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Chapter 17 by kleinehexe kleinehexe

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Zweifel

Angestrengt ging sie noch einmal ihre Rede durch, welche sie sich zurechtgelegt hatte für die heute stattfindende Beisetzung am Samstagnachmittag. Wenn es etwas bei ihrem Beruf gab, was sie überhaupt nicht mochte, dann war es das. Die Stimmung und die Trauer der Hinterbliebenen erinnerten sie stets auch an ihre eigene Endlichkeit. Für sich selbst hatte sie es immer vermieden, sich mit der Thematik tiefer auseinanderzusetzen. Sie war noch **** und wollte leben. Ja, das Leben genießen. Ihr Leben, das diese Woche so auf den Kopf gestellt worden war. Rückblickend kam es ihr vor, als hätten unsichtbare Kräfte ihre Welt in den letzten Tagen aus den Angeln gehoben. Aber sie wusste natürlich genau, dass die Anwesenden von ihr Worte des Trostes und Beistand im Moment des Abschieds erwarteten. Und das, obwohl für sie selbst nichts mehr war wie vorher. In ihrer Gemeinde. In Ihrer Ehe. In ihrem Leben.

Die letzten Tage waren geprägt von stetiger Einsamkeit und der Unsicherheit ihrer eigenen Zukunft. Es hatte etwas gedauert, bis sie sich unter Schmerzen aufgerappelt hatte, nachdem die Polizisten endlich das Haus verlassen hatten. Der Schock und die Enttäuschung über die Vorwürfe gegenüber Robert saßen einfach zu tief. Auch die Erkenntnis darüber, dass einige Polizisten hier mit der Unterwelt scheinbar gemeinsame Sache machten, war für sie unfassbar. Sie konnte es einfach nicht realisieren, von ihnen erst so behandelt und dann auch noch in ihrem eigenen Arbeitszimmer zusammengeschlagen zu werden. Aber wo hätte sie sich beschweren sollen oder sie anzeigen? Bei der Polizei?

Immer wieder hatte sie in den letzten Tagen innerlich vor Wut kochend darüber nachgedacht, wie es jetzt weiter gehen sollte. Sie hatte zwar nach und nach die Spuren der Durchsuchung im Haus beseitigt, aber dennoch war es jetzt nicht mehr das Leben wie vorher. Robert fehlte ihr. Auch wenn sie die letzten Monate eigentlich nur nebenher gelebt hatten, so war er doch immer da gewesen, wenn sie ihn brauchte. Nur zu gern hätte sie ihn wiedergesehen, um einfach mit ihm zu reden. Aber bei ihrer telefonischen Besuchsanfrage hatte man sie nur abgewimmelt. Es wäre zurzeit nicht möglich, "aus ermittlungstaktischen Gründen", so die knappe Begründung.

Sie hatten ihn einfach aus ihrem Leben gerissen. Ihn ihr weggenommen. Und jetzt sollte sie selbst gleich die richtigen Worte finden beim Abschied der Trauergemeinschaft. Immer wieder hatten sie in den letzten Tagen die Ereignisse dieser Woche Revue passieren lassen. Was war nur geschehen mit ihr? Wieso hatte sie es überhaupt erst passieren lassen? Der üble Cocktail aus dem Erlebten und ihrer Zukunftsangst vermischte sich zu einer frustrierenden Tinktur, die sie zunehmend frustrierte und zweifeln ließ. Wo blieb hier nur die Gerechtigkeit? Und warum gerade sie? Wollte gar Gott sie prüfen? Natürlich hatte sie einen Fehler gemacht, als sie den Fremden nicht abgewiesen und sich ihm stattdessen wollüstig hingegeben hatte. Immer wieder hatte sie sich die Frage gestellt, was in diesem Moment nur in sie gefahren war. Sie hatte Robert betrogen, hier in ihrem eigenen Haus. Ja, sie hasste sich selbst dafür, was sie getan hatte.

Kritisch betrachtete sie in dem großen Spiegel ihr Outfit. Dem Anlass entsprechend, ganz würdevoll und dabei trotzdem elegant, so wie sie es mochte. Sie sah auf die Uhr und wusste, dass es Zeit war. Es war an der Zeit, die richtigen Worte für die Trauernden zu finden.

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