Die Antwort

Es kam natürlich, wie es kommen musste, nachdem sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte. Beim Zappen quer durch die Kanäle blieb sie bei einem Reisebericht hängen. Dieser war zwar sehr informativ und gut gestaltet, aber bereits nach dem zweiten Werbeblock war Schluss. Sanft weckte Robert sie aus ihrem Sofaschlaf. "Ab ins Bett, Schatz", wobei seine Hand zärtlich über ihre Wange strich. "Es ist gleich Mitternacht."

Verärgert über sich selbst raffte sie sich auf. Wider besseres Wissens hatte sie sich in die horizontale begeben und war natürlich eingeschlafen. Schnell kippte sie noch den Rest von ihrem Glas hinunter, bevor sie ins Bad trottete.

Auf der Toilette sitzend, nahm sie nochmals ihr Handy zur Hand und war plötzlich hellwach. Zwischen den Benachrichtigungen diverser Apps fand sie auch eine neue Nachricht des Unbekannten.

"Denkst du wirklich, dass du in der Position bist, Fragen zu stellen? Morgen, 10:00 Uhr, Fischergasse 8"

Die Ansage hatte gesessen. Es fiel ihr schwer, den Klos in ihrem Hals herunterzuschlucken. Was hatte sie nur getan? Hätte sie lieber nicht auf die Nachricht reagieren sollen? Oder doch besser etwas anderes antworten? Fragen über Fragen schossen ihr durch den Kopf. Warum wollte der Unbekannte sich jetzt mit ihr treffen? Und was würde er dann von ihr wollen oder verlangen? Zum Glück war der Termin im Jugendzentrum erst am Nachmittag geplant, dachte sie sich noch. Vielleicht könnte sie ja alles morgen Vormittag klären. Und wenn nicht? Sie versuchte jeden weiteren Gedanken an ihren "Termin" zu verdrängen und verließ das Bad in Richtung Schlafzimmer.

Wie erwartet war ihr Mann bereits im Land der Träume unterwegs und ahnte nichts von ihren Sorgen. Selig lag er auf seiner Seite des Ehebetts, wo sein flacher Atem kaum auszumachen war. So schlich sie sich durch den Raum und kroch leise ins Bett. Innerlich immer noch aufgewühlt lag sie auf ihrer Seite und starte an die Decke. Wie sehr wünschte sie sich jetzt von ihm einfach gehalten und getröstet zu werden. Anderseits konnte sie sich ihm aber auch nicht offenbaren. So fiel es ihr schwer, zur Ruhe zu kommen. Immer wieder kreisten ihr Gedanken an den morgigen Tag und ihrem Treffen mit dem Unbekannten. Langsam drehte sie sich irgendwann auf die Seite und schloss die Augen.