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Chapter 9 by Caranthyr Caranthyr

Schafft sie es bis zu ihrem Prinzen?

Auf Socken durch die Nacht

Immer weiter rannte Finja auf ihren schwarzen Socken in die nächtliche Stille, doch bald schon musste sie ihrem viel zu hohen Tempo Tribut zollen. Völlig außer Atem blieb sie stehen, mit ausgebreiteten Armen streckte sie ihr Genick in die Höhe, wild und euphorisch lachte sie die Nacht an. "Juuuuhu, ich habs geschafft!" jubelte sie. Mit sich und der Welt zufrieden trottete sie gemächlich zur Hauptstraße. Die mochte sie nicht, viel zu viele Autos fuhren hier, womöglich konnte sie noch jemand erkennen! Darum trabte sie nun, wenn auch in gemütlichem Tempo. Diesen Weg kannte sie ganz genau, unzählige Male schon radelte sie diese Strecke entlang, aber in dieser warmen, ruhigen Sommernacht war alles ganz anders. Federleicht wie ein Vogel fühlte sie sich hier draußen. Tief sog sie die warme Nachtluft in sich ein, sie schmeckte grenzenlos frei, ihr Gesicht strahlte vor Glück.

Nach einer ganzen Weile kam sie plötzlich an ihrem Gymnasium an - verdutzt blieb sie stehen. Ohne es wirklich zu realisieren lief sie ihren Schulweg, und das war nicht wirklich der direkte Weg zum Hafen. Hatte ihre Schule sie etwa gerufen?? Eine Weile betrachtete sie das große nachtgraue Gebäude - Schule hatte ihr eigentlich Spaß gemacht, sie war auch wirklich gut. Hm, mit ihrem Abitur würde es jetzt wohl nichts mehr werden, eigentlich gefiel ihr das gar nicht. Vorwurfsvoll schauten die Fenster des Gebäudes auf sie herab, als ob sie mit ihr schimpfen würden, oder war es tatsächlich so?? Finja war sich da plötzlich gar nicht mehr so sicher. Doch im nächsten Moment spürte sie die erniedrigenden Worte ihrer Tante und Mama in all ihren Gliedern, allein der Gedanke daran erzeugte in ihr Bauchschmerzen. "Ach Scheiß drauf" sagte sie laut, "SCHEISS DRAUF!!!" schrie sie mit verkrampften Muskeln so laut sie nur konnte, genau in Richtung des Schulgebäudes. Ja, sie kämpfte, und es war ein harter Kampf. Doch am Ende gewann sie ihn - nach ihrem Sieg rannte sie los, so schnell sie nur konnte, so als flöhe sie heute Nacht ein zweites Mal - dieses mal vor der Schule und eigentlich auch vor ihrer Zukunft.

Je näher sie ihrem Ziel kam, desto euphorischer fühlte sie sich, die ganze Zeit rannte sie. Endlich erreichte sie den Hafen, von hier aus brauchte sie noch an die zehn Minuten. In einer dunklen Ecke zückte sie ihr Smartphone aus dem Rucksack, "Bin in zehn Minuten da! Ich freu mich so!" schrieb sie außer Atem und schweißnass. "Wow, wie wunderbar, ich liebe dich!" kam prompt Johanns Antwort. "Ich dich auch!" antwortete Finja. Wahnsinn, wie sie sich auf ihn freute, ihr ganzer Körper schüttelte sich vor Glücksgefühl. Noch um eine Ecke herum, und dann sah sie die Princess - und ihn!!! Ganz allein stand er da neben der Landungsbrücke! Offenbar hatte er sie bereits gesehen, denn er winkte ihr freudestrahlend ausladend zu. Und nun hielt sie nichts mehr, wie ein Wirbelwind raste sie los, genau auf ihren Prinzen zu! Der hielt seine Arme weit geöffnet, glücklich lächelte er ihr entgegen. Beim Laufen juchzte und hüpfte sie wie verrückt, ihr Herz überschlug sich. Mit einem riesigen Satz sprang sie im hohen Bogen schwungvoll in seine Arme, wie eine Äffin klemmte sie ihre Beine um seine Hüften. Mühelos fing er sie auf, er war wirklich ein Felsen - kein Wunder, er war kräftig, und Finja das reinste Fliegengewicht. Leidenschaftlich küsste er sie, wild und feurig tanzten ihre Zungen. Ganz eng schlüpfte sie an ihn ran, vor Glück weinte sie, ihr ganzes Gesicht war voller Schweiß und Tränen. "Ooohhh mein Prinz, jetzt bin ich bei dir!", juchzte sie weinend und lachend zugleich, nachdem sich ihre Lippen nach einer gefühlten Ewigkeit wieder gelöst hatten. Auch er wirkte (gespielt) glücklich und gelöst, "Ja, jetzt gehörst du mir, ich lass dich niemals mehr gehen!", und er meinte es so, wie er es sagte.

