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Chapter 6

What's next?

Don’t drink and drive

Als Tina und Sarah zurückkamen, sahen beide frischer aus und bewegten sich auch deutlich geschmeidiger. Es war früher Nachmittag geworden. Da mein Frühstück schon länger zurück lag, verspürte ich Hunger und schlug vor, dass wir kochen. Sie waren einverstanden und so legten wir los.

Es machte wirklich Spaß, zu dritt ein Menü zu zaubern. Wir schnibbelten, kochten, brieten, würzten und schmeckten ab. Dabei schwatzten, erzählten und lachten wir. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so wohl und glücklich gefühlt. Auch das Essen selbst war hervorragend und nach dem Dessert war ich rundum satt und zufrieden.

Ich plumpste in meinen Sessel. Ich fühlte mich träge und ein Schläfchen wäre jetzt eine ziemlich gute Idee, aber ich entschied, dass ich keine Lust hatte, schon wieder alleine zu sein.

„Wollen wir etwas spielen?“

Ich hatte ganz unschuldig die Kiste mit Familienspielen im Sinn, die im untersten Fach des Wohnzimmerschranks lag. Als Tina noch kleiner war, hatten wir damit als ganz normale **** zu dritt viele vergnügliche Nachmittage und Abende verbracht.

Sarahs Reaktion brachte mich aus dem Gleichgewicht. Sie riss die Augen auf und starrte mich an, als hätte ich etwas Verbotenes gesagt. Während des Kochens und bei Tisch wirkte sie normal, wenn nicht sogar etwas aufgekratzt. Nun fürchtete ich, dass sie wieder in dieses stumme, verschlossene Brüten verfiel, das ich heute früh erlebt hatte.

Glücklicherweise bemerkte Tina weder Sarahs Gesichtsausdruck, noch meine Reaktion darauf. Sie schüttelte den Kopf.

„Entschuldige, Papa, wir haben schon etwas anderes vor. Wir gehen tanzen. Ich wollte Sarah unbedingt den Club in der Stadt zeigen, wo ich früher hin ging. Du hast mich dann nachts immer abgeholt, weil kein Bus mehr fuhr. Erinnerst du dich?“

„Hm-hm“. Ich nickte.

„Ich vermute ja eher, dass du es gemacht hast, um zu verhindern, dass ich mit fremden Jungs mitfahre.“

Ich hörte ihre übertriebene Betonung und wusste, dass sie mich neckte. Daher bemühte ich mich, eine möglichst neutrale Miene aufzusetzen. Ich zuckte mit den Schultern. Eigentlich wollte ich fragen, wie sie hinkommen und vor allem wieder zurückkommen wollten. Es stimmte schon, die Busverbindungen hier auf dem Land waren eine einzige Katastrophe. Und wenn überhaupt, waren die Fahrpläne seit damals noch schlechter geworden.

Diese Fragen zu stellen, hätte ihr in die Karten gespielt, dass sie mich weiter foppen konnte. Ich wollte keiner dieser Helikopterväter sein oder den Eindruck erwecken, dass ich sie kontrollierte oder ihr nicht vertraute. Also sagte ich nur „Na dann viel Spaß euch beiden.“

Sie verschwanden in ihrem Zimmer und als sie wieder auftauchten, trugen beide glitzernde Tops, Hotpants und High Heels. Es war kein echter Partnerlook, aber sie sahen doch ähnlich genug aus, dass ich nicht umhinkam, sie in Gedanken zu vergleichen.

Tina sah richtig niedlich aus, wie ein Schulmädchen, das sich zum Ausgehen zurecht gemacht hatte. Ihre etwas mollige Figur und der Schmollmund gaben ihr einen kindlichen Touch, der meinen Beschützerinstinkt weckte. Doch vielleicht lag es auch daran, dass ich ihr Vater war und nichts anderes als mein kleines Mädchen in ihr sehen konnte.

Sarah dagegen war ein echter Hingucker. Groß und schlank hatte sie die Figur und die Maße eines Models. Ihr ausdrucksstarkes, Gesicht mit den ausgeprägten Wangenknochen und dem leicht kantigen Kinn machte sie nicht zu einer umwerfenden Schönheit, aber es hob sie aus jeder Masse heraus. Mit ihren streng schauenden blaugrauen Augen in Verbindung mit dem sportlichen Kurzhaarschnitt erweckte sie den Eindruck, über den Dingen zu stehen und sich jeder Situation stellen zu können.

Ich wunderte mich, wie sehr sie sich innerhalb nur eines Tages mehrfach zu verwandeln schien, und unwillkürlich schob sich ein Bild von letzter Nacht vor mein inneres Auge. Die weichen Züge mit den geröteten Wangen. Niedergeschlagene, verweinte Augen und der halb geöffnete Mund. Wie sie sichtlich erhitzt und aufgewühlt nach Atem und Fassung gerungen hatte. Dies schien eine andere Person gewesen zu sein.

„Was meinst du?“ fraget mich Tina, hob ihre Arme über den Kopf und drehte sich, als stehe sie auf einem Laufsteg.

„Wow, gut seht ihr aus“, komplimentierte ich. Ich biss mir auf die Lippen, um nicht doch noch irgendwelche inquisitorischen Fragen nach ihren Plänen und wann sie zurückkommen wollten zu stellen. Sie waren erwachsen und ich konnte ihnen vertrauen. Und eigentlich ging mich das auch gar nichts an, bläute ich mir ein. Dass meine Tochter mich besuchte und ihre Freundin sie dabei begleitete, gab mir weder das Recht noch die Pflicht, auf sie aufzupassen.

Tina konnte anscheinend trotzdem meine Gedanken lesen, grinste und meinte schnippisch: „Don’t drink and drive. Keine Sorge, Papa, wir haben unsere Lektion gelernt.“

Hatte sie das „wir“ gerade besonders betont? Wusste Tina von der Episode vergangene Nacht zwischen Sarah und mir? Natürlich lag es im Bereich des Möglichen, dass sich die beiden engen Freundinnen vertraut unterhielten und Geheimnisse miteinander teilten. Zu was machte das mich in ihren Augen?

Ich schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben. Darüber nachzudenken, würde mich auf eine gefährliche Bahn lenken. Ich stellte ein mentales Stoppschild auf und nahm mir vor, nicht darüber nachzugrübeln.

Sie verabschiedeten sich, stiegen in den pinkfarbenen Flitzer und brausten davon. Ich winkte ihnen von der Terrasse aus nach.

Drinnen spülte ich ab und räumte auf. Als alles erledigt war, schenkte ich mir einen Whiskey ein und fuhr mit dem Lesen des Romans fort, bis mir die Augen zuzufallen drohten.

Zu meinem beträchtlichen Missvergnügen fand ich keinen Schlaf, als ich tatsächlich im Bett lag. Ich wälzte mich hin und her. Im Vergleich zu meinem beschaulichen Leben der letzten Jahre waren die vergangenen 24 Stunden eine wahre Achterbahnfahrt gewesen. Ich war mir nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Und was würde daraus werden?

Ich musste doch eingenickt sein. Das Geräusch eines Wagens, der über den Kies rollte, schreckte mich auf. Das grelle Licht von Scheinwerfern huschte über die Zimmerdecke. Ich ging ans Fenster und sah unten ein Taxi, aus dem die beiden Mädels ausstiegen. Sie wirkten bester Laune und gingen Arm in Arm zur Haustür.

Tina musste gespürt haben, dass ich sie beobachtete. Sie sah zu mir hoch, grinste breit und machte mit zwei Fingern das Victory-Zeichen. Dann verschwanden sie aus meinem Blickfeld.

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