Angela

Walter zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er sah Tom ruhig an und sagte: „Dann stell mir eine Aufgabe. In wen soll ich mich verwandeln?“

Tom grinste breit. „Okay – in die Lehrerin aus meiner Abi-Klasse!“

Walter schüttelte leicht den Kopf. „Dafür bräuchte ich ein paar Daten. Das geht so nicht. Die Vorlage müsste ich schon in meinem Gerät haben – oder ich müsste sie zumindest irgendwo finden können.“

Tom lachte auf. „Hab ich mir gedacht, dass jetzt eine Ausrede kommt.“

Doch Walter blieb gelassen. „Wie wäre es, wenn du eine Person nennst, die ein bisschen bekannter ist? Jemand, von dem ich die Daten schnell ziehen kann – zum Beispiel aus dem Internet?“

Tom schüttelte den Kopf und lachte immer noch. „Na gut... Angela Merkel!“ sagte er schließlich, in dem festen Glauben, dass er Walter damit aufs Glatteis geführt hatte.

Doch Walter wirkte kein bisschen beeindruckt. Er tippte einige Befehle in sein Gerät, und kurz darauf ertönte ein kurzes akustisches Signal. Dann geschah etwas, das Tom den Atem stocken ließ: Walters Körper begann sich zu verändern, als wäre er aus Wachs. Vor Toms Augen verformten sich Gesicht, Statur und Haltung. Nach vielleicht zehn Sekunden stand Angela Merkel vor ihm – naja, Angela Merkel in Walters Klamotten, was den Anblick etwas skurril machte.

Tom rieb sich ungläubig die Augen. Das konnte doch nicht sein. Für einen Moment fragte er sich ernsthaft, ob ihm jemand etwas ins Getränk gemischt hatte. Vor ihm stand tatsächlich Angela Merkel – oder zumindest sah es verdammt echt so aus.

Die „Kanzlerin“ drückte ein paar weitere Tasten auf dem Gerät. Genauso schnell, wie sich die Verwandlung vollzogen hatte, kehrte Walters Körper in seine ursprüngliche Form zurück.

Walter sah Tom an und fragte mit einem leisen Lächeln: „Glaubst du mir jetzt?“