Ihre Eltern

"Guten Abend!" Die junge Krankenschwester blickt verwundert auf. Die uebliche Besuchszeit im Krankenhaus ist bereits lange vorueber. Vor ihr steht ein adrett gekleidetes Paar. Er scheint um die 50 zu sein, hat leicht angegrautes Haar, ein sehr markantes Gesicht und ist braungebrannt. Sie ist sehr viel juenger, die Schwester schaetzt sie auf Mitte 30, hoechstens Anfang 40. Eine bildhuebsche Frau. "Sie wünschen?" fragt die Krankenschwester mit leicht abweisendem Unterton in der Stimme. "Wir wollen unsere Kleine abholen", sagt der fremde Mann bestimmt, und als die Krankenschwester ihn daraufhin nur verstaendnislos ansieht, wedelt er mit der Zeitung vor ihr in der Luft herum.

"Ich meine die Kleine aus der Zeitung! Das ist unsere Jane! Wir moechten sie jetzt mit nach Hause nehmen!" Die Krankenschwester sieht das fremde Paar reichlich konsterniert an. "Sie meinen tatsaechlich … das Maedchen in der Zeitung … ist ihre Tochter?" Die beiden nicken mit dem Kopf. "Ja. Jane ist unsere Tochter. Sie ist vor ein paar Wochen ausgerissen. Sehen Sie, das hier ist ihr Kinderausweis!", erklaert der Mann ungeduldig und laesst sich von seiner Frau einen zerknitterten Ausweis geben, den er der Krankenschwester unter die Nase haelt. Das Foto ist kaum zu erkennen. einen zerknitterten Ausweis mit einem nur schemenhaft erkennbaren Foto unter die Nase. "Das areme Kind," sagt die Frau, "sie wird vollkommen verstoert sein. Also los, bringen sie sie endlich her, dass wir sie gleich mitnehmen koennen!"

Das sicher auftretende und reich zu sein scheinende Paar laesst der jungen, noch ziemlich unerfahrenen Krankenschwester keine Ruhe und scheucht sie solange vor sich her, bis sie es in das Krankenzimmer seiner jungen Tochter fuehrt. Als sie das Zimmer betreten, ist das Maedchen in ihrem Bett bereits eingeschlafen. Die Krankenschwester bedeckt noch rasch ihre reizenden nackten Hinterbacken, bevor sie sie sanft an der Schulter wachruettelt. "Aufwachen, Jane", fluestert sie ganz sanft. "Ihre Eltern sind endlich gekommen und wollen Sie gleich mit nach Hause nehmen."

Das junge Maedchen schlaegt die Augen auf und sieht den fremden Mann und die fremde Frau mit ihren grossen blauen Augen verstaendnislos an. "Hallo, Jane, mein Liebling", grinst die Frau breit. "Zieh dich an, wir bringen dich dorthin, wo du hingehoerst!" Das Maedchen starrt beide einen Augenblick an, ohne sich anscheinend auch nur im Geringsten an sie erinnern zu können, dann nickt sie schließlich eher resigniert als gluecklich. Sie schluepft aus dem Bett, holt ihr neues, von der Station gespendetes Rueschenkleid und ihre Schuhe aus ihrem Schrank und huscht in das Bad, um sich dort anzuziehen.

Mein Gott, denkt die Krankenschwester noch, als das achtzehnjaehrige Maedchen und ihre Eltern wenig spaeter eilig die Station verlassen. Vielleicht habe ich doch einen Fehler gemacht, die Kleine einfach so einem voellig fremden Paar zu ueberlassen …