Es geht in ein spezielles Hotel

Am Einkaufszentrum angekommen, das nur Teil eines riesigen Gebäudekomplexes mit hauptsächlich Büros ist, fahren sie in die Tiefgarage, parken, steigen aus. Statt aber die gängigen Fahrstühle zu benutzen, führt er seine Begleiterin in einen unscheinbaren Seitengang, wo es ziemlich versteckt einen Fahrstuhl gibt, der sich nur mit einer Chipkarte bedienen lässt. Er hat eine solche Chipkarte.

Der Fahrstuhl bringt sie zu einem Hotel im sechsten Stock. Es ist ein spezielles Hotel. Es ist nur über diesen einen Fahrstuhl, der auch nur dafür da ist, erreichbar. Es gibt zwar eine Nottreppe, aber die ist auch nur für den Fall reserviert. Das Hotel als Stundenhotel zu bezeichnen wäre eine Beleidigung, obwohl es von seiner Aufgabenstellung her genau das ist. Es hat einen ausgewählten Kundenkreis, der mit entsprechenden Chipkarten ausgestattet wird. Über die erfolgt auch die Bezahlung, ganz bargeldlos, denn sie sind zugleich die Schlüssel für die Zimmer. Berechnet wird der Zeitraum zwischen Aufschließen und Zuschließen von außen. Man kann spontan vorbeikommen, wie sie jetzt beide, und sich an einem Terminal ein Zimmer buchen – eigentlich ist immer was zu haben –, oder auch vorab über eine Internetseite ein Zimmer reservieren. Sieht aus wie ein Computerspiel, bei dem die Registrierung defekt ist (sie ist nur ein Fake), man sich also gleich einloggen muss. Es wird viel Wert auf Diskretion gelegt. Personal ist da, lässt sich aber nur im Ausnahmefall sehen. Zugang hierzu hat er natürlich über seine Lieblingscousine erhalten, die gut in der Szene vernetzt ist.

Das Zimmer, das sie betreten, ist einfach, aber gediegen eingerichtet. Breites Bett natürlich. Zwei Flaschen Wasser und zwei Gläser stehen auf dem Tisch, eine Minibar gibt es auch. In einem Kästchen gibt es eine große Auswahl an Kondomen sowie Gleitcreme. „Schick“, sagt Marisa und setzt ein anerkennendes Lächeln auf, ist anscheinend positiv überrascht, dass er sich ihren Fick was kosten lässt, sie nicht in eine billige Absteige **** hat. Wäre ihm sowieso nicht eingefallen, er hat schließlich Stil.

„Eins vorweg: Ich bin es nicht gewohnt, Männer, mit denen ich ins Bett gehe, zu siezen“, sagt Marisa, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hat. Sie einigen sich darauf, sich außerhalb des Schulkosmos wie jetzt zu duzen.