Antoine kommt zu Martin und Natalie nach Hause

Der Samstag war in Windeseile gekommen, und jetzt bekam ich Angst vor der eigenen Courage: Würde Natalie zum Schluss doch noch einen Rückzieher machen? Würde ich wirklich unbeteiligt zusehen können, wie ein Anderer meine
geliebte Frau fickte? Würde ich es aushalten können, dass sie tatsächlich vor ihm kam? Ich hatte bereits am Nachmittag eine Flasche Wein geöffnet, mich aufs Sofa gesetzt und versuchte, zu lesen. ich war nervös und wollte mich unbedingt ein wenig beruhigen. Natalie hatte sich zu mir gesetzt, ihren Kopf in meinen Schoß gelegt und auch ein paar Gläser getrunken, ohne etwas zu sagen. Dann meinte sie: "Na, Schatz, ist alles in Ordnung bei dir?" Ich strich ihr zwei Haarsträhnen aus dem Gesicht und lächelte sie an. "Klar."

Ich beugte mich herab zu ihr und gab ihr einen weinfeuchten, tiefen, warmen und nassen Zungenkuss, sie schlang ihren Arm um meinen Hals und zog mich eng an sich. Dann flüsterte ich heiser in ihr Ohr: "Gleich passiert es, Natalie..."

Sie sah mich fragend an. Als ich rot wurde, wusste sie, was ich meinte, und grinste. "Du hast mir nichts gesagt, du Sau...", sagte sie spielerisch. "Zum Glück wasche und rasiere ich mich immer..." -- "Ich habe dir nichts gesagt, weil ich das weiß, mein Schatz, und ich weiß, du wärst so nervös wie ich geworden, das wäre nicht gut gewesen..."

Ich schenkte ihr nach, und sie trank ihr Glas in einem Zug aus. "Ich will mir aber was anderes anziehen, das ist doch okay, oder?" Ich nickte. "Sehr, sehr gerne, Natalie. Ich will, dass du toll aussiehst. Er soll einen Steifen nur von deinem Anblick kriegen. Ja genau: Ich will, dass er geil auf dich wird, nur, weil er dich ansieht."

Mit einem lasziven Lächeln ging meine Frau ins Schlafzimmer. "Wundere dich nicht, Martin. Das sind Klamotten aus einer ganz bestimmten Phase, bevor du in mein Leben getreten bist und alles anders wurde. Du hast mich so noch nie gesehen, hoffentlich gefalle ich dir...", sagte sie kokett und war dann verschwunden.

Ganz bewusst hatten wir einander nie zu unserem Leben befragt vor unserem Zusammentreffen im Flugzeug. Nur das Allernötigste wussten wir voneinander: Dass wir nicht der jeweils Erste im Leben des Anderen waren. Dass es wichtige Geschichten auch vorher gegeben hatte. Mehr wussten wir aber nicht voneinander. Dass es eine ganz andere Lebensphase in Natalies Vorgeschichte gegeben haben könnte, war mir gar nicht in den Sinn gekommen, ich wusste,

dass sie direkt nach dem Abi mit einem Grafik Design Studium begonnen und damals so große Geldsorgen hatte, dass sie parallel angefangen hatte, in einer werbeagentur zu jobben, in der man dann rasch ihr wahres Talent entdeckt
hatte: Sie war eine Menschen-Fängerin, eine Idealbesetzung für einen Kontakter, und so hatte sie angefangen.

War irgendetwas zwischen Studium und ihrer Agenturzeit vorgefallen, gab es eine dunkle Ecke in ihrem Lebenslauf?

Bald würde ich es erfahren...