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Chapter 4 by kleinehexe kleinehexe

What's next?

Enttäuschung

"Hallo Juri, ich bin's. Wie geht's?"

Mit diesen Worten lehnte sie sich mit dem Handy am Ohr in den Bürostuhl zurück.

"Natürlich rufe ich nicht an, um Dich das zu fragen. Eigentlich wollte ich wissen, ob Du über den Immobiliendeal etwas Neues herausgefunden hast?"

...

"Aha."

...

"Wie?"

...

"Ja klar komme ich vorbei, ich hätte da eh noch eine Bitte. Könntest Du Dich mal über das >Sweet Dreams< für mich umsehen?"

...

"Genau, der neue Nachtclub"

...

"Ach, und der ist jetzt in dem ehemaligen REAL?"

...

"Und woher weißt Du das?"

...

"Was, Du?"

...

"Aha!"

...

"Nein, ich will da nur ggf. was schreiben."

...

"Ok, halbe Stunde. Bis gleich."

Verwundert legte sie das Handy auf den Schreibtisch und kaute nachdenklich auf ihrem Bleistift. Warum war er so kühl und abweisend zu ihr? Dies war doch sonst nicht seine Art? Den Andeutungen nach hatte er etwas gefunden, aber wollte irgendwie nicht richtig rauskommen damit. Warum nicht? Sie wischte die Gedanken beiseite und kramte ihr Zeug zusammen. Es war jetzt kurz nach 3, dann würde sie es heute sogar noch schaffen am >Sweet Dreams< vorbeizuschauen. Sie war bereits gespannt darauf zu sehen, was die neuen Betreiber aus dem leerstehenden REAL gemacht hatten.

Etwas verschwitzt hielt sie nach kurzer Fahrt mit ihrem von der Sommersonne komplett aufgeheizten 17 Jahre alten Golf bei Juri an. Die Klima hatte schon vor geraumer Zeit ihren Geist aufgegeben und der Fahrtwind im langsamen Stadtverkehr durch die offenen Seitenscheiben brachte auch keine Abhilfe. Eigentlich wollte sie in die Karre auch nichts mehr reinstecken, aber für einen etwas neueren Ersatz fehlte ihr momentan absolut das Geld und so würde er wohl oder übel noch einige Zeit seinen Dienst tun müssen. Um so angenehmer empfand sie jetzt die Kühle im Hausflur des Altbaus, in welchem Juri wohnte. Angekommen im ersten Stock klingelte sie und lauschte in die Stille.

Sie hörte die Schritte, welche sich hinter der Tür auf den knarrenden Dielen näherten und im nächsten Moment öffnete sich auch schon die Tür. Juri begrüßte sie mit einer kurzen Umarmung und bat sie hinein. Misstrauisch folgte sie ihm durch den Flur und achtete argwöhnisch auf jedes Detail. Sie wunderte sich nach den vergangenen Besuchen bei ihm nicht mehr über die Wohnung, welche jedes vorstellbare Klischee eines Junggesellenhaushalts erfüllte. So fand sie sich schließlich auf dem Sofa seines sogenannten "Wohnzimmers" wieder.

"Magst Du was ****?", fragte er sie.

"Ein Wasser wäre nicht schlecht."

Kurz nickend ging er nach nebenan und ließ sie kurz allein. Sie nutze die Zeit, um ihren Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Der übergroße Schreibtisch, welcher mit 3 riesigen Bildschirmen zugestellt war, nahm bereits über die Hälfte des Raumes in Beschlag. Sie wusste, dass Computer sein Ein und Alles waren und er mit seiner Arbeit bei einer IT-Sicherheitsfirma auch sein Hobby zum Beruf gemacht hatte. Was für ein Nerd dachte sie sich noch.

"Hier, Dein Wasser.", damit reichte er ihr ein Glas und nahm auf dem Sessel gegenüber Platz.

Sie nahm einen Schluck und musterte das etwas schmale und blasse Ebenbild eines Nerds, welches ihr gegenübersaß. Sie wusste, dass er total auf sie stand. Ansonsten bestand seine Welt eigentlich nur aus zocken und hacken. Er war nicht wirklich das, was sie sich unter einem attraktiven "Mann" vorstellte, aber trotzdem mochte sie ihn und seine besonnene Art.

"Ok, nun spann mich nicht weiter auf die ****. Was hast Du herausgefunden?" brach sie das kurze Schweigen und kam direkt zur Sache.

