Chapter 3
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Prinzessin auf der Erbse - Teil 1
Prinz Hannibal sah nur kurz von seiner Suppe auf, als der Neuankömmling ins Speisezimmer geführt wurde. Dieses klatschnasse rosarote Bündel mit den am Kopf klebenden blonden Strähnen war wohl kaum seiner Aufmerksamkeit wert. Bedächtig widmete er sich wieder der würzigen heißen Brühe, jeden vollen Löffel ausgiebig anpustend, eher er ihn zum Mund führte, um sich nicht die Zunge zu verbrennen. Auch das draußen über der Stadt tobende Gewitter, dessen Donnerschläge in rascher Folge die Fensterscheiben erklingen ließen, konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen.
Erst seine Mutter die Königin, die ihn von der Seite anstupste, brachte ihn dazu, seine Mahlzeit zu unterbrechen.
„Hannibal, schau mal!", raunte sie ihm ins Ohr.
Bah, wie er diesen Namen hasste! Da konnten seine Eltern und seine Lehrer ihm hundert Mal erklärt haben, dass er nach einem berühmten Feldherrn der Antike benannt war, der große Siege errungen hatte. Seine eigenen Erfahrungen waren in Hinsicht seines Namens weder berühmt noch ruhmreich. In der Schule war er immer als „Hanni" oder, schlimmer noch, als „Hannibällchen" gehänselt worden. Und da er weder besonders stark noch wortgewandt war, hatte er sich nie erfolgreich gegen die Neckereien wehren können.
Seinen Eltern etwas davon zu verraten, wie man ihn außerhalb des Schlosses behandelte, damit sie die Plagegeister zur Rechenschaft hätten ziehen können, verbot sich einem Jugendlichen natürlich von selbst, wenn er nicht als Muttersöhnchen und Weichei dastehen wollte. Und so war er heilfroh gewesen, als er die Schule nach der zehnten Klasse hatte verlassen dürfen und seither bei seinem Vater eine berufsbegleitende Ausbildung zum Landesherrn absolvierte. In dieser Stellung wurde ihm wenigstens ansatzweise der Respekt entgegengebracht, den er seiner Ansicht nach wohl verdiente.
Die ununterbrochen an seinen Ohren vorbei rauschenden Worte seiner Mutter holten ihn nach und nach in die Gegenwart zurück.
„Äh, was?"
„Ich sagte", zischte sie ungehalten, „dass du dir die Prinzessin anschauen sollst."
„Welche Prinzessin?", blaffte er zurück.
„Na, die da."
So unauffällig wie möglich deutete die Königin mit dem Kinn in Richtung der neben ihrem Mann stehenden jungen Dame, die betreten auf ihre Füße hinabsah, um die sich ringsum eine stetig wachsende Pfütze ausbreitete.
„DIE?", er sah seine Mutter ungläubig von der Seite an, „so wie die aussieht, ist das doch nie und nimmer eine echte Prinzessin."
„Aber dein Vater hat sie gefragt und sie hat es bestätigt", beharrte sie, „und du weißt doch, dass wir für dich noch eine suchen, weil dieses Jahr deine dreijährige Lehre endet und du danach eine Prinzessin zur Frau nehmen solltest."
Hannibal verdrehte die Augen zur Zimmerdecke. „Nicht schon wieder dieses Thema", dachte er bei sich. Seit Monaten lagen ihm seine Eltern damit in den Ohren. Anfangs hatte es noch spannend und interessant geklungen und er war heimlich auf Prinzessin18.com gesurft, um zu erfahren, was ihn erwartete. Doch obwohl ihm diese Ausflüge ins WWW einige aufregende und feuchte Träume beschert hatten, konnte er sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, sich an eine der Holden, die sich dort präsentierten, ein Leben lang zu binden. Dabei waren diese vermutlich gefakten Web-Prinzessinnen noch um Klassen besser als dieses durchgeweichte rosa Etwas, das eben schniefend seine Nase hochzog.
Die Hochglanzbilder aus dem Internet erschienen vor seinem inneren Auge. Besonders die Fotostrecke von Prinzessin Laylas Schleiertanz hatte es ihm angetan, deren letztes Drittel man nur freigeschaltet bekam, wenn man den Ü18 Nachweis erbrachte, wozu er ja glücklicherweise inzwischen in der Lage war.
„Hörst du mir überhaupt zu?"
Hannibal schrak zusammen, aus seinen Tagträumen gerissen. Er konzentrierte sich auf das Gesicht seiner Mutter, um die Bedeutung ihrer Worte wahrzunehmen. „Ja, natürlich!"
„Dann tu, was ich dir sage! Du verbringst morgen den ganzen Tag mit ihr. Dann wirst du dir eine eigene Meinung über sie aus erster Hand bilden können. Ich sorge jetzt erst mal dafür, dass sie ein heißes Bad nimmt", flüsterte sie und fügte deutlich lauter hinzu: „Sonst holt sich das arme Ding ja noch eine Lungenentzündung."
Mutter und Sohn erhoben sich beinahe gleichzeitig. Während sie mit einem warmherzigen Lächeln auf dem Gesicht zu dem bemitleidenswerten Geschöpf neben ihrem Gatten strebte, flitzte er aus dem Zimmer und den Flur entlang. Erst auf halbem Weg kam ihm der beunruhigende Gedanke, ob und wenn ja woher seine Mutter vielleicht wusste, dass er sich am Badetag der Mägde regelmäßig in die Wäschekammer unmittelbar neben dem Badezimmer stahl. Auf dem obersten Regalbrett liegend konnte man aus der Kammer direkt durch die kleine Lüftungsöffnung knapp unter der Zimmerdecke spähen und zwischen den dünnen Holzlamellen alles beobachten, was sich rings um die große Wanne tat. Er konnte sich irgendwie nicht des Eindrucks erwehren, dass ihm seine Mutter genau dies gerade nahegelegt hatte.
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Updated on Dec 8, 2023
Created on Apr 13, 2023
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