Jakob wird erpresst

Felix räusperte sich, bevor er ein wenig die Stimme senkte. "Jakob, ich habe einen Lebensstil, der ein wenig... na, sagen wir: aufwändig ist. Ich verdiene zwar ganz gut, aber... ich bräuchte etwas Geld. Kannst du mir vielleicht 50.000 Euro leihen?"

Jakob lachte laut auf, als er die Summe hörte. "Du glaubst wohl, ich schwimme im Geld, was? Nee, nee, mein Lieber, ich kann dir deinen Ferrari wirklich nicht finanzieren, haha..."

Felix senkte seine Stimme noch weiter: "Jakob, es ist mir Ernst. Ich brauche das Geld, unbedingt."

Jakob antwortete, immer noch lachend: "Ich hab´s aber nicht, Felix, und wenn ich´s hätte, würde ich´s bestimmt nicht dir geben!"

Felix sah ihn kalt an und sagte dann sehr langsam: "Dann lass dir was einfallen, Jakob. Du schuldest mir nämlich exakt 50.000 Euro."

"Du spinnst wohl, Felix!", brach es aus Jakob hervor. Felix legte eine kleine Videokamera auf den Tisch.

"Sagen wir´s mal so, Jakob: Du wirst mir das Geld sehr gern geben, denn ich habe etwas, das ich dir gern verkaufen würde."

Innerlich triumphierte Felix. Wie er es all diesen aufgeblasenen Arschlöchern seiner ehemaligen Schulklasse zeigen würde, all diesen Ärzten, Rechtsanwälten und Direktoren, die auf ihn herab geblickt hatten, immer! Seit er aus dem Knast herausgekommen war, hatte er den Plan umgesetzt, den er hinter Gittern geschmiedet hatte. Kalt hatte er jeden von seinen Schulkameraden analysiert, um dann die Schwachpunkte gnadenlos auszunutzen. Jakob war der erste auf seiner Liste, ein sehr praktisches Opfer. Felix wusste, nachdem er ein wenig recherchiert und beobachtet hatte, dass Jakob und seine Frau zwar getrennte Wege gingen, aber ein gemeinsames Konto hatten. Das war nicht weiter schlimm, denn er hatte es schließlich gar nicht auf Jakobs Geld abgesehen. Er wollte ihn in der Hand haben, er hatte ganz anderes mit ihm vor.

Felix hatte einen Abend Peter besoffen gemacht, um mehr über Jakob zu erfahren, und Peter hatte ihm bereitwillig Auskunft gegeben. Dass Jakob zwar nach außen hin ein Glückskerl war, mit einer tollen Frau, einer tollen Tocher, einem schönen Haus, aber dass er eigentlich gar nicht glücklich sei, weil ihn seine Frau nicht mehr ran lasse. Dass er aber eine treue Seele sei, obwohl es bei seinen ganzen Dienstreisen ins Ausland zig Möglichkeiten für ihn gebe, sich mal wieder einen "ordentlichen Fick" zu besorgen, wie Peter das nannte.

Auf Jakobs nächster Auslandsreise nach Ungarn war dann Felix´ Falle zugeschnappt.