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Chapter 3 by Prolog Prolog

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Die Schule

Die Fahrt zur Küste war nicht lang. Die beiden schweigsamen Männer, die sie mit einer schicken neuen Elektrolimosine abgeholt hatten, brachten sie zum Hafen und setzten sie mit 19 anderen Achtzehnjährigen in ein die Passagierkabine eines großen Boot. Der Mangel an Fenstern sollte wohl das innere einer Rakete simulieren oder man hatte einfach nicht daran gedacht, dass die Passagiere vielleicht auch etwas von der Aussicht haben wollten. So waren sie erstmal dazu , sich miteinander zu beschäftigen. Das hieß die anderen waren dazu . Sina musste erstmal der Kanne Tee Güte tun und auf die Toilette verschwinden. Als sie rauskam stolperte sie in einen jungen Mann, der sich offensichtlich selbst nach den hiesigen Örtlichkeiten umgesehen hatte.

"Hi", sagte er grinsend, nachdem er sie aufgefangen hatte. Sie wurde rot.

"Ähh, ist das hier nicht die Frauentoilette", erwiderte sie das erste was ihr einfiel. Ohne dass sein Grinsen abnahm deutete er auf das Schild der nach innen offenen Tür, das beide Geschlechter zeigte.

"Unisex", erklärte er unnötigerweise. Kurz verwünschte sie sich, bemühte sich allerdings wieder die Fassung zu gewinnen.

"Ich bin Sina", erklärte sie ihm und strich ihre eigentlich nach wie vor faltenfreie Kleidung glatt. "Und danke übrigens fürs Auffangen." Ihr Gegenüber deutete eine huldvolle Verbeugung an.

"Patrick, zu Diensten." Jetzt musste sie auch grinsen. Wenigstens von einem ihrer Mitschüler wusste sie bereits, dass er sympathisch war.

"Ich darf doch", fragte er und warf einen vielsagenden Blick auf die Kabine hinter ihm.

"Oh natürlich." Sie trat schnell zur Seite und ließ ihn vorbei. Danach beeilte sie sich mit dem Händewaschen. Es war doch ein seltsamer Gedanke, dass kaum drei Meter hinter ihr gerade ein männliches Wesen war, das keine Hose trug. Hoffentlich war das in der Schule nicht auch so. Sie erwog kurz das ihren Eltern gegenüber in einer Nachricht zu erwähnen, um sie zu schockieren, verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Zum einen, weil das dann doch zu viel für ihre eingefrorene Sichtweise gewesen wäre, zum anderen weil sie ihnen die Handys bereits am Kai weggenommen hatten. Sie schluckte vernehmlich, bei dem Gedanken daran, dass sie nun in der Tat völlig isoliert war. Für 4 Jahre. Vielleicht hätte sie sich doch ausgiebiger von ihren Eltern verabschieden sollen als mit einer kurzen Umarmung, einen gehauchten Kuss auf die Wange und den paar Standartfloskeln, die ihnen eingefallen waren. Sie hatte zwar die ganzen vergangenen Wochen seit der Zusage auf diesen Tag hingefiebert, doch erst jetzt, wo er da war, wurde ihr erst so richtig bewusst, worauf sie sich da eingelassen hatte. Sie verließ die Toilette und verdrägte ihre aufgeflammte Angst. Sie hatte sich dazu entschieden und jetzt würde sie es auch durchziehen. Einen weiteren Tiefschlag verpasste ihr die Erkenntnis, dass sie von nun an wohl auch auf einsame Duschen verzichten müsste. Es gab in der Schule sicherlich Gemeinschaftsbäder, wenn auch zumindest hoffentlich nach dem Geschlecht getrennt. Das hieß auch, dass ihre gelegentlichen Streicheleinheiten wohl der Vergangenheit angehörten. Sie fragte sich wie ihre Mitschülerinnen das wohl machten. Oder fehlten denen einfach die nötigen Hemmungen für solche Sorgen. Augenblicklich bekam sie wieder ein schlechtes Gewissen. Sich über so etwas Gedanken zu machen. Das war doch pervers. Sie sehnte sich nach ihrer Freundin Michaela. Gewöhnlich hätte sie mit ihr über solche Sachen reden können. Michaela hätte kurz darüber gelacht und dann erzählt, was sie so unter pervers verstand. Das wäre Sina zwar unangenehm gewesen, doch auf eine seltsame art auch erheiternd und ihre ganzen Sorgen wären vergessen. Doch Michaela war nicht hier. Von jetzt auf gleich hatte sie niemanden mehr. Ihre "engste" Bekanntschaft beschränkte sich auf einen unabsichtlichen Rempler auf der Toilette. Sie fühlte sich plötzlich sehr einsam. Sie schob auch diese Überlegungen energisch beiseite und trat wieder zu ihren Mitschülern.

