Schiff Ahoi !

Als Richard endlich neben sie trat hatte Helena schon das Fernglas hervor gesucht und blickte hinüber zu dem anderen Boot. Es war ein starkes Glas und Helena sah daß das Schiff ein eleganter, und gepflegter Zweimaster war, wie er meist von größeren Gruppen gemietet wurde. Helena schätzte das die Kabinen dort doppelt so groß waren wie auf ihren Schiff und es genug Kabinen für acht bis zehn Leute gab. Einen kleinen Augenblick spürte sie einen neidischen Stich in Herzen, aber das verging sofort wieder.

Helena konnte gerade noch eine Gruppe junger Leute an Deck erkennen, die herüber winkten bevor Richard ihr das Glas weg nahm.

Er schaute einen längeren Moment hinüber, bevor er meinte : "Das ist so eine Touristengruppe. Das Schiff heißt übersetzt "Schnelle Briese II" und ist groß genug für zwölf bis fünfzehn Mann und ich sehe im Moment sieben, acht, ... neun junge Leute auf Deck.
Ich werde denen mal Flaggensignale senden. Vielleicht können die uns tatsächlich helfen."

Helena trat beiseite und ließ Richard hantieren. Sie konnte ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken als er gekonnt seinen kleinen Fähnchen herum hantierte. Aber sie fand es auch beruhigend das sie einen Freund hatte der sich mit diesen Sachen auch wirklich auskannte.
Nach ein paar Minuten wechselseitigen Signalaustausches lachte Richard und legte die Flaggen weg um den Motor anzulassen.

"Das ist eine Gruppe Touristen aus Schweden. Sie wollen uns helfen und werden stoppen. Sie haben uns auf ihr Schiff zum Abendessen eingeladen."
Richard wandte sich Melanie zu.
"Dein Einverständnis vorausgesetzt habe ich die Einladung dankend angenommen." erklärte er.

Da ihr Schiff kleiner und dadurch wendiger war wollte er bei der "Schnellen Briese" längsseits gehen und Melanie half ihm so gut sie konnte ihr Boot sicher zu fahren.

Der Hilfsmotor tuckerte leise vor sich hin und eine Viertelstunde später lagen die beiden Schiffe nebeneinander. Von dem höher gelegenen Deck der "Briese" wurden Haltetaue herab gelassen und während Helena die Fender an der Seite des Bootes befestigte die verhinderten das sich die Bordwände der beiden Schiffe aneinander rieben sicherte Richard sein Boot sorgfältig.

Eine Leiter wurde ausgefiert, und Helena erwartete das Richard hinauf klettern würde, aber er stand nur an der Leiter und schaute Sie herausfordernd an.

"Ach, soll ich zuerst das unbekannte Territorium betreten und erkunden ob es vermint ist ?" fragte sie schelmisch.

"Ich handle immer nach der Devise : 'Lady's first.'" gab Richard grinsend zurück.
"Aber eigentlich frage ich mich ob deinen Aufzug passend findest um als Gast ein fremdes Schiff zu betreten."

Jetzt erst fiel es Helena wieder ein, das sie außer einem höchst knappen Bikinihöschen ja nichts weiter trug. Über ihre eigene Schusseligkeit lachend verschwand sie unter Deck um kurz darauf mit Jeans-Shorts, einem eher knappen Orange-braun gestreiften T-Shirt und Tennisschuhen zu erscheinen.

"Das ihr Weiber immer so lange zum Umziehen braucht. Und da wundert ihr euch wenn wir wegen der dauernden Warterei alt und verbraucht aussehen und graue Haare bekommen." stöhnte Richard.
Helena streckte ihm die Zunge heraus, dann begann sie nach oben zu klettern, den neugierig blickenden Gesichtern ihrer Gastgeber entgegen.