Der Teich

Der Teich

Beobachtungen aus den Bergen

Chapter 1 by knurpslquorg knurpslquorg

Vögel fliegen im Winter nach Süden, Schlangen häuten sich, Bären gehen in den Winterschlaf. So ähnlich ist es auch mit überarbeiteten Anwälten. Irgendwann erreichte ich einen Punkt, an dem das Streben nach Reichtum und Gerechtigkeit mehr von mir verlangte, als ich zu geben bereit war.
Viele andere arbeiten einfach weiter, manche tauschen den täglichen Arbeitskampf gegen ein Leben im Wald - mit Internetanschluss und Laptop. Hinfort ist die langweilige Bürde, Dinge für andere schreiben zu müssen, dafür hat man den langweiligen Luxus, Dinge für sich selber schreiben zu können.
Ich habe meine juristische Karriere angefangen, um meine Schreibkünste zu verbessern, und ich habe sie aus dem selben Grund auch wieder beendet. Dass Anwaltsschreiben und Kurzgeschichten nicht das gleiche sind merkte ich schon früh in meiner Laufbahn, ich entkam im reifen Alter von 32. Ich verließ Frankfurt und die Börse nach ein paar sehr erfolgreichen Jahren und legte mir eine Berghütte im Schwarzwald zu. Zu der Hütte gehörten 10 Hektar Wald, alles auf knapp 1100 Meter Höhe gelegen.
Ich hatte eine kleine, moderne Küche, ein großes Wohn- und Schlafzimmer, einen kleinen Arbeitsraum, in dem ich mich zum Schreiben zurückzog und eine Terrasse, von der aus ich mein Land überblicken konnte. Das Haus hatte vorher einem Anwalt aus Stuttgart gehört, aber der hat es kaum genutzt. Er hat mir gesagt, dass es irgendwo auf dem Gelände einen kleinen Teich gab, und ich beschloss, bei Gelegenheit mal herauszufinden, wo der Teich war.
Die nächste Ortschaft war vielleicht zehn Autominuten entfernt und bestand im Wesentlichen aus aus einer Tankstelle, einem Supermarkt und einem kleinen Gasthaus.
Ich verbrachte eine großartige erste Woche in meiner Hütte, ohne Telefon und Internet (Dank der Telekom), und ohne dass mich jemand sonst störte. In der Woche habe ich ganze vier Seiten geschrieben. Ich hatte schnell bemerkt, dass die Nächte im Schwarzwald ein weiterer Bonus der Abgeschiedenheit waren. Wenn der Mond nicht schien war die Nacht so finster, wie man es in der Stadt nie erleben konnte. Selbst wenn viele Sterne zu sehen waren dauerte es nachts ein paar Minuten, bis meine Augen sich an die Verhältnisse gewöhnt hatten und ich auch nur einzelne Bäume erkennen konnte. Wenn der Mond schien war es fast hell genug, um nachts draußen auf der Terrasse zu lesen.
Aus einer Laune heraus bestellte ich ein teures Teleskop bei Amazon, das ich für teuer Geld per Express liefern ließ. Ich hatte jetzte etwas, das mich vom Schreiben ablenkte. Und ich sollte bald noch etwas anderes entdecken.

Wie geht es weiter?

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