Eine frostige Ankunft

Nach einiger weiterer Fahrt kommen sie an der Villa von Ronjas Vater an. Als der LKW vorfährt, erwartet er sie schon. Sein Blick ist eher frostig.

Er beauftragt Viktor zusammen mit zwei weiteren Hilfskräften aus der Spedition, den LKW zu entladen, alles in Ronjas Zimmer zu bringen und die Möbel aufzubauen. Einräumen müsse Ronja dann selbst.

Natürlich war Ronja hier geboren, aber sie lebte ja seit ihrem 10. Lebensjahr im Internat und war höchstens zweimal im Jahr in den Sommerferien und zu Weihnachten hier. Natürlich wird ihr Zimmer ihr altes Kinderzimmer sein, im ersten Stock ganz rechts.

Ihr Vater fordert sie auf, mit ihm ins Arbeitszimmer zu kommen. Das liegt auch im 1. Stock aber auf der linken Seite. Sie solle im Ledersessel gegenüber seinem Schreibtisch Platz nehmen.

"Ronja, wie du dir vorstellen kannst, bin ich - auch wegen der Umstände nicht sehr erfreut, dich hier zu sehen und dich hierzuhaben."

"Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit, aber wir müssen wohl das Beste draus machen."

"Hier im Haus wirst du deinen Lebenswandel zügeln."

"Vater, ich bin volljährig, warum hast du mich nicht wieder auf das Internat geschickt?"

"Glaubst du nicht, dass ich das nicht versucht habe. Wärst du nur wegen deiner Verfehlung von der Schule in dem Kaff geflogen, wäre das kein Ding gewesen. Aber das Internat muss für die Prüfungen die Schüler bei der Behörde anmelden. Und da du vom Abitur dauerhaft ausgeschlossen bist, geht das nicht. Daher wirst du wohl oder übel hier deine Ausbildung in meiner Spedition zur Lageristin machen müssen. Montag fängst du an."

"Okay. Aber ich will ansonsten meine Freiheiten."

"Die kann ich dir wohl nicht verwehren, aber hier in meinem Haus wird nicht rumgehurt. In der Firma wirst du dich auch als Tochter des Inhabers angemessen bewegen, sowohl was Kleidung als auch was Auftreten angeht. Du wirst in der Ausbildung sowohl den Stapler- als auch den LKW-Führerschein machen. Und wenn es dir gefällt, kannst du vielleicht doch irgendwann die Firma übernehmen. Nach 5 Jahren kannst du eventuell einen Gnadenantrag an das Ministerium stellen und auf der Abendschule dein Abi noch nachholen. Vielleicht kannst du dann noch Logistik oder BWL studieren, um dich besser auf die Firma vorzubereiten. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt will ich erst einmal, dass du beginnst, dein Leben neu zu ordnen und dich als junge Erwachsene zu benehmen. Und jetzt geh und fange an, deine Sachen einzuräumen. Essenszeiten sind abends um 19 Uhr. Wenn du nicht da bist, wirst du auch nichts bekommen, es sei denn, du machst es dir selbst. Alles andere musst du sowieso selbst regeln. Meine Haushälterinnen Frau Meyer und Frau Migall sind täglich von 8 bis 20 Uhr im Haus - und du kannst sie fragen, wenn du was brauchst oder Hilfe benötigst."

Ronja steht auf und verlässt das Zimmer ihres Vaters. Sie hatte mit Schlimmeren gerechnet. Also geht sie zu ihrem Zimmer, das eine eigenes Badezimmer besitzt. Nur noch Viktor ist da.

"Soll ich dir helfen beim Einräumen."

"Nee, lass mal, sonst gibt es doch nur Sex zwischen uns - und gleich Ärger mit meinem Vater."

Insofern lässt Viktor Ronja schnell alleine. Allerdings hat er ihr noch einen Zettel gegeben, auf dem eine Handynummer steht.