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Chapter 2 by Meister U Meister U

Welche Challenge?

Dreißig Tage und eine Nacht - Jana

Die Herbstsonne fiel schräg durch das Fenster der Campus-Bibliothek und tauchte Janas Notizen in warmes Gold. Sie strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, während ihr Blick über die Seiten der Studentenzeitung glitt – eher aus Langeweile als aus Interesse. Doch dann blieb er hängen. Ein kleiner Artikel, versteckt zwischen Anzeigen für WG-Zimmer und Partys.

„30 Tage, jeden Tag Sex: Wie ein Paar ihre Beziehung neu erfand“.

Jana spürte, wie ihr Nacken heiß wurde. Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter, als hätte sie gerade etwas Verbotenes entdeckt. Die Bibliothek war leer bis auf ein paar Erstsemester, die über Biochemie-Büchern nickten. Sie las weiter. Die Autorin schwärmte von gesteigerter Intimität, von „hormonellen Glücksströmen“ und einem Experiment, das mehr als nur körperlich sei. Jana kicherte leise, doch etwas in ihr blieb hängen. Dreißig Tage. Ein Monat. Sie malte sich aus, wie es wäre, so etwas zu wagen – nicht mit einem Fremden, natürlich, sondern mit jemandem, der … ihr Typ war.

Plötzlich klappte das Buch neben ihr zu. Jakob lehnte sich auf dem Holzstuhl zurück, die Ärmel seines ausgewaschenen Hemds bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Sein Lächeln war entspannt, doch seine Augen funkelten, als hätte er ihren verstohlenen Blick auf die Zeitung bemerkt. „Entdeckst du was Spannendes?“ Seine Stimme war tief, ein bisschen rau vom letzten Kaffee.

Jana schob die Zeitung zu ihm, die Fingerspitzen zitternd. „Was hältst du davon?“, fragte sie, leiser als geplant. „Hypothetisch.“

Jakob überflog den Artikel, eine Braue hochgezogen. „Hypothetisch?“, wiederholte er, während sein Daumen über den Rand der Seite strich. „Klingt nach nem anstrengenden Stundenplan.“

Sein Ton war spielerisch, doch Jana spürte den Unterton. Die unausgesprochene Frage. Seit einem Jahr kannten sie sich – Kommilitonen im Psychologiekurs, manchmal Mittagessen in der Mensa, Blicke, die länger hingen als nötig. Aber nie mehr. Bis jetzt.

„Angenommen“, sagte sie und beugte sich vor, ihr Parfüm – Sandelholz und etwas Süßes – mischte sich mit dem Geruch alter Bücher, „man würde es einfach mal … testen. Ohne Erwartungen. Nur als Experiment.“

Jakobs Blick wanderte von der Zeitung zu ihren Lippen, dann zurück. „Ohne Erwartungen“, wiederholte er langsam, als probiere er die Worte aus. „Und wer wäre dein … Forschungsassistent?“

Die Luft zwischen ihnen schien plötzlich elektrisch. Jana spielte mit dem Stift in ihrer Hand, ihr Herzschlag ein stummer Countdown. „Du hast doch letzte Woche gesagt, du suchst noch nach einem Thema für deine Abschlussarbeit“, flüsterte sie. „Sexuelle Gewohnheiten und emotionale Bindung – oder so ähnlich.“

Er lachte, ein warmes, raues Geräusch. „Du willst also meine akademische Karriere retten und mich zum Sündigen verführen?“

„Verführen ist ein starkes Wort“, sagte sie, doch ihr Lächeln verriet sie. „Es ist Wissenschaft. Eine Challenge. Dreißig Tage. Jeden Tag eine Stunde – Regeln, Daten, klare Absprachen.“

Jakob lehnte sich zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Das Hemd spannte über seiner Brust. „Und was passiert am einunddreißigsten Tag?“

Jana zuckte mit den Schultern, doch ihre Stimme war fest. „Dann wissen wir, ob der Artikel recht hatte. Oder ob wir uns bis dahin zu Tode genervt haben.“

Er schwieg. Irgendwo im Raum tickte eine Uhr. Dann griff er nach seinem Rucksack und stand auf. „Komm“, sagte er, während er die Zeitung faltete und in seine Tasche steckte. „Lass uns woanders darüber reden. Irgendwo … mit weniger Augenzeugen.“

Jana folgte ihm, die Knie weich, doch ihr Kopf klar. Es ist nur ein Experiment, sagte sie sich. Nur ein Monat.

Doch als Jakobs Hand flüchtig ihre Hüfte streifte, als sie die Bibliothek verließen, wusste sie: Nichts davon würde einfach sein.

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