Mary-Jane erkundigt sich nach einer Bekannten ihrer Tante

Als Mary-Jane aus der Kutsche aussteigt, sieht sie sich ein wenig beklommen um. Wie anders doch hier im Wilden Westen alles ist als in der großen Stadt im Osten, in der sie im Haus von Tante Pitty liebevoll umsorgt aufgewachsen ist. Sie schüttelt ihre Beklemmung ab, rafft ihr wunderschönes weißes Kleid hoch und überquert die staubige Main Street von Desperado City. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße spricht sie zwei Männer an, die sie lüstern anstarren: „Entschuldigen Sie bitte, Gentlemen! Kennen Sie vielleicht eine Mrs. Jones?“

Die beiden Männer sehen sich kurz an. Dann spuckt der eine Mann ungeniert vor Mary-Jane auf den Boden. „Die einzige Mrs. Jones, die ich kenne, arbeitet drüben im Saloon. Sind sie sicher, dass das die Mrs. Jones ist, zu der sie wollen?“ Mary-Jane zuckt die Achseln und bedankt sich artig bei den beiden Männern. Sie kennt Mrs. Jones nicht persönlich. Sie weiß nur, dass Mrs. Jones eine liebe, alte Bekannte ihrer Tante Pitty ist und dass sie ihr einen Brief von ihrer Tante überbringen soll.

Mary-Jane überquert erneut die Straße und betritt kurze Zeit später den Saloon, in dem um diese Tageszeit nur sehr wenige Gäste anwesend sind. Ohne sich um die gaffenden Männer zu kümmern, geht sie direkt zu dem Barkeeper und erkundigt sich bei ihm nach Mrs. Jones. Der kratzt sich kurz am Kopf, dann antwortet er: „Ach so, du meinst wohl Kate Jones! Hier wird sie von allen nur Cathy genannt. „He, Cathy, komm doch mal rüber! Deine Anwesenheit wird verlangt!“

Eine etwa vierzigjährige, vollbusige und übertrieben grell geschminkte Dame kommt mit sanft wiegenden Hüften auf sie zu. „Was gibt´s denn, Billy?“ fragt sie mit einer tiefen, rauchigen Stimme. Mary-Jane macht einen höflichen Knicks vor ihr und überreicht ihr den Brief ihrer Tante. Cathy öffnet ihn und liest ihn zuerst verwundert und dann zunehmend amüsiert. Schon bei den ersten Zeilen merkt sie, dass der Brief offensichtlich gar nicht für sie gedacht ist, sondern für die alte Mrs. Jones, die schon letztes Jahr von hier fortgezogen ist.

„Hier steht, dass du auf dem Weg nach San Francisco bist, wo dein Onkel James wohnt, und dass ich mich hier ein wenig um dich kümmern soll!“ meint Cathy und sieht Mary-Jane fragend an. Die steht mit gefalteten Händen vor ihr und nickt brav. In ihrem weißen Kleid und mit ihren langen, blonden Haaren sieht sie wirklich wie ein Engel aus. Ihre Kunden würden sich sicher alle zehn Finger nach einem so blutjungen und süßen Ding ablecken. „Komm mit mir, ich zeige Dir alles, was du machen sollst!“ sagt Cathy und legt ihren Arm fürsorglich um die schmalen Schultern des jungen Mädchens ...