
3 Optische Täuschung
Michelle bekommt eine neue Brille
Chapter 1
by Mercadus
Die neue Brille war wie ein Filter aus Vaseline und Panik. Michelle blinzelte. Wieder. Nichts wurde schärfer. Nur die Ahnung von Rändern, die sich bewegten wie Schatten mit Absicht. „Das braucht ein bisschen Gewöhnung“, sagte Thomas. Sein Tonfall war die perfekte Mischung aus Beruhigung und Lüge.
Sie vertraute ihm, weil Vertrauen leichter war als Zweifeln. Der Optiker – ein Mann mit zu weißen Händen – hatte nichts gemerkt. Thomas hatte beim letzten Termin die Karteikarte manipuliert, als Michelle auf dem WC war. Zwei Ziffern geändert. Nur ein Hauch. Aber genug, dass die Welt für sie jetzt ein Schleier war.
Ein theatralisch verschwommener Albtraum in HD. Draußen war es Mittag. Menschen liefen vorbei wie Ideen. Ihre Gesichter: Flecken. Ihre Bewegungen: Geräusche.
„Siehst du die Frau mit dem roten Kleid?“ fragte Thomas.
Michelle drehte sich, ****. „Nicht wirklich… ist sie da?“
„Sie lächelt dich an. Du siehst hübsch aus heute.“
Sie lächelt zurück. Ins Leere. Vielleicht lächelt sie einer Hauswand zu. Vielleicht einem Hund. Vielleicht niemandem. Thomas sieht das. Sieht alles.
Sie, wie sie sich an den Türgriff des Café klammert, nicht ahnend, dass der Mann dahinter sie anstarrt wie Torte in der Theke. Sie, wie sie sich vornüberbeugt im Café, weil sie die Gabel sucht – während ihr Rock hinten hochgerutscht ist. Sie, wie sie glaubt, allein zu sein. Dabeihat sie längst Publikum.
„Es ist, als wärst du ein Geist“, flüstert Thomas an ihrem Hals. „Jeder sieht dich. Und du siehst nichts.“
Michelle lächelt. Nicht sicher, warum. Nur sicher, dass sie will, dass er bleibt.
Und irgendwo zwischen verschwommen und blind beginnt sie, sein Spiel zu mögen.
What's next?
Undurchsichtig Durchsichtig Junges Mädchen bekommt von ihrem Freund eine neue Brille und sieht alles verschwommen
Updated on Apr 30, 2025
Created on Apr 30, 2025
by Mercadus
- All Comments
- Chapter Comments