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Chapter 2 by Prinz_Heinrich Prinz_Heinrich

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Schneewittchen

Schneewittchen hatte auf ihrer überstürzten Flucht durch den dichten dunklen Wald vollkommen die Orientierung verloren. Zudem war sie hungrig, müde und schämte sich über ihr schmutziges und zerrissenes Kleid. Doch keimte neue Hoffnung in ihr, als Helligkeit durch die Bäume schimmerte. Frohgemut wandte sie ihre Schritte in Richtung des Lichts und bald erreichte sie eine kleine Lichtung, die von dicht belaubten Bäumen und Büschen umrahmt war.

Als sie den natürlichen Sichtschutz durchschritten hatte, staunte Schneewittchen nicht schlecht über den Anblick, der sich ihr bot. In der Mitte der Lichtung stand ein geräumiges Haus, das sicherlich einer ganzen Platz als Heimat dienen konnte, von seinen Proportionen her aber seltsam gedrängt und breit wirkte. Es kam ihr vor, als sei das Gebäude für Leute errichtet worden, die nur halb so groß wie sie selbst waren.

Das Erdgeschoss war aus massiven Steinmauern errichtet. Darauf war ein weiteres Stockwerk in Fachwerkbauweise errichtet und mit Schiefer gedeckt. Rings um das Gebäude waren ordentlich ausgerichtete und sauber gepflegte Blumen- und Gemüsebeete angelegt.

Ohne Angst trat Schneewittchen an die Tür und klopfte höflich an. Als sich auch nach dem zweiten Klopfen nichts im Haus rührte, spähte sie durch ein Fenster. Doch auch hinter den Butzenscheiben konnte sie keine Bewegung ausmachen. So drückte sie versuchsweise die Türklinke und tatsächlich sprang die Tür zu ihrer großen Freude auf.

„Hallo, ist jemand zu Hause?"

Wieder bekam sie keine Antwort. So matt und verloren, wie sie sich fühlte, wollte sie auf keinen Fall weiter alleine durch den Wald irren. Wer immer in diesem Häuschen wohnte, den wollte sie um Hilfe und Obdach bitten. Also duckte sie sich unter dem tiefen Türbalken hindurch und trat ein.

Drinnen fiel ihr Blick auf einen niedrigen Esstisch, auf dem für sieben Personen eingedeckt und bereits Platten für ein reichliches Mahl aufgetischt waren. Schneewittchens Hunger meldete sich bei diesem Bild mit Macht zurück. Noch einmal sah sie sich suchend um und rief nach den Bewohnern. Erneut blieb alles stumm.

Die Tür und die Decke im Haus waren so niedrig, dass Schneewittchen, obwohl sie nicht groß gewachsen war, sich gebückt bewegen musste, um sich nicht den Kopf zu stoßen. Da die Stühle zu klein waren, als dass sie bequem darauf hätte sitzen können, kniete sie sich neben den Esstisch. Hungrig nahm sie sich von dem knusprigen Brot, dem kalten Braten und den frischen Früchten. Den Durst löschte sie mit klarem Wasser aus einem Krug.

Als so ihre größte Not gelindert war, merkte Schneewittchen, wie müde sie sich fühlte. Sie steckte den Kopf durch eine Luke am oberen Ende einer steilen Leiter. Ohne auf die Sprossen treten zu müssen, konnte sie ins obere Stockwerk sehen. Erfreut entdeckte sie dort, dass das ganze Obergeschoss durch ein großes Schlafzimmer mit sieben Betten eingenommen wurde. Rasch stieg sie hinauf.

Auf den zweiten Blick musste sie aber feststellen, dass die Betten für sie viel zu kurz gebaut waren. Mit ein wenig Mühe schob sie die Bettgestelle nebeneinander, so dass sie sich quer darauf ausstrecken konnte. Schnell entkleidete sie sich. Dabei fiel ihr wieder auf, wie schmutzig und zerrissen ihr feines Kleid war, das gewiss nicht für einen Fußmarsch durch den dichten Wald geschneidert worden war. Um es sofort zu waschen und vielleicht zu flicken, war sie viel zu erschöpft. Daher schob sie die kaputten Sachen unter ein Bett und sah sich, ehe sie sich hinlegte, noch um, ob sie Ersatzkleidung finden könnte.

Truhen an den Fußenden der Betten schienen in dieser Hinsicht recht vielversprechend zu sein. Doch zu Schneewittchens großer Enttäuschung enthielten sie offensichtlich nur Kinderkleidung. Damit erklärte sich zumindest die Kürze der Betten, sagte sie sich. Um sich die naheliegende Frage zu stellen, wo sich die Eltern dieser sieben aufhalten mochten, war sie vor Müdigkeit aber nicht mehr in der Lage.

Aus der Truhe des größten Kindes nahm sie sich eine Hose, die zwar breit genug geschnitten war, dass sie sich hineinzwängen konnte, aber so kurz, dass sie bestenfalls als Shorts durchging. Ein besonders weites Hemd konnte sie als eine Art Bustier anziehen, wenn sie die obersten Knöpfe offenließ. So ausgestattet legte sie sich auf die improvisierte Bettstatt und schlief augenblicklich fest ein.

Als es dämmerte, kamen die sieben Zwerge nach Hause. Natürlich bemerkten sie sofort, dass jemand in ihr Heim eingedrungen war. Nach dem traditionellen „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" und „Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?" stiegen sie ins Schlafzimmer hinauf.

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