"Du hattest recht mit Deinem Verdacht. Es gibt da einige Ungereimtheiten bei dem Verkauf des Geländes an die Schneider Gruppe."

"Ungereimtheiten? Welcher Art?", bohrte sie nach.

"Na ja, dem Mailverkehr nach scheint in der Stadtverwaltung der eine oder andere die Hand aufzuhalten."

Ein Lächeln glitt bei diesen Worten über ihr Gesicht. Alles war seltsam an dem Verkauf gewesen, von der schnellen Abwicklung der Behörden bis hin zu der Geheimniskrämerei über die gemachten Auflagen.

"Kann ich das mal sehen?", fragte sie aufgeregt nach.

"Klar, aber weißt Du, ich vermisse da irgendwie die Gegenleistung. Es ist ja nicht so, dass Du Dich allein dafür interessieren würdest. Und jetzt kommst Du noch mit dem >Sweet Dreams<. Ich finde Dein Vorrat an Gratis-Gefallen ist langsam aufgebraucht, Caro."

Ups, damit hatte sie nicht gerechnet. Hatte er ihr bisher alle Informationen immer einfach so überlassen, so schien es jetzt damit vorbei zu sein.

"He Juri, ich hab doch dafür kein Budget?" wobei sie ihn mit großen Augen anblickt, um ihn vielleicht umzustimmen.

"Wer redet von Geld?" wobei er sich mit den Worten in den Sessel zurücklehnte und grinste. Trotz seiner gut gespielten überlegenen Art entging ihr nicht, wie viel Überwindung den schüchternen Nerd der letzte Satz in Wirklichkeit gekostet hatte.

"Juri, was verlangst Du da von mir?", fragte sie erschrocken nach, wobei sie genau wusste, worauf er hinaus wollte.

"Caro, glaubst Du wirklich, dass es alles im Leben immer umsonst gibt?", antwortete er ihr gleichgültig, wobei er sich scheinbar mehr und mehr in seiner Position gefiel.

"Spinnst Du? Glaubst Du ernsthaft, ich mache für einen Gefallen für Dich die Beine breit?" fuhr sie ihn unvermittelt an.

"Na ja, ein Blowjob würde für den Anfang auch reichen."

Fassungslos sah sie ihn an. "Sag mal, hast Du was genommen?" Mit diesen Worten stand sie auf und ging einfach. Maßlos von ihm enttäuscht wollte nur noch raus aus seiner Bude und weg von ihm. Als sie endlich wieder in ihrem Auto saß, atmete sie tief durch. War das Juri gewesen? Was war nur in ihn gefahren? Klar waren die Gefälligkeiten in der Vergangenheit eine recht einseitige Angelegenheit gewesen, aber das? Sie startete den Motor und fuhr los. Der alte REAL-Markt lag ein gutes Stück entfernt am Stadtrand. Immer wieder gingen ihr seine Worte durch den Kopf. Wie konnte er so etwas auch nur ansatzweise von ihr verlangen?

Enttäuscht hielt sie schließlich auf dem ziemlich leeren Parkplatz des ehemaligen Warenhauses. Das Erste, was ihr ins Auge stach, war die neu gestaltete Fassade in Rot mit einigen schon recht auffällig weiblich betonten Silhouetten in Schwarz. Über Geschmack lässt sich streiten, dachte sie sich noch während sie langsam auf den Eingang zulief. Dieser war um diese Zeit natürlich noch zu und außer einigen Veranstaltungsplakaten recht lieblos dekoriert.

Wie sie schon im Internet recherchiert hatte, bestand der Club aus zwei Teilen. Einmal der Erlebnisgastronomie für das feierwütige Partyvolk und andererseits aus dem Nacht- und Stripclub. Beide schienen sich den Haupteingang zu teilen und zwischen den Plakaten fand sie schließlich, was sie gesucht hatte. Ein kleines handgeschriebenes Plakat, nicht größer als A4, mit der Aufschrift "Aushilfen gesucht!" und einer Handynummer darunter jagten ihr ein Lächeln übers Gesicht. War das die gesuchte Eintrittskarte, um hinter die Kulissen zu schauen? Kurzentschlossen zog sie ihr Handy aus der Handtasche und fotografierte es.

Sich innerlich feiernd ging sie langsam zu ihrem Auto zurück. Jetzt würde sie es auch ohne Juri schaffen, dachte sie sich.

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