Tatsächlich war die Fahrt ohne Fenster gar nicht so langweilig wie befürchtet. Die anderen waren allesamt gesellig und nett, bis auf Marie, die mit ihrer Modellmaße jedes Mädchen und selbst die meisten Jungen überragte, rotblonde Haare hatte und ehrlich gesagt recht abgehoben und arrogant wirkte. Abgesehen davon kristallisierten sich noch zwei weitere Auffälligkeiten heraus. Die weiblichen Passagiere waren allesamt als überdurchschnittlich attraktiv zu bezeichnen - zumindest aus Sinas Sicht - und überall im Innenraum waren Kameras angebracht. Sie schob das erste auf einen Zufall und das zweite lag bestimmt daran, dass das ganze immer noch ein Experiment war. Dennoch fühlte sie sich beobachtet. Hoffentlich war das in der Schule nicht auch so.

Das Schiff legte in den frühen Abendstunden an. Sie alle traten erleichtert, dem fensterlosen Innenraum zu entkommen, auf den schmalen Pier und staunten dann nicht schlecht, als sie vor einer gewaltigen Kuppel standen. Von der restlichen Insel selbst war nur ein schmaler Streifen Küste zu sehen, der mal breiter, mal schmaler wurde und gelegentlich sogar ganz verschwand. Abgesehen davon gab es nur noch das endlose Meer. Keine anderen Schiffe oder die Sillouette von Landmassen. Sie waren wirklich vollkommen allein im Ozean. Ratlos blickten sie sich um. Niemand kam zu ihnen, um ihnen zu entklären, was jetzt folgte. Sie waren auch die einzigen, die das Boot verlassen hatten. Wenn sie es recht bedachte, hatte sie überhaupt keinen Hinweis, ob es überhaupt einen Steuermann gab. Vielleicht funktionierte es ja auch autonom. Sie versuchte gerade zu entscheiden, ob die stromlinienförmig geschnittene Bugspitze wohl als Cockpit taugte, als sich in der Kuppel plötzlich eine Tür zur Seite hin öffnete und den Eingang zu einem Raum, groß genug für 20 Leute, freigab. Nach kurzem allgemeinen Zögern setzte sich schließlich Maria augenverdrehend in Bewegung und sie folgten ihr. Der Raum selbst schien wiederum keinen Ausgang zu bieten, nur ein rot leuchtendes Licht. Jemand musste sie allerdings beobachten, oder vielleicht war auch nur ein Sensor im Spiel, denn sobald der letzte den Raum betrat schloss sich die Tür hinter ihnen wieder. Ein vernehmliches Zischen ertönte und das Licht wechselte auf Gelb. Natürlich. In der Broschüre hatte gestanden, dass im Inneren des Habitats ein eigener Luftkreislauf existierte, der die Umstände auf dem Mars besser nachbilden sollte. Jetzt baute man in dieser Kammer einen Überdruck auf, um die durch die Tür eingeströmte Luft von draußen vermutlich durch Lüftungsschlitze wieder nach darußen zu drängen. Natürlich ein unglaublich unsinniges Verfahren, wenn man bedachte, dass draußen wie hoffentlich drinnen, atembare Luft verfügbar war, aber es ging ja in erster Linie um die Simulation. Vorsichtig nahm sie einen tiefen Atemzug in dem Bewusstsein, dass dies die Luft war, die sie für die nächsten 4 Jahre atmen sollte. Bei diesem Gedanken wurde ihr etwas schwindelig und sogleich spürte sie die Aufregung wieder hochkochen. Jedes Häärchen auf ihrem Körper stellte sich auf und ein leichtes Zittern erfasste sie. Dann wechselte das Licht auf Grün und mit einem weiteren Zischen glitt die Wand vor ihnen wiederum zur Seite und öffnete den Blick auf einen hell erleuchteten weißen Korridor mit mehreren Abzweigungen nahe beieinander links und rechts. Sie atmete schneller als gewohnt und musste einen Moment die Augen zusammenkneifen, bis sich ihr Herzschlag beruhigt hatte. Ein Blick reichte ihr um zu sehen, dass es den anderen ähnlich gegangen war. Selbst Maria wirkte etwas derangiert. Vielleicht lag es ja auch zum Teil an der Luft. Möglicherweise war der Sauerstoffanteil anders bemessen oder so etwas. Erleichtert merkte sie, dass der Schwindel, das Zittern und