Aufstehen

Gabriel wusste nicht, wie viel Zeit seit der Begegnung mit dem Fremden vergangen war. Er lag auf seinem Bett, zusammengekrümmt wie ein Kleinkind. Er hielt sich die Stirn, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Seine Atemzüge kamen in kurzen, unregelmäßigen Stößen, jeder ein Kampf gegen den pulsierenden ****, der von seinem inneren Zentrum in seinen gesamten Leib ausstrahlte. Der Raum um ihn herum schien weit entfernt und hinter einem dichten Nebel verborgen.

Er biss die Zähne zusammen, blinzelte die Tränen aus den Augen und stöhnte, während er sich ****, sich aufzurichten. Seine Arme zitterten, als er sich gegen die Matratze stemmte. Seine Knie waren wackelig, als er seine Beine über die Bettkante schwang. Er hielt unwillkürlich den Atem an, als er versuchte, aufzustehen – ein messerscharfer, widerlicher Krampf durchzog seinen Unterbauch und ließ ihn zurücksacken.

Er blieb sitzen, vornübergebeugt, atmete in langen, ruhigen Zügen, um sich zu sammeln, bis er es ein zweites Mal wagte aufzustehen. Jetzt gelang es.

Er schlurfte ins Bad, sein Körper protestierte bei jedem zögerlichen Schritt. Jede Bewegung sandte einen weiteren Dolchstoß in seine Leisten bis hoch durch seinen Magen, aber er biss die Zähne zusammen und ging weiter. Die Badezimmertür war nur ein paar Schritte entfernt, doch die Entfernung fühlte sich endlos an.

Als er das Waschbecken erreichte, griff er nach den Porzellankanten und klammerte sich fest. Gabriel lehnte sich schwer auf das Becken, noch immer jagte jeder flache Atemzug einen Stich in seinen Unterleib. Sein ganzer Körper schmerzte – seine Rippen, seine Arme, … aber vor allem war da dieser tiefe, pulsierende **** zwischen seinen Beinen. Er stellte seine Füße fest auf die kühlen Bodenfliesen, um sich zu erden. Dann versuchte er zu verstehen, was geschehen war.

Er konnte es kaum glauben: Er hatte den Eindringling überwältigt. Er hatte gewonnen.

Die Erinnerung an den Kampf löste in ihm eine unbeschreibliche Euphorie aus. Und noch etwas anderes … er fragte sich, was für Gefühle da in seinem Inneren erweckt worden waren, und hatte doch gleichzeitig Angst vor der Antwort.

Die Hitze ihrer Körper, die aufeinanderprallten und sich aneinander rieben, der verbissene Widerstand des Diebes, den er niedergekämpft hatte, die verzweifelte, fast animalische Art, wie der Gegner sich gewehrt hatte. Aus dem Widerstreit war eine Art inniger Verbindung erwachsen. Sie hatten etwas geteilt, eine Erfahrung, die sie von allen Menschen auf der Welt abhob.

Gabriel kniff die Augen zusammen. Er war ein Mann der Kontrolle, der Disziplin. Solche Gedanken waren ihm fremd, waren … verboten.

Aber sein eigener Körper verriet ihn – sein Magen verkrampfte sich vor Unbehagen. Unter dem anhaltenden **** war da noch mehr. Etwas, das er nicht zugeben wollte. Noch nicht. Es durfte einfach nicht sein, dass sich die Schmerzen gut anfühlten.

Der Dieb war entkommen. Das sollte seine einzige Sorge sein. Aber die Art, wie sein Atem beschleunigte, wenn er daran dachte, wie sie miteinander gerungen hatten, wie sich seine Finger in die Arme des Mannes gruben, wie er seinen Körper gegen den des unter ihm liegenden Jungen gepresst hatte, wie sein Puls rasend schnell wurde …

Gabriel biss die Zähne zusammen und umklammerte das Waschbecken fester. Genug!

Sein Spiegelbild starrte ihn an – zerzaust und erschüttert. Er musste sich wieder fangen. Er musste beten.