer dunkelhäutiger Mann sich zu ihnen setzt und eine weitere Runde Drinks bestellt. Er spricht sehr gut Deutsch und stellt sich Julia als Manager der Queen-Bar vor, bevor er ihr einige Fragen stellt.

„Tanzt du gerne?“ fragt er als erstes. „Ja“, antwortet Julia und erinnert sich für einen Moment daran, wie ihr strenger Vater ihr immer verboten hat, mit ihren Freundinnen abends zum Tanzen in die Disco zu gehen. „Aber ich habe noch nie so getanzt wie ... die.“ Julia wirft einen Blick auf die beiden Oben-ohne-Mädchen und spürt, wie sie rot wird im Gesicht. „Oh, es ist ganz einfach“, versichert ihr der Manager. „Aber mach dir keine Sorgen, du musst das nicht machen, was die beiden machen. Du musst nur ein paar grundlegende Dinge tun.“ Julia ist sich nicht sicher, was der Manager überhaupt mit „grundlegenden Sachen“ meint.

Auf jeden Fall wird Julia auf gar keinen Fall fast nackt in einer Bar tanzen würde. Sogar die Aussicht, vollständig bekleidet vor fremden Leuten auf einer Bühne zu tanzen, lässt sie schon vor Angst vergehen. „Nun, der Job gehört dir, wenn du ihn willst“, sagt der Manager. „Ich überlasse es euch, darüber zu reden.“ „Ich wäre viel zu nervös, um vor fremden Leuten zu tanzen“, sagt Julia zu dem Typ mit dem piekfeinen Anzug, sobald der Manager gegangen ist. „Du wirst großartig dabei sein“, beruhigt sie ihr neuer Bekannter, als ob es alles bereits ein abgeschlossener Deal wäre. „Du brauchst nicht nervös zu sein: Sie zeigen dir genau, was zu tun ist. Es wird dir hier gut gehen und du wirst viel verdienen. Du bist so schön ...“