
Tochter des Hauses
Was man im Hotel erleben kann
Chapter 1
by Ozwalt
Die Tochter des Hauses
Schon Zeit meines Lebens habe ich im Hotel verbracht. Dazu muss ich sagen, dass das nicht daran lag, dass meine Eltern vielleicht irgendwie schwerreich waren und in der Welt herumgejettet sind, sondern eher umgekehrt weil meine Eltern ein kleines Hotel besaßen. So kam es, dass mein Elternhaus ein Hotel war. Kein Hotelbunker wie man sich das jetzt vielleicht vorstellt, sondern ein kleines familiäres Haus in der Stadt mit immerhin 10 Zimmern unterschiedlicher Größe. Dank der strategischen Lage zwischen Bahnhof und Stadtmitte mussten wir uns um die Auslastung der Zimmer keine Gedanken machen.
Als Kind bekommt man ja nicht so sehr mit, mit wie viel Arbeit die Leitung auch eines kleinen Hotels verbunden war, besonders wenn man nur ein festes Zimmermädchen (und einen Portier) hatte und die kleine Tochter noch nicht mit helfen konnte. Man arrangierte sich eben damit, dass meine Eltern wenig Zeit hatten, dafür waren sie aber auch immer da, wenn etwas schlimmes passierte, wie ein aufgeschürftes Knie oder so. Und ausserdem hatte ich es als die Tochter des Hauses ja gar nicht mal so schlecht: Ich stand immer im Mittelpunkt des Interesses der meist älteren Gäste und bekam immer wieder Süßigkeiten oder andere Annehmlichkeiten geschenkt. Natürlich nie ohne meine Mutter vorher um Erlaubnis gefragt zu haben. Die sorgte schon dafür, dass ich immer adrett gekleidet war und war dankbar, dass ich so immer irgendwie unter Ausicht stand.
Die Gäste waren sehr unterschiedlicher Natur. Natürlich gab es Stammgäste, die jedes Jahr in die Stadt kamen, um zu Urlauben und mich immer wieder mit den Worten begrüßten: "Gott, bist Du groooß geworden". Dabei überschlug sich die Stimme jedesmal und ich wurde in die Wange gekniffen, aber ich wusste auch, dass da eine leckere Tafel Schokolade drin war, wenn ich mitspielte (dick geworden bin ich dadurch glücklicherweise nie). Die meisten Gäste waren jedoch Durchreisende die abends mit dem Zug ankamen und häufig morgens schon früh wieder raus mussten, um Ihren Anschlusszug zu erreichen. Die waren oft fremdsprachig und müde von der Reise. Andere kamen übers Wochenende um Verwandte zu besuchen, Familienfeste und so. Da waren hin und wieder **** meines Alters dabei und in der Regel verstand ich mich auf Anhieb mit ihnen und hatte wenigstens für ein paar Stunden jemanden zum Spielen.
Genug Geplänkel, leg los!
Disable your Ad Blocker! Thanks :)