"Komm mit, jetzt reisen wir um die Weltmeere, nur du und ich!". Hand in Hand ging er mit ihr über die Landungsbrücke. Kaum waren sie an Bord, zogen Mariusz und Muriel den Steg ein. "Darf ich dir behilflich sein, meine wundervolle Prinzessin?" fragte er, dabei machte er Anstalten, ihr den Rucksack abzunehmen. "Wieso? Naja ok..." sagte Finja ein wenig überrascht, denn sie verstand nicht, warum sie ihn nicht tragen sollte. Doch anderseits legte sie ihr ganzes Leben doch sowieso in seine Hand, wieso nur war so plötzlich so misstrauisch? Nun rügte sie sich selbst für diese Gedanken. Lieb lächelnd gab sie ihm den Rucksack. Nachdem er ihn in einer Klappe verstaut hatte, nahm er sie fest in seine Hand, voller Freude folgte sie ihm die Treppe hinauf, und schon waren sie in seiner Kommandobrücke. Fest im Boden verankert stand ein total schicker brauner Ledersessel vor einer ganzen Reihe an Armaturen und Hebeln. Daneben war nur die Edelstahlstange zu sehen, auf der eigentlich ein zweiter Sessel gehörte.

Ohne Umschweife lies er sich in den Sessel fallen, ihre Hand ließ er dabei nicht los. Charmant lächelte er sie an, wortlos klopfte er mit seiner flachen Hand auf seine Schenkel - und Finja verstand, was er wollte. Ihm zugewandt kniete sie sich breitbeinig auf den Sessel. Die Lehnen waren weit, so fanden ihre Knie und Unterschenkel bequem Platz links und rechts neben seinen Beinen. "Mmmmmm" schnurrte Finja, erst mal setzte sie sich auf seine Jeans, gleich darauf schlüpfte sie hautnah an ihn ran. In dem Moment hallte Mariusz' Stimme aus einem Lautsprecher, "Das Schiff ist bereit, Maschinen sind startklar!". "Verstanden, auf gute Fahrt, Mariusz" antwortete Johann. Gleich darauf betätigte er einige Hebel an den Armaturen, und einen Moment später dröhnten leise die Motoren der Princess. Glücklich und zufrieden lehnte Finja sich an seine Brust, es war sooo schön, jetzt hatte sie ihn ganz für sich allein, weder Pia noch Mama konnten ihr ihn noch wegnehmen, sie würde ihm folgen, wohin auch immer. Mit seiner freien Hand streichelte er ihren Nacken, während er hochkonzentriert das Schiff durch den nächtlichen Hamburger Hafen manövrierte. Nach einer Weile fragte Finja ihn verwundert "Ich dachte, du wolltest erst morgen losfahren". Johann küste sie zärtlich, "Ja schon, aber überleg doch mal, spätestens morgen früh wird deine Mutter und ihre ganze Bagage dort stehen, wo bis gerade eben noch das Schiff anlegte - deine Freundin Pia wird das denen ganz sicher verraten." Daran hatte Finja noch gar nicht gedacht, "Stimmt! Du bist wirklich gut. Oh ja, da will ich nie nie wieder zurück!". Nochmals nickte er, "Siehste?", gleich darauf küsste er sie erneut, und Finja schnurrte wie eine Katze. Es war schon halb drei, nur selten ist Finja bisher so lange aufgeblieben, aber heute war ja auch ein besonderer Tag!

Unterdessen holten Muriel und Mariusz draußen an Deck Finjas Rucksack aus der Klappe heraus. Gespannt öffnete Muriel ihn, Mariusz schaute neugierig über ihre Schulter - was da wohl drin steckte?? Zuerst mal holte Muriel das Smartphone in der hellrosafarbenen Lederhülle heraus. Aus der Smartphone-Hülle zückte sie ein Foto von Finja und einem anderen Mädchen. Interessiert drehte sie es - auf der Rückseite stand in mädchenhafter Handschrift "Pia & Finja - best friends forever!" mit lauter Herzen drumherum versehen. Hässlich lachte sie, "Kannste vergessen, deine Pia wirste nie wiedersehen, du Dummerchen!" lachte Muriel. Schelmisch grinste sie Mariusz an, "Du oder ich?". "Bitte sehr, dein Part" antwortete Mariusz mit einem ebenso breiten Grinsen. Mit dem Smartphone und dem Foto in der rosafarbenen Hülle in ihrer rechten Hand holte Muriel aus, langsam zählte sie, "Eins... zwei... drei!", der Motorenlärm des Schiffes übertönte das Plätschern, schnell sank das Smartphone in die nachtschwarze Elbe hinab. Als nächstes durchwühlten sie ihren Geldbeutel. Lächerliche fünf Euro befanden sich darin, aber vor allem ihr wertvoller Ausweis. Den steckte Mariusz sich natürlich in seine Hosentasche. Leise lachte er, dieses Blondchen sollte ihn niemals mehr zurückbekommen, das war sicher! Den zerfledderten Blumenstrauß ließen sie mit dem um den Ausweis erleichterten Geldbeutel im Rucksack.

Was macht Johann nun mit Finja?

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