auch die Gänsehaut abklangen. Nur die Aufregung blieb, aber das war sie ja bereits gewöhnt. Wenn sie jedoch auch deutlich an Intensität gewonnen hatte. Nacheinander traten alle in den Korridor uns sahen sich um. Diesmal waren die Anweisungen unmissverständlich. Über jeder der Abzweigungen stand ein Name. Neugierig folgte sie der ihren und stieß auf eine kleine Nische in der auf einem Beistelltisch Kleidung lag. Schnell blickte sie sich um, ob man mich vom Korridor aus sehen könnte, doch der Gang hatte einen Knick gemacht. Dann wandte sie sich der Anziehsachen zu. Es handelte sich um einen Zweiteiler, ganz in Weiß gehalten. Verwirrend war in erster Linie, dass auch Unterwäsche dabei war. Ein Slip, der den Bluthochdruck ihrer Mutter sicherlich in unermessliche Höhen gestoßen hätte, da er nicht das gesamte Hinterteil bedeckte und zudem beinahe schon etwas durchscheinend war, und ein BH, der erstmal nicht weiter besonders schien. Auch diese beiden Teile waren völlig in weiß gehalten. Nach einem weiteren Blick nach hinten zog sich Sina schnell aus. Sie kam sich sehr verrrucht vor, als sie die neue Unterwäsche anzog, es war schon eine gewaltige Veränderung für ihre Verhältnisse, und musste daraufhin feststellen, dass der Zweiteiler recht eng saß. Körperbetont war sicherlich kein Ausdruck mehr. Ihre Mutter wäre glatt in Ohnmacht gefallen. Ohne die Unterwäsche würden sich vermutlich all ihre Konturen abzeichnen. Sie brauchte eine Weile, um zu entscheiden, was sie jetzt mit ihren alten Sachen machen sollte. Schließlich ließ sie sie einfach auf der Kommode zurück. Immerhin schien man sie sowieso komplett neu einkleiden zu wollen, zumindest hatte in der Zusage gestanden, dass sie auf jegliches Gepäck verzichten sollte, und sie konnte ihre Wäsche ja schlecht offen durch die Gegend schleppen. Etwas unbehaglich kehrte sie zu den anderen zurück und war erleichtert, dass die anderen Mädchen mit derselben Kleidung und demselben unsicheren Gesichtsausdruck in den Korridor traten. Mit einem Mal schlossen sich Türen vor den Abzweigungen der Korridore. Verwirrt blickten sie sich um. Die Männer waren noch nicht zurückgekehrt. Dann jedoch blinkte unmissverständlich ein grüner Pfeil auf dem Boden auf und eine weitere zuvor nicht ersichtliche Tür in der Wand öffnete sich und gab den Blick auf einen Gang frei, der ebenfalls ganz in weiß gehalten war. Sie blickten sich an und folgten dann dem Pfeil. Offensichtlich hatten die Verantwortlichen hier einen ausgesprägten Sinn fürs dramatische. Der Gang machte eine einzige Biegung, dann endete er vor einem großen Tor. Ein rotes Licht deutete überflüssigerweise darauf hin, dass sie das geschlossene Tor bitte nicht durchqueren sollten. Etwas genervt lehte Sina sich an die Wand und sah wie es die anderen Mädchen ihr gleich taten. Offensichtlich sollten sie warten.

Es war nicht viel Zeit vergangen, als das Tor plötzlich mit einem Zischen aufglitt. Mit einem mal brandete Applaus auf, immer wieder durchzogen von vereinzelten Stimmen, und der Blick auf einen gewaltigen Raum wurde frei. Er war rund und am Rand türmten sich Sitzreihen auf. Die hintere immer etwas höher als die vordere. Hunderte von Personen besetzten diese Plätze, die einzig von Treppenaufgängen in regelmäßigen Abständen durchbrochen waren. Der Platz in der Mitte war frei, bis auf einen dunkelhaarigen Mann von vielleicht 30 Jahren, der dort offensichtlich eine Rede hielt. Jedenfalls deutete das Mikrofon in seiner Hand darauf hin. Er blickte in ihre Richtung, lächelte ihnen gewinnend zu und winkte sie heran. Als Sina mit den anderen unbehaglich den Raum betrat, drängte sich ihr unweigerlich der Vergleich mit dem Kolloseum auf. Die Totgeweihten grüßen dich, oh Cesar.

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