Die Gäste

15.4. K15
Der Graf war zurück und mit den Feierlichkeiten begann für die Mädchen eine anstrengende Zeit. Tagsüber als Hofdamen, abends als Gesellschafterinnen und im weiteren Verlauf mitunter nachts als Bettgenossinnen für die Gäste. Sie nutzten aber die Gelegenheit aus, um die Gäste kennenzulernen, sie ein- und auch abzuschätzen.

Die “Fünf”:

Zuerst fiel Vicky naturgemäßs Miranda auf. Vicky bildete sich, nicht ohne Grund, viel auf ihre Schönheit ein. Sie hätte aber sofort zugegeben, dass Miranda die schönste Frau der Welt war. Stutenbissigkeit wurde in der Villa el Draco gefördert, aber in diesem Fall unterwarf sich Vicky brav dem Alphaweibchen, das seine Stellung täglich von Neuem unter Beweis stellte. Ihre Anwesenheit war für Vicky aber auch ein Segen, denn die Männer waren zumeist auf Miranda fixiert, wann immer sie anwesend war.

Rondriane war eine große rothaarige Frau, der man ihre kämpferische Profession ansehen konnte, nie sah man sie ohne Rüstung und Schwert. Später kam heraus, dass sie James Halbschwester und eigentlich Amazone war. Sie trank nicht und bis Alef el Faqid ankam, hielt sie auch alle Männer auf Distanz.

James war bis auf seine Augen, ein unauffälliger Mann, bekannt als der Heiler der Fünf. Er zeigte sich auch optischen Reizen gegenüber sehr resistent, wie Helena feststellen musste. Aus Gesprächen entnahm Vicky, dass er nicht auf der Suche nach einer Frau war. Außerdem wirkte er hier etwas verloren und er hatte etwas zu verheimlichen, war sich Vicky sicher. Laut ihren Erfahrungen bedeuteten Geheimnisse nichts Gutes und er landete im Mittelfeld auf Vickys Liste. Als sie dann mitbekam, wie vertraut er mit Miranda umging und da sich die beiden täglich absetzten, fiel er noch weiter in ihrer Wertung.

Reinbrecht, Sohn des Dario, war ein Zwerg. Die Gerüchte besagten, er würde Verwalter von Sibur werden, aber ein Zwerg blieb ein Zwerg. Zwerge streben nach Gold und starkem ****, aber nicht nach Vicky.

Dagobert war auch Teil der Fünf, wobei Vicky niemand recht sagen konnte, welche Fähigkeiten seine Mitgliedschaft begründeten. Er war ein hübscher junger Mann, seine Spitzohren bewiesen sein elfisches Erbe. Er war zuvorkommend, aber auch introvertiert, außerdem war er ein hervorragender Tänzer und das machte ihn zu Vickys Favoriten, selbst wenn er noch ohne Besitz und Titel war.

Weitere Helden
**Baron Schroffenstein** war ein Bulle von einem Mann mit den Manieren eines Hafenarbeiters. Er wirkte wenig feinfühlig, aber er hatte eine geradlinige, nicht unsympathische Art. Er war ein Kriegsheld und vermögend noch dazu. Ihn würde sie sich versuchen zu schnappen, wenn sie mit Dagobert nicht weiterkommen würde, und er dann noch zu haben wäre.

Dem Grafen von Oberfels eilte sein Ruf voraus. Er war als der größte Stratege, aber auch als Frauenheld im Reich bekannt. Seine blonden Haare, seine charmante Art und sein Vermögen machten ihn zur begehrtesten Partie im Reich, doch er wollte nur seinen Spaß haben und sich nicht binden. Als Vicky dann noch Gerüchte erreichten, dass er auch regelmäßig Prostituierte aufsuchte, hatte sich der Fall für sie erledigt.

Der Graf von Strotzingen war ein graumelierter Mann, ein offensichtlich guter Freund des Grafen Alfonso. Er flirtete zwar mit allen weiblichen Wesen, aber nachdem Vicky beobachten konnte, dass Miranda und er stets gemeinsam zu Bett gingen, fiel auch dieser Kandidat für sie aus.

Vicky sprach auch kurz mit Alfonso, erklärte ihm, dass sie auf der Suche nach einem Ehemann war. Dieser riet ihr von allen außer Dagobert und James ab und sicherte ihr seine Unterstützung zu.

Abends, nach dem opulenten Abendessen wurde getanzt und damit ergab sich die erste Möglichkeit mit den Kandidaten auf Tuchfühlung zu gehen und Gespräche unter vier Augen zu führen. Vicky war eine ausgezeichnete und auch sehr leidenschaftliche Tänzerin, aus Höflichkeit musste sie aber mit jedem der männlichen Gäste zumindest einmal tanzen. Sie führte mehr oder minder belanglose Gespräche mit durchschnittlichen Tänzern. James war schüchtern und zu sehr damit beschäftigt, ihr nicht auf die Füße zu treten, als dass er sich mit dieser Schönheit unterhalten hätte können, bei Vicky kann das nicht gut an. Aber dann tanzte sie mit Dagobert, wobei tanzen nicht das richtige Wort ist, um zu beschreiben, wie sich die beiden auf der Tanzfläche bewegten. Sie schwebten wie im Rausch über das Parkett und erst als Alonso sie um einen Tanz bat, ließen sie sich trennen.
Zu Vickys Leidwesen musste sie aber in den nächsten Tagen einsehen, dass Dagobert zwar, ebenso wie sie selbst, es sehr genoss, mit ihr zu tanzen, aber an ihr als Frau nicht interessiert war. Sie konnte sich das erst nicht erklären, sie sprach ihn direkt an und er gestand ihr, dass sein Herz schon vergeben war, an eine Frau, die für ihn unerreichbar schien.