Südwesten

Was Red Monika sah, gefiel ihr ganz und gar nicht. Dieses Ödland war eine einsame Gegend, durch die nur selten Handelskarawanen zogen und noch viel seltenen einzelne Wanderer streiften. Wer sich dem Wagnis aussetzte, dieses gefahrvolle und staubtrockene Land allein zu bereisen, hatte entweder große Schwierigkeiten und viel zu verlieren - so wie sie selbst - oder musste - so wie ihre Verfolger - darauf hoffen, einen großen Gewinn zu machen, denn sonst lohnte sich das Risiko nicht.

Daher betrachtete Red Monika es als kein gutes Zeichen, in dieser Einöde durch scheinbaren Zufall auf andere Reisende zu treffen. Sie nahm zwar nicht an, dass die Menschen, die das Lager im Süden aufgeschlagen hatten, Kopfgeldjäger waren, denn wie hätten sie sie überholen sollen und warum hatten sie sie dann nicht sofort angegriffen? Dennoch waren die Reisenden im Süden sicherlich alles andere als harmlose Wanderer, die einen touristischen Abstecher nach Ordluhn machen wollten, um sich irgendwelche kulturellen Sehenswürdigkeiten anzusehen. Nein, sie beschloss das Lager und seine Bewohner zu meiden, wenn sie es konnte.

Mehr noch beschäftigte sie jedoch die große Kreatur zwischen den Felsen jenseits des Tales. Im rapide abnehmenden Licht des Tages war es selbst für Monikas scharfe Augen schwer einzuschätzen, um was für ein Wesen es sich handelte. Vielleicht war es ein Steintroll, vielleicht auch ein Oger. Sicher war sich die schöne Kopfgeldjägerin nur, dass sie mehr in Erfahrung bringen musste, bevor sie sich für ein Nachtlager entschied. Solange sie keine Klarheit über die Art einer möglichen Bedrohung hatte, konnte sie auch keinen sicheren Schlafplatz auswählen.

Der Mond war bereits aufgegangen, als Red Monika ihre Deckung verließ und durch das nächtliche Tal huschte. Trotz ihrer Müdigkeit und den Strapazen der Reise, war sie immer noch wieselflink und lautlose wie eine Katze. Schnell durchquerte sie das kleine Tal und stieg den kurzen, aber steilen Hang am gegenüberliegenden Hügel mit sicheren Schritten hinauf. Im fahlen Mondlicht zeichneten sich ihr gertenschlanker Körper und die verlockenden Rundungen ihrer prallen Brüste als Schatten vor der Dunkelheit der Umgebung ab.

Schließlich hatte Monika den Hang überwunden und schlich zwischen den Felsen näher an die große Kreatur heran, die ihr den Rücken zugewandt hatte und gegen einen großen Findling gelehnt saß. Neben dem Geschöpf lagen zwei Weinwässer, die aufgebrochen und ausgetrunken worden waren als seien es übergroße Humpen in einer Taverne. Was immer Monika hier vor sich hatte: Das Wesen verfügte offenbar über einen sehr ausgiebigen Durst. Ein herunter gebranntes Feuer mit Spieß sowie einige große, abgenagte Knochen zeugten davon, dass die Kreatur auch schon gespeist hatte. Nun saß das Geschöpf am Felsen und schnarchte laut im Schlaf.

Red Monika fragte sich, ob sie einfach wieder gehen sollte, da das Wesen offenbar keine akute Bedrohung darstellte und schon einen Platz fürs Nachtlager ausgewählt hatte, so dass es unwahrscheinlich erschien, dass es während der Nacht zufällig über Monikas eigenes Schlafplätzchen stolpern würde. Aber die Neugier trieb die rothaarige Schönheit voran. Sie wollte wissen, um was für eine riesenhafte Kreatur es sich genau handelte. Daher schlich sie langsam vorwärts und umrundete den Lagerplatz des Geschöpfes in der Deckung großer Felsen.