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Chapter 3 by Daemony Daemony

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Der nächtliche Besucher

Als sie das leise Tappen von der anderen Seite der alten verborgenen Pforte hörte, machte ihr Herz einen Sprung. Aufgeregt zog sie den massiven Eisenriegel zurück, um den Besucher einzulassen. Der Riegel sah schwer und verrostet aus, doch sie hatte sich vor einiger Zeit schon große Mühe gegeben, ihn ausgiebig einzuölen, sodass er nun leicht und nahezu geräuschlos zur Seite glitt. Die schmale Tür schwang auf und da war er: Angelo.

Schwester Sabina hielt den Atem an, als eine schattengleiche Gestalt in den Durchgang trat, wie ein Scherenschnitt vor dem silbernen Sternenlicht, das die Welt rings um das Kloster in einen märchenhaften Schimmer hüllte. Doch sein junges, markantes Gesicht würde sie auch in völliger Dunkelheit erkennen. Seine Augen, dunkel und tief wie der nächtliche Himmel, suchten sofort den Blick der Nonne, und für einen kurzen Moment schien die Zeit stillzustehen.

Angelo war groß und schlank, mit einem kräftigen, wenn auch noch jugendlichen Körperbau, der von der harten Arbeit auf den Feldern geformt worden war. Seine Kleidung war einfach, eine grobe Leinenhose und ein abgetragenes Hemd, das trotz der kühlen Nachtluft nur locker und weit aufgeknöpft über seiner Brust hing. Ein Schal aus dunkelblauer Baumwolle lag lose um seinen Hals gewickelt, halb zum Schutz vor der Kälte, halb um sein Gesicht zu verbergen, falls ihn jemand auf dem Weg zum Kloster gesehen hätte.

Sein langes Haar, dunkel und leicht zerzaust, fiel ihm in die Stirn, und er strich es nervös zurück, während er in den Garten trat. Der Geruch von Erde und frischem Grün hing noch an ihm, ein beruhigendes Aroma, das Sabina an die Außenwelt erinnerte, die sie so selten sah.

„Schwester Sabina, wie froh bin ich, euch wiederzutreffen“, flüsterte er, seine Stimme tief und ein wenig rau. „Ich habe es geschafft, ohne dass mich jemand gesehen hat.“

Ein leichtes Beben durchlief Sabinas Leib. Ihr war wohl bewusst, dass sie sich nicht nur wegen der Heimlichkeit unwohl fühlte. Sie kämpfte mit ihren überbordenden Gefühlen – der Aufregung, der Angst und etwas anderem, das sie nicht ganz benennen konnte. Seit Tagen hatte sie auf diesen Moment gewartet, jeden Schritt im Voraus durchdacht, und doch fühlte sie sich nun unvorbereitet, als sie ihm in die Augen sah.

„Angelo“, antwortete sie leise. Ihre Stimme klang zittriger, als sie gehofft hatte. „Du bist gekommen.“

"Wie hätte ich nicht kommen können? Von dem Augenblick an, als ich dich zum ersten Mal gesehen hatte, wusste ich, dass wir uns so viel zu geben haben."

Sabina schmunzelte, als sie an ihre erste Begegnung zurückdachte. Angelo war der neue Gehilfe des Gemüsebauern, der die geringen Überschüsse des Klostergartens abnahm und dafür Früchte lieferte, die dort nicht wuchsen. Trotz seiner Jugend hatte Angelo bewiesen, dass er nicht nur schwer anpacken konnte, sondern auch einen schlauen Kopf hatte. So ließ ihn der Bauern die Lieferungen allein erledigen. Schwester Sabina hatte umgekehrt die Aufgabe, die Qualität der Ware zu kontrollieren und eine eventuelle Differenz im Wert der abgegebenen und erworbenen Produkte auszuzahlen. So standen sie sich eines Tages am Tor gegenüber, wo Angelo seinen Karren ablud.

Obwohl sie sich zuvor nicht kannten, hatte sofort eine seltsam knisternde Atmosphäre zwischen ihnen geherrscht. Und anstatt ihn zurechtzuweisen und ihm den frechen Ton zu verbieten, hatte Sabina unreif gekichert, als er ein Prachtexemplar an Gurke in den Händen wog und meinte: "Das wäre doch bestimmt etwas für euch, Schwester. Ich könnte mir vorstellen, ihr mögt sie hart und dick."

Dann reichte er ihr das lange Gemüse mit der Spitze voraus. Dabei angelte er eine Feige aus einem Körbchen und begann, daran provokant zu knabbern und zu lutschen.

Seither hatten sie bei jeder seiner täglichen Lieferungen immer vertrauerter miteinander gesprochen. Für jemanden, der zufällig mithörte, hätte es merkwürdig aber unverfänglich geklungen, wenn Angelo Sabina anbot, ihr den Acker zu pflügen, oder wenn er vorschlug, ihr zu zeigen, wo sie besonders große Rettiche und Nüsse finden könnte.

Genauso verklausuliert hatte sie ihm angedeutet, dass sie ihn hier allein treffen wollte. Bis zuletzt war sie unsicher gewesen, ob er ihre Botschaft auch richtig verstanden hatte. Und nun war er